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Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Titel: Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Winter
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seines Fells nicht mehr so rot war, wie es sich gehörte. In einem Anfall von Übermut sprang er wieder hinunter, ließ die weißen Federn auffliegen, ließ sich fallen und rollte sich hin und her, bis er von Kopf bis Fuß weiß war.
    Dann erst spürte er es. Das Zeug war nicht nur kalt, es war auch nass! Panisch hüpfte er über die weite weiße Fläche, bis er unter dem Vordach eines Schuppens ein Plätzchen fand, das nicht weiß bestäubt war. Er schüttelte die weißen Kristalle aus seinem Pelz, streckte jede Pfote weit von sich, wedelte sie hin und her und hatte das Gefühl, einer besonders tückischen Gefahr mit Müh und Not entronnen zu sein.
    Und dann sah er auf der anderen Straßenseite etwas Schwarzes, das sich aufbäumte wie ein Wiesel, während es durch das Weiße pflügte.
    Auch Garibaldi schüttelte die Gliedmaßen sorgfältig aus, als er unter dem Dach angelangt war, und nieste verächtlich.
    »Scheiß-Schnee«, maulte er.
    »Scheiß was?«, fragte Filou zurück.
    »Schnee! Verdammter Scheiß-Schnee! Wer braucht so was?«
    Präziseres konnte man von Garibaldi nicht erwarten.
    »Das macht dich tot, wenn du nicht aufpasst!«
    Filou mochte nicht widersprechen. Ihm war das, was Garibaldi Schnee genannt hatte, nur im ersten Moment freundlich und weich vorgekommen – bevor es nass, kalt und feindlich wurde.
    Doch was war nur mit dem Einäugigen los? Der Schwarze wirkte verlegen. Mal putzte er sich das Ohr, mal fixierte er eine Vorderpfote mit seinem gesunden Auge, als ob er sie am Weglaufen hindern müsste. Filou blickte amüsiert zu ihm hinüber, aber Garibaldi wich seinem Blick aus. Endlich räusperte er sich.
    »Du sollst mitkommen«, sagte er. »Befehl vom Chef.«
    Magnifico? Der hatte es trocken und warm im Schuppen hinter der Bäckerei, dachte Filou, der war bestimmt nicht so blöd, bei diesem Wetter rauszugehen. Dennoch folgte er dem Schwarzen.

    Vor dem Bäcker hockte ein Trupp Amseln, die im Schnee nach Brotkrumen pickten. Sie flogen erst auf, als Garibaldi sich hinkauerte, um sie anzuspringen. »Man muss nehmen, was man kriegen kann, um diese Jahreszeit«, brummte er.
    Der Weg durch die Hofeinfahrt war freigeräumt, sodass man sich auf dem Weg zum Schuppen in aller Ruhe die Pfoten ausschütteln konnte. Die beiden Kater schlüpften durch einen Spalt neben der Schuppentür hinein ins Dämmerlicht. Es war still hier drin, nur im Gebälk knackte und knisterte es, und Filou glaubte, das Ticken eines Holzbocks zu hören.
    Verständlich, dass Magnifico hier sein Winterlager aufschlug. Der Schuppen hatte alles, was ein Wohnquartier angenehm machte: Links von der Tür stapelte sich duftendes Brennholz bis fast zum Dach, ganz vorne lag eine dicke Lage alter Mehlsäcke, auch für Mäuse attraktiv und deshalb doppelt anziehend für Katzen. Dahinter hatte man die Gartenmöbel eingelagert, und an der Stirnseite des Schuppens stand die Krönung: eine alte Kutsche aus Holz, mit Sitzen aus rotem Leder. Filou setzte sich ehrfürchtig auf die Hinterläufe und bewunderte den Königsthron, der nur einem wie Magnifico gebührte.
    Ein Laut schreckte ihn auf. Jemand nieste, der sich in der Kutsche zu befinden schien. Garibaldi schüttelte den dicken Kopf und trottete voraus. Filou folgte ihm. Und da war Magnifico – er lag in der Kutsche auf einer Decke, die jemand über den Sitz gebreitet hatte. Aus der Nähe sah man, wie abgemagert der Alte war. Das Fell war stumpf, Augen und Nase schleimverkrustet.
    »Nicht näher kommen«, krächzte der Alte. »Verabschieden kann ich mich auch so.«
    Filou hockte sich neben Garibaldi vor die Kutsche.
    »Du gefällst mir, roter Bruder«, flüsterte der Alte nach einer Weile, nachdem er sich von einem heftigen Hustenanfall erholt hatte. »Du hast dich gut gemacht. Obwohl du keiner von uns bist.«
    Filou fuhr hoch und wollte widersprechen, aber Garibaldi legte ihm warnend die Pfote auf den Arm.
    »Nein, du bist keiner von uns.« Magnifico war kaum noch zu verstehen. »Aber du hast eine große Zukunft. Und deshalb …«
    Der Alte rang nach Luft. Filou spürte Garibaldi neben sich unruhig werden.
    »Wenn ich nicht mehr bin …«
    Filou wollte etwas Beruhigendes sagen. Etwas Tröstendes. Etwas, das dem Alten guttat. Aber wieder legte Garibaldi die Pfote auf seinen Arm.
    Magnificos nächsten Satz erstickte ein Hustenanfall. »Du sollst wissen …«, brachte er noch heraus. »Ich möchte, dass du …« Wieder Husten. Vergeblich versuchte der Alte, etwas zu sagen. Seine Stimme wurde

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