Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)
würdest zurückkommen!« Sie ging auf die Knie und nahm ihn auf den Arm. Diesmal verstand er, warum sie weinte.
Und dann brach das Chaos aus. Lucrezia machte einen Buckel und schenkte ihm einen scheelen Blick, als er Josephine und die Kleinen in das warme Zimmer stupste. Ivonne war aufgesprungen und rang die Hände. Nur Frederick blieb sitzen und sah der kleinen Prozession zu, die zielstrebig zum wärmenden Kamin pilgerte.
»Die sind ja ganz nass! Und halbverhungert!«, sagte Ivonne entsetzt. Machte sie sich etwa Sorgen um ihren Teppich? Filou fürchtete das Schlimmste. Aber Marlas Maman überraschte ihn.
»Du holst zwei Badetücher aus dem Bad, Frederick! Du bringst uns zwei Schüsselchen mit Futter, Marla. Und ich suche nach Katzenmilch.«
In kürzester Frist waren die Kleinen in warme Tücher gepackt, saßen Josephine und er vor vollen Schüsseln, machte sich wohlige Wärme breit. Als Josephine satt war, ließ sie sich neben Mabelle und Monpti fallen, die schnell begriffen hatten, wie man ein Schälchen mit Katzenmilch leert. Für eine Weile war es ganz ruhig, und man hörte nur das Purren von Josephine und das wohlige Schnaufen der beiden Kleinen.
»Sie hat keine Milch mehr. Lange wäre das nicht mehr gut gegangen«, sagte Ivonne mit sanfter Stimme. So kannte Filou sie gar nicht.
»Ist es nicht wunderbar, dass Filou sie hergebracht hat?« Marla saß neben ihm und konnte gar nicht aufhören, ihm übers Fell zu streicheln.
»Dreifarbige Katzen bringen Glück«, brummte Frederick.
»Wie schön sie ist. Und erst die Kleinen.« Ivonne hockte sich neben Josephine und strich ihr über die Nase.
»Na gut«, sagte Frederick gemütlich, »über Weihnachten dürfen sie bleiben.«
Es wurde ganz still im Raum. So still, dass Filou hören konnte, was Lucrezia zischte, die sich auf ihren Thron auf dem Sofa zurückgezogen hatte. »Siehst du! Wenn du glaubst, du könntest dich hier auf die Mitleidstour wieder einschleichen, dann hast du dich geschnitten, Kleiner.«
»Nein, Papa«, sagte Marla schließlich mit einer Stimme, die nur ein kleines bisschen zitterte. »Filou ist zu uns zurückgekommen. Ich lass ihn nie mehr gehen.«
»Aber Maria Lara, du wirst doch einsehen, dass wir nicht eins, zwei, drei – nein: fünf Katzen durchfüttern können!« Frederick klang freundlich, aber bestimmt.
»Warum denn nicht? Dann kriegt unsere Dicke eben ein paar Döschen weniger, das schadet der Figur keineswegs«, sagte Ivonne mit Blick auf Luc, die überhaupt nicht mehr glücklich und zufrieden wirkte. Wem jetzt wohl seine Felle wegschwammen? Filou verbot sich, hämisch zu ihr hinüberzugrinsen. Außerdem irritierte ihn Ivonne. Wieso war sie plötzlich so – nachgiebig?
»Also gut. Filou kann bleiben. Für die anderen finden wir sicher irgendwo ein nettes Plätzchen.« Noch immer klang Frederick gemütlich. Aber Filou hatte genau verstanden, was er sagte. Er erstarrte. Er würde sich nie, niemals von Josephine trennen lassen.
»Ich hab was von meinem Taschengeld gespart.« Marla klang mit einem Mal furchtbar erwachsen. »Ich kann Nachhilfestunden geben. Ich verkaufe meinen iPod. Und ich brauche auch keine neuen Winterschuhe.«
»Soso«, sagte Frederick und blickte seine Tochter liebevoll an. »Und was sagst du, Ivonne?«
Ivonne richtete sich auf. »Sie bleiben«, sagte sie leise. »Alle.«
Frederick faltete die Zeitung zusammen und legte sie neben seinen Sessel. Dann stand er auf.
»Liebe Ivonne. Liebe Marla. Es ist Weihnachten, und wir erleben gerade einen historischen Moment.«
»Hört, hört«, murmelte Ivonne, die wieder neben Josephine saß und es duldete, dass Monpti hingebungsvoll an ihrem Zeigefinger nagte.
»Du, liebe Ivonne, hast deinem Herzen einen Stoß gegeben. Natürlich bleiben sie alle bei uns. Wie könnte es anders sein?«
»Papa!« Marla strahlte ihn an.
»Einen Helden wie diesen hier lässt man nie mehr gehen.« Er beugte sich zu Filou hinunter und tätschelte ihn.
»Dieser Kater hier ist etwas ganz Besonderes. Er ist eine Ausnahmeerscheinung unter den Katzen. Noch nie hat man von einem solchen Tier gehört.«
»Also Herumstreuner gibt’s ja eigentlich genug«, bemerkte Ivonne spitz, die Mabelle und Monpti auf dem Schoß hatte.
»Nein, Ivonne. Er ist kein Herumstreuner. Er ist der treueste, fürsorglichste Kater der Welt. Er hat seine Mutter ernährt, wochenlang, hat nie nur an sich gedacht, auch, als er längst hier bei uns das Paradies auf Erden hatte. Es wurde ihm nicht gedankt.«
Ivonne
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