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Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Titel: Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Winter
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schwächer. Dann erstarb sie. Stille.
    Filou lauschte endlos lange. Aber da kam nichts mehr, kein Niesen, kein röchelnder Atemzug. Kein Wort. Endlich spähte er vorsichtig hoch in die Kutsche. Die Augen des Alten standen offen. Er atmete nicht mehr.
    Filou hockte sich auf die Hinterbeine und hätte am liebsten geheult wie ein von der Mutter verlassener Kater. Doch für Trauer blieb keine Zeit.
    Garibaldi gab ein nervenzerfetzendes Gurgeln von sich, streckte die Beine durch, sträubte die Nackenhaare, zog die Lefzen hoch, fixierte seinen roten Bruder und ließ den dicken Kopf langsam hin- und herpendeln.
    Und dann griff er an.

NEUNUNDZWANZIG
    V on der ersten Sekunde an war der Schwarze im Vorteil. Ihn hatte der Tod des Meisters nicht aus dem Takt gebracht, er hatte nur eines im Sinn: die Machtfrage. Und die wollte er auf seine Weise klären – und zwar endgültig.
    Filou begriff das in dem Moment, in dem sein schwarzer Bruder sich auf ihn warf, mit heißem Atem und einem tiefen Grollen, das aus der Hölle zu kommen schien. Gerade noch rechtzeitig ließ er sich auf den staubigen Boden des Schuppens fallen und versuchte, den Vorderpfoten des Schwarzen auszuweichen, der ihn in die Zange nehmen wollte, um ihn mit seinen starken Hinterbeinen in den Bauch zu treten und, wenn möglich, das Rückgrat zu brechen.
    Eine Zeitlang gelang es ihm, den schwarzen Riesen mit ausgestreckten Pfoten auf Abstand zu halten und blitzschnell zur Seite zu rollen, wenn der versuchte, sich auf ihn zu werfen. Doch dann begann der Einäugige, nach seinen Ellenbogen zu schnappen. Beim ersten Treffer hätte er beinahe gezischt vor Schmerz. Die Attacken auf seine Ohren und auf seinen Hals konterte er, so gut er konnte. Auch er hatte jetzt die scharfen Krallen ganz ausgefahren, denn dies war kein Kampf, bei dem man Rücksichten nehmen konnte. Hier flogen die Fetzen. Hier, in diesem schmalen Raum zwischen der Kutsche mit dem toten Magnifico und den Gartenmöbeln, wo Flucht kaum möglich war.
    Nach einer Weile ließ Garibaldi schwer atmend von ihm ab. Während sie einander gegenübersaßen, vermied Filou jeden aggressionsfördernden Blickkontakt, aber der Schwarze schob seinen dicken Kopf mit dem toten Auge und mit den gesträubten und vibrierenden Barthaaren immer näher an ihn heran. Dann hob er die Tatze. Und endlich holte er zu einem entsetzlichen Schlag aus. Doch Filou war im gleichen Moment in der Luft, drehte eine Pirouette, landete auf allen vier Pfoten und umkreiste nun seinerseits den schwarzen Riesen, mit angelegten Ohren, gefletschten Zähnen und aufgebauschtem Schwanz.
    Jetzt wich Garibaldi zurück, hockte sich auf die Hinterläufe und tat unbeteiligt. Nur sein unruhiger Schwanz verriet ihn. Und die rechte Vorderpfote, die immer wieder hochzucken wollte.
    Filou wartete auf den richtigen Moment. Dann schnellte seine Tatze vor zu einer gepfefferten Ohrfeige. Der Schwarze machte einen Salto rückwärts, war aber weder so leichtfüßig noch so elegant wie Filou, der seinen Vorteil nutzte, dem anderen an die Kehle sprang und ihm die Vorderbeine um den Hals legte. Keiner gab einen Laut von sich, während sie miteinander rangen, bis sie reglos auf der Seite lagen, wie in enger Umarmung.
    Endlich riss Garibaldi sich los. Wieder standen sie einander gegenüber, in diesem viel zu engen Raum, der ihnen keinen Platz für Ausweichmanöver ließ, und nölten sich an, in der Hoffnung, einer von beiden würde die Nerven verlieren.
    Und das, obwohl Magnifico noch warm ist, dachte Filou müde. Der mich in den Himmel gelobt und mir die Hölle an den Hals geschickt hat. Was hatte der Alte nur sagen wollen? »Du sollst wissen …«, »Ich möchte, dass du …«
    Sollte er seine Nachfolge antreten? War es das, was Garibaldi vermutete und was er verhindern wollte? Filou schüttelte benommen den Kopf. Was für ein Unsinn. Nie wäre er auf so eine Idee gekommen. Er hatte keinerlei Ambitionen, war zum Anführer nicht geeignet, es bedurfte keiner Prügelei, damit er verzichtete, man konnte Fell und Nerven schonen und in äußerster Ruhe die Dinge miteinander bereden. Oder?
    Der Schwarze holte ihn mit einem mächtigen Haken zurück in die Wirklichkeit. Nur mit Müh und Not entging Filou der erneuten Umklammerung, und nach einem Salto rückwärts und einer Flanke vorwärts gelang es ihm sogar, ein paar Worte hervorzubringen, von denen er hoffte, dass sie in Garibaldis adrenalingesättigtes Gehirn vorzudringen vermochten.
    »Du bist der Chef!«, brüllte er seinem

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