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Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Titel: Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Winter
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geschlossen sein, und man musste warten, bis Ma Dame herauskam. Doch Warten machte ihm nichts aus. Er rollte sich auf der Fußmatte zusammen, so, dass er die Tür im Blick hatte. Man brauchte Geduld, das war das Geheimnis. Denn sie würde ihn verscheuchen, das erste, das zweite Mal, womöglich gar viele Male. Doch er würde immer wiederkommen. Und wenn sie sah, wie treu er ausharrte, würde sie weichwerden. Sie wurden fast alle irgendwann weich.
    Er schloss die Augen. Ein paar Sekunden später öffnete er sie wieder. Die Haustür – irgendetwas stimmte da nicht. Sie stand einen Spalt weit offen. Hatte Ma Dame bereits mit seinem Besuch gerechnet?
    Er erhob sich, ging zur Tür, stemmte sich mit der Pfote gegen sie, bis der Spalt groß genug war. Dann schlich er hinein.
    Im Flur roch es nach feuchten Wänden. Er folgte seiner Nase, dorthin, wo Licht brannte und wo er die Küche vermutete. Es roch nach Holzfeuer. Und es roch nach Hund, wenn auch nur schwach. Aber da war noch ein anderer Geruch. Er blieb stehen und sog die Luft ein. Wenn er nicht wüsste, dass die Mutter des Bürgermeisters keine Katze hatte … Der Duft war zart. Süß. So roch kein Kater. Und so rochen keine Katzen wie Mimi oder Minou.
    Jetzt war Filou vor der Küche. Er schlängelte sich durch die halbgeöffnete Tür und erstarrte.
    Auf dem Boden lag ein Mensch. Eine alte Frau, Ma Dame. Und neben ihr hockte ein Tier. Ein Fabelwesen. Eine Märchenprinzessin. Er starrte und starrte. Dort saß die schönste Katze, die er je gesehen hatte.
    Reiß dich zusammen, dachte er. Sie mochte ja rein objektiv gesehen schön sein – aber er machte sich nun mal nichts aus Katzen. Wie hübsch auch immer sie waren.
    »Sie ist tot«, sagte die Katze. »Und ich weiß nicht, was ich tun soll.«
    Sie war zierlich, hatte herrlich gelbe Augen und einen zarten roten Strich über der Nase. Um den Hals trug sie eine feine weiße Pelzkrause, Rücken und Schwanz waren dreifarbig gescheckt. Eine Glückskatze. Und jung, noch ein halbes Kind.
    »Ma Dame wollte mir zu essen geben. Dann ist sie gestürzt. Seither rührt sie sich nicht mehr. Und ich habe solchen Hunger.« Die Katze stand auf und reckte sich. »Ich heiße Josephine.«
    »Filou«, grummelte er. Das halbe Kind war hochschwanger.
    Behutsam näherte er sich der alten Frau. Bestimmt war sie tot. Mit toten Lebewesen kannte er sich aus. Er schnupperte mit angelegten Barthaaren an ihrem Gesicht. Dann zuckte er zurück. Die Frau war nicht tot. Sie atmete, ganz schwach, aber immerhin.
    »Sie lebt«, sagte er knapp.
    »Sie lebt!«, hauchte Josephine. »Was tun wir jetzt?«
    »Hilfe holen.« Filou war im Nu aus der Küche, lief durch die Haustür, sprang hinunter zum Tor, stob durch die Katzenklappe, stellte sich vor das Tor, befahl jedem einzelnen Haar seines Fells äußerste Spannung und legte alle Kraft in einen langen klagenden Schrei.
    Es war nicht der Gesang eines kämpfenden Katers, den er anstimmte. Es war ein Ruf, den alle Kreaturen verstehen mussten, die warmes Blut in den Adern hatten. Es war der »Leben in Gefahr«-Ruf. Er kam tief aus der Kehle, ein klagendes Heulen, wie es der Sturm machte, wenn er sich in der Regenrinne verfing. Filou hatte ihn noch nie gehört und noch nie angestimmt. Aber er wusste, wann man ihn ertönen lassen musste.
    »Was ist denn hier los?« Eine junge Frau schaute aus dem Fenster, neben ihr ein Kindergesicht.
    »Das arme Tier! Es ist verletzt«, meinte eine Passantin, die unten auf der Rue Basse stehen geblieben war. »Man muss ihm helfen.«
    »Ach was. Das ist einer von den wilden Stromern, den muss man verjagen.« Der alte Mann, der aus dem gegenüberliegenden Tor herausgetreten war, machte scheuchende Handbewegungen. »Ma Dames Katze ist es jedenfalls nicht.«
    »Wo ist sie überhaupt?« Die junge Frau lehnte sich noch weiter aus dem Fenster. »Ich habe Ma Dame seit gestern nicht mehr gesehen.«
    Filou reckte den Kopf hoch zu ihr und stieß einen weiteren Schrei aus.
    Der alte Mann kratzte sich den weißen Haarkranz. »Du hast recht. Ich habe sie auch nicht gesehen«, sagte er. »Noch nicht einmal beim Bäcker.« Er war in ein paar Schritten beim Tor, das sich öffnen ließ.
    »Sie ist da«, rief er und ging hinein. »Sonst wäre abgeschlossen.«
    Filou sprang zur Seite, auf die Mauer neben dem Tor, und sah mit gesträubtem Fell und glühenden Augen zu, wie der Mann das Haus betrat. Schneller, dachte er, als er den alten Herrn mühselig die Treppen hinaufsteigen sah.
    Aber der Alte kam im

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