Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)
zurückgekommen?
Aber nein, schalt er sich. Warum sollte sie das tun? Sie hatte doch das große Los gezogen. Wer verließ schon freiwillig das Paradies im Haus von Frederick und Ivonne und Marla – außer einem Idioten namens Filou? Außerdem war das Tier, das da hockte, zwar eine Katze, aber viel kleiner als Luc. Auch einer der vier schwarzen Brüder konnte es also nicht sein. Aber vielleicht hatte Garibaldi ja einen anderen Kater geschickt? Einen Neuling, der an Filou üben sollte? Sein Nackenfell sträubte sich. Wollten sie ihm sein letztes Refugium streitig machen?
Das Tier auf dem Fenstersims prüfte, ob die Luft rein war, sprang hinunter auf die Straße und lief fort. Katze oder Kater, das konnte man in diesem Licht nicht erkennen, aber nach der Figur zu urteilen eher Katze. Filou atmete auf, wechselte über die Straße, hüpfte aufs Fenstersims und landete mit einem Satz auf der Kohlenkiste. Ein empörtes Quieken begrüßte ihn. Vor Schreck drückte er sich in die Ecke, an die Wand. Und dann verdunkelte sich das Fenster. Die Katze war zurückgekehrt. Sie trug etwas im Fang, das ebenfalls quiekte.
Sie sprang geradewegs auf ihn zu, landete direkt neben ihm, ließ das fiepende Ding fallen und stimmte dann einen Laut an, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ein derart gefährliches Knurren hatte er noch nie gehört.
»Was willst du hier?«, zischte die Katze.
»Nichts. Ich meine …«
»Dann verschwinde. Und zwar sofort. Und wage ja nicht, dich an den Kleinen zu vergreifen.«
Filou machte einen Schritt vor und wäre beinahe auf das andere fiepende Etwas getreten, das sie auf sein Lager auf dem Kohlenkasten gelegt hatte. Aus dem Fiepen wurde ein Quieken, und aus dem Knurren wurde ein Fauchen.
»Keinen Schritt weiter!« Er spürte den heißen Atem der Katze in den Barthaaren. »Verschwinde. Sofort!«
Er merkte, wie sich der Trotz in ihm regte. »Wieso ich? Warum nicht du? Ich wohne hier!«
»Hm.« Er spürte ihr Zögern. Und endlich dämmerte ihm, wer dieses wilde Ungetüm war und was sie in seine Höhle gebracht hatte.
»Ich bin Filou«, stammelte er.
Sie antwortete nicht. Aber ihr Knurren klang nicht mehr ganz so überzeugend.
»Und du bist Josephine.«
»Woher weißt du das?«, brummte sie. Sie schien die beiden Kleinen mit der Zunge zu bearbeiten.
»Ich habe dich neben Ma Dame auf dem Küchenboden gefunden«, sagte er. »Erinnerst du dich nicht?«
Er merkte, dass sie innehielt. Er spürte förmlich, dass sie die Ohren spitzte.
»Du hast Hilfe geholt für Ma Dame«, sagte sie zögernd.
»Ja.«
»Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass du hier wohnst.«
»Du kannst gern bleiben«, sagte Filou eifrig.
»Ich – ich hatte ja keine Ahnung. Ich wusste nicht, wo ich hinsollte.« Plötzlich klang die kämpferische Josephine verloren und verletzlich.
»Jetzt bist du hier.« Filou hätte sie so gern getröstet.
»Die Männer haben alles ausgeräumt. Ich habe die beiden Kleinen versteckt und bin dann auf die Suche gegangen. Das Fenster hier war offen, und da …«
»Es ist gut. Es stört mich gar nicht. Im Gegenteil.«
Endlich entspannte sie sich und legte sich auf die Seite. Filou hörte die Kleinen schmatzen – und dann begann Josephine zu schnurren. Es war der süßeste Laut, den er jemals gehört hatte. Das alles weckte Erinnerungen – an eine gute, längst vergangene Zeit. Er löste sich von der Wand.
»Nehm ich dir deinen Platz weg?« Josephine rückte sich und den protestierenden Nachwuchs zur Seite. »Komm, leg dich zu uns, dann wird’s wärmer.«
Zögernd ließ Filou sich fallen. »Willkommen in der armseligsten Absteige weit und breit. Du hast Besseres verdient.«
»Hmmmmm…«, machte sie verschlafen und kuschelte sich an ihn. Filou erstarrte. Und dann gab er dem Gefühl nach, das ihm gebot, seine Nase in ihr Fell zu stecken, ihren Geruch einzuatmen und das erste Mal seit langem wieder glücklich zu sein.
Als Filou im Morgenlicht aufwachte, wunderte er sich über die Wärme in seinem Keller und über das kleine Etwas, das sich an seinen Bauch geschmiegt hatte. Er öffnete die Augen und sah an sich herab. Das Kätzchen war höchstens drei Wochen alt und so rot wie er.
»Ist er nicht süß?«, fragte Josephine. »So süß wie du! Du könntest sein Vater sein!«
Zu seiner Verblüffung ließ ihn der Gedanke wohlig erschauern. Er streckte die Zunge aus, um dem Kleinen vorsichtig die Öhrchen zu lecken.
»Und schau mal, sie hier – ist sie nicht ganz die Mutter?«
Er
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