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Filzengraben

Filzengraben

Titel: Filzengraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Reategui
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Ausgehschürze an und ein frisches Tuch um. In aller Eile flocht sie sich den Zopf neu, steckte das kleine Häubchen fest, strich die heraushängenden Fransen hinters Ohr und war schon wieder auf der Treppe nach unten. Sie war aufgeregt wie ein kleines Kind vor dem Christfest.
    Die »Henrietta« legte gerade an, als Anna und Moritz zu der Stelle im Hafen kamen, wo unterhalb von Groß Sankt Martin die Niederländerschiffe ankerten. Die Knechte waren eben dabei, die Segel zu streichen und die Samoureuse am Ufer festzumachen. Ihr Vater stand, breitbeinig wie sie ihn kannte, am Bug und winkte ihr zu. Die ganze Anspannung der letzten Wochen fiel von ihr ab. Sie stellte ihren Korb mit dem Essen vor sich, befreite auch Moritz von seiner Last und setzte sich auf einen Poller. Die Sonne wärmte ihr den Rücken, sie träumte vor sich hin, bis ihr Vater sie hochhob und in die Arme nahm.
    Es schlug sechs Uhr, aber die beiden hatten sich noch längst nicht alles erzählt, was im letzten Monat passiert war. Vor allem das Thema von Merzen sparte sie aus. Sie saßen im Roof , an dem Tisch, an dem sie früher gemeinsam mit der Mutter gegessen hatten, Anna fuhr mit den Fingern das Muster der Holzmaserungen nach. Sie hörte Moritz übers Deck hin- und herrennen, wie sie es auch immer gemacht hatte. Manchmal hörte das Getrappel auf, dann vernahm sie seine Stimme. Er fragte den Schiffsknechten Löcher in den Bauch, was denn dies hier sei und das, und ob er die Ruderstange bedienen dürfe, nur ein einziges Mal, und die Männer erlaubten es ihm.
    Man hatte gewürfelt, wer in dieser Nacht frei haben und in die Stadt gehen konnte und wer zur Wache auf dem Schiff bleiben musste. Das Los war auf Jan Jantje und den dicken Willem gefallen.
    Â»Ich will auch hierbleiben«, bettelte Moritz mit leuchtenden Augen. Anna zögerte, aber sie konnte den Jungen verstehen. Am liebsten würde sie ja selbst an Bord bleiben, den Geruch des Wassers und der frischen Brise einatmen, das leise Schaukeln des Schiffs spüren und die Sterne am schwarzen Nachthimmel zählen, der sich wie ein riesiger Dom über dem Fluss wölbte. In solchen Nächten hatte sie sich früher Gott ganz nahe gefühlt. Im heiligen Köln mit seinen hohen Häusern und engen Straßen fühlte sie sich oft wie verloren – trotz der vielen Kirchen, Kapellen, der Stifte und Klöster und ständig bimmelnder Kirchenglocken.
    Sie fuhr Moritz über den Kopf und schaute ihren Vater fragend an.
    Â»Von mir aus«, antwortete der. »Wenn Jan und Willem einverstanden sind …«
    Sie waren es.
    Â»Aber nachts wird geschlafen und nicht rumgerannt«, drohten sie ihm gutmütig.
    Moritz strahlte. Er schien mit einem Mal einen Kopf größer zu sein.
    Â»Und du gehorchst den beiden«, mahnte auch Anna.
    Â»Klar.«
    Er platzte fast vor Stolz. Dann machte er sich daran, die Proviantkörbe unter Deck zu schleppen. Er war plötzlich kein Kind mehr.
    Die Hechtsuppe war gegessen, die Leberpastete verspeist und vom Rinderbraten mit den gedünsteten Rüben war nichts mehr übrig geblieben. Nur ein Rest Rotkraut lag noch verloren in der großen Schüssel. Annas Vater wischte sich den Mund ab und dankte. Mit einem zufriedenen Seufzer lehnte er sich zurück. Die brennenden Wachskerzen in den großen Leuchtern tauchten den kleinen Salon des Hauses in festliches Licht, in jedem Fenster stand eine Vase mit weißem Flieder, den Anna der Nachbarin von Elisabeth Pützmann im Katharinengraben, der mit dem herrlich liederlichen Garten, abgekauft hatte. Den Tisch hatte sie mit einzelnen Blüten verziert. Sie verströmten einen Duft, der so ganz anders war als der des Aqua mirabilis, das sie Janne geschenkt hatte. Voll und betörend. Ein Duft zum Alles-Vergessen.
    Die Köchin kam mit dem Nachtisch, einer Datteltorte, herein. Während sie die schmutzigen Teller und das Besteck abdeckte, griff Dalmonte zum Weinkrug und schenkte nach.
    Â»Eigentlich ist das der Augenblick, wo man zum gemütlichen Teil des Abends übergeht. Ich fürchte, Pieter, dass ich dir damit heute nicht dienen kann. Es gibt nicht viel Vergnügliches zu berichten.« Und er begann zu erzählen, was Anna dem Vater zuvor schon angedeutet hatte. Dalmonte redete sich seine ganzen Sorgen von der Seele. Acht Kaufleute waren inzwischen abgesprungen, der finanzielle Verlust war nicht mehr zu übersehen.
    Â»Was soll

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