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Filzengraben

Filzengraben

Titel: Filzengraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Reategui
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Kopf und trat einen Schritt vor.
    Â»Ich kaufe eine Flasche, also wie viel nimmst du nun dafür?« Sie hatte den Kopf leicht zur Seite gelegt und schien ihn genau zu beobachten. Plötzlich erinnerte er sich. Da war der Fleck in ihrem linken Auge, und sie trug denselben Silberreif wie damals, als sie in dem Haus im Filzengraben wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Der Herr neben ihr war also sicher nicht ihr Vater. Ob er ihr Mann war?
    Falls die junge Frau ihn auch erkannt hatte, zeigte sie es nicht.
    Er nannte ihr den Preis, acht Albus, und sie legte ihm die Münze in seinen Kasten.
    Â»Ich hätte gedacht, dass es weitaus teurer ist«, sagte sie mit einem Blick, der ihm zeigte, dass sie den Preis kaum glauben konnte. Nur mit Mühe gelang es ihm, diesen Blick auszuhalten.
    Â»Kann ich einem Kind die gleiche Anzahl Tropfen geben wie einer erwachsenen Frau?«, fragte sie. Eine Antwort auf ihre vorherige Bemerkung schien sie nicht zu erwarten. Warum stand sie noch immer hier herum? Er antwortete unwirsch:
    Â»Es kommt darauf an, was der Junge hat. Es steht alles auf dem Wasserzettel.«
    Â»Bist du auch manchmal drüben in Köln?«
    Die Frage behagte ihm nicht, er wich ihr aus. »Warum?«
    Â»Damit ich weiß, wo ich dich finde, wenn ich ein zweites Fläschchen brauche.«
    Â»Ihr könnt es in Köln bei Farina direkt kaufen.«
    Â»Es kostet dort sehr viel mehr. Meine Freundin hat wenig Geld.«
    Der Mann mit den teigigen Wangen mischte sich ein.
    Â»Ihr braucht es mir nur zu sagen, wenn Ihr Aqua mirabilis möchtet. Ich werde es Euch mit Freuden kaufen, egal, ob für Euch oder für Eure Freundin. Mir kommt es nicht aufs Geld an.« Er hatte eine geschraubte Art zu reden. Und eine einschmeichelnde Stimme. Er war nicht ihr Mann.
    Die junge Frau bedankte sich bei ihrem Begleiter. Eine Spur zu höflich, kam es ihm vor.
    Dann schien ihr noch etwas einzufallen, und sie drehte sich wieder nach Giacomo um. »Bitte grüß Tonino von mir.«
    Â»Tonino? Ich kenne keinen Tonino.«
    Â»Nein, wirklich nicht?«
    Wer war dieser Tonino? Sie hatte ihn überrumpelt, ihm eine Falle gestellt. Aber warum?
    Â»Ich muss weiter«, sagte er und klappte seinen Bauchladen zu.
    Als er vom Platz ging, war er sicher, dass sie ihn erkannt hatte und ihm nachschaute wie damals, als er das Haus »Zum roten Schiff« verließ. Er würde von gut angezogenen Leuten in Zukunft erheblich mehr Geld verlangen, damit sie gar nicht erst so dumme Fragen stellten. Der Dottore brauchte davon nichts zu wissen. Der kontrollierte die Anzahl der verkauften Flaschen und rechnete das Geld nach, das Giacomo auf den Tisch des Gartenhauses legte. Seine Hosentaschen durchsuchte er nicht.
    Was wollte das Mädchen von ihm? Er drehte sich noch einmal um und blickte zurück zum Markt. Er hatte richtig vermutet. Sie schaute ihm nach. Es schien ihr überhaupt nicht peinlich zu sein.
    Später am Nachmittag war er nach Deutz gewandert und hatte es ausprobiert. An den Hintereingängen reicher Häuser verkaufte er vier Fläschchen seines Aqua mirabilis zum doppelten Preis. Natürlich lamentierten die Hausfrauen, feilschten hartnäckig und handelten ihn um ein paar Stüber nach unten. Es machte ihm Spaß, am Ende hatte er trotzdem beträchtlich mehr Geld in der Tasche. Bis zur letzten Überfahrt nach Köln hatte er noch Zeit. In einer Schenke neben der Anlegestelle genehmigte er sich einen kleinen Krug Bier, das erste Vergnügen, das er sich gönnte, seit er nach Köln gekommen war. Die fussige Cristina war nur ein halber Genuss gewesen. Im Kopf rechnete er seinen Verdienst durch, fast hätte er am Ende laut gejubelt. Er riss sich gerade noch zusammen und machte sich einen Spaß daraus, besonders grantig über den Fluss zu gucken, wo auf der anderen Seite die Stadtbefestigung mit ihren Mauerhäusern, Türmen und Bastionen das ganze Ufer einnahm. So gefiel ihm die Stadt. Es war, als ob es keinen Unrat mehr gäbe, als ob ihre Ausdünstungen wie von einem gnädigen Gott hinweggeblasen worden wären. Die Verladekrane im Hafen, die mitten im Strom verankerten Rheinmühlen hatten etwas Behäbiges, Friedliches. Vor den Kais drüben schaukelten Segelschiffe, dazwischen Börtschiffe und grobe Lauertannen . Angler standen wie Holzfiguren am Ufer, flussabwärts wuschen Frauen Wäsche, Kinder planschten im Wasser. Jetzt lächelte Giacomo doch.
    Er würde

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