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Filzengraben

Filzengraben

Titel: Filzengraben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Reategui
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einen tiefen Schlaf zu fallen.
    Anna holte ihr Bettzeug aus der Dachkammer herunter und machte es sich, so gut es ging, in der Küche bequem. Noch immer traute sie Giacomo nicht. Es war besser, hier unten zu bleiben, um sofort zu hören, falls noch mehr ungebetene Gäste ins Haus wollten. Bonifaz hatte sich längst wieder auf die Ofenbank gelegt und war mit der Schürstange in der Hand eingeschlafen. Die beiden Frauen schauten sich an und konnten nicht umhin, zu lachen.
    Â»Was für ein Held«, spöttelte die Köchin und legte ihm fürsorglich eine Decke über.
    Draußen im Hof hörte Anna, wie Matthias und Severin sich leise unterhielten. Sie hatten versprochen, wechselseitig Wache zu halten. Irgendwann musste sie doch eingedöst sein.

FÜNFUNDZWANZIG
    Als Diedrich von Merzen am nächsten Vormittag seine Aufwartung machte, war es noch still im Haus. Anna hatte sich zur Arbeit gezwungen. Die Unterbrechung kam ihr gelegen, eine Tasse Kaffee, ihm zu Ehren zubereitet, würde auch ihr guttun.
    Â»Ich habe vor einer Stunde mit dem alten Farina gesprochen. Er hat alles zugegeben«, verkündete von Merzen. Er ließ sich in den Sessel neben dem kleinen Besuchertischchen fallen, triumphierend.
    Anna blieb stehen, sie war sprachlos.
    Â»Nun ja, nicht so direkt«, räumte der Spediteur ein. »Aber er war einfach ungeheuer wütend. Auf diesen Cettini. Auf das ganze italienische Pack, wie er sich ausdrückte.«
    Â»Auf das italienische Pack? Aber er ist doch auch …«
    Â»Na und, ich darf doch über meine Landsleute schimpfen, wenn sie Spitzbuben sind. Und du musst zugeben, diese Menschen machen sich überall breit. Im Rheinland und an der Mosel. Bis an den Niederrhein sind sie zu finden. Im Speditions- und Kommissionshandel schieben sie sich alle Aufträge zu, da hat ein anderer keine Chancen mehr. Und außerdem sind sie laut und rechthaberisch. Zumindest Cettini war es.«
    Â»Und deshalb ließ er Cettini umbringen?«
    Anna konnte es nicht fassen. Von Merzen rutschte ein wenig ungemütlich hin und her, sein rechter Fuß wippte aufgeregt.
    Â»Nun, er war nicht unglücklich über dessen Tod.«
    Anna fand, dass das etwas anderes war; außerdem war das jedem bekannt. Aber sie wartete ab, dass von Merzen weiterredete.
    Â»Und er war wütend, dass Dalmonte sich Cettinis Meinung angeschlossen hat.«
    Auch das war nichts Neues. Sie war enttäuscht. Unter einem Geständnis hatte sie sich etwas anderes vorgestellt. Aber wenn von Merzen es so verstanden hatte …
    Â»Lass uns zu Simon Kall gehen. Auf dich wird der Bürgerhauptmann hören«, sagte sie, aber von Merzen hielt sie zurück.
    Â»Langsam, Anna, Farina ist ein angesehener Kaufmann in Köln. Viele Ratsmitglieder machen mit ihm Geschäfte. Er wird sich herausreden, und man wird ihm glauben. Ein Simon Kall hat nichts zu melden, wenn wir nicht den ganzen Rat von unserer Sache überzeugen können. Lass mich erst mit meinen Leuten reden, mit Merckenich, mit Thelen und den anderen. Ich werde auch die italienischen Ratsherren mit einbeziehen. Gallo und Bianco. Und dann schlagen wir zu und setzen Farina hinter Schloss und Riegel.«
    Anna wagte zu bezweifeln, dass von Merzens Idee gut war, aber sie widersprach nicht. Der Rat arbeitete unendlich langsam, er würde sich auch in diesem Fall nicht sonderlich beeilen. Gab es keine andere Möglichkeit, Farina zu überführen?
    Â»Ich habe Angst«, gestand sie. »Sie haben versucht, Giacomo umzubringen, du weißt: den jungen Lombarden. Es ist ihnen nicht gelungen. Farina wird keine Ruhe geben, wenn er davon erfährt.«
    Â»Giacomo? Den jungen Lombarden? So nennst du ihn mittlerweile? Du hast einmal anders über diesen hergelaufenen Hausierer geredet.« Von Merzens Stimme klang ungehalten. Er ist eifersüchtig, dachte Anna, das konnte sie jetzt nicht gebrauchen. Sie waren beide gereizt, aber war das ein Wunder? Sie ging nicht auf ihn ein.
    Â»Was ist passiert?«, fragte von Merzen wieder, schon etwas ruhiger.
    Â»Er ist in eine Falle gelockt worden, es hätte ihn fast das Leben gekostet, und er wusste nicht mehr, wohin. Wir haben ihn bei uns untergebracht.«
    Von Merzens verärgerter Gesichtsausdruck verwandelte sich schlagartig.
    Â»Er ist hier im Haus?«, prustete er. Als er sich von seiner Überraschung erholt hatte, bedachte er Anna mit einem zärtlichen Blick.
    Â»Du hast

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