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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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hatte: Er hatte Julia das Nachthemd angezogen, die Hände gefaltet und die Wunden verdeckt.
    Clara war überzeugt, dass der Täter ihre Aufmerksamkeit erregen wollte. Irgendetwas musste noch da sein, so wie die Zahl 13 im Video von Jasmin Peters.
    »Können Sie den Kopf als Erstes untersuchen?«, fragte Clara.
    »Eine Öffnung der Schädelhöhle nehmen wir gemäß Strafprozessordnung ohnehin vor«, antwortete von Weinstein und tippte wieder mit dem Metallstab auf das weiße Nachthemd. »Das wissen Sie doch.«
    »Bitte röntgen Sie den Kopf vorher«, sagte Clara.
    Von Weinstein blickte sie erstaunt an. »Machen wir, wenn Sie mir sagen, warum.«
    »Weil wir etwas finden könnten«, erwiderte Clara. »Wir warten draußen. Geben Sie uns Bescheid, sobald Sie etwas haben.«

34.
    Der verstorbene Mann der ehemaligen Heimleiterin, in deren leer stehendem Haus Vladimir untergekrochen war, war Zoologieprofessor gewesen, der zu Studienzwecken Tierpräparate hergestellt hatte. Das war mit ein Grund dafür gewesen, weshalb Vladimir sich dieses Haus zum vorübergehenden Domizil erwählt hatte. Es war wie geschaffen für seine Pläne.
    Im ausgedehnten Kellergewölbe gab es ein altes Labor mit Chemikalien und Büchern über das Konservieren und Mumifizieren von Tieren und Leichen. Dort las Vladimir über die schwarzen Totenkäfer, Blaps mortisaga , die sämtliche Feuchtigkeit aus einer Leiche saugen können. Er musste diese Käfer züchten, musste ein Terrarium für sie anlegen.
    Er hatte seine Schwester in einer riskanten Nacht- und Nebel-Aktion aus dem Heim in das Haus geholt. Dann hatte er sie mumifiziert, wie es in den Büchern stand, mit den Präparaten, den Skalpellen und den Nadeln, hatte sie präpariert und konserviert für die Ewigkeit. Als Mahnmal und Zeichen, bis seine Mission beendet wäre. Still lag sie in einer Ecke des großen Kellers, zusammen mit den Käfern, die den Rest erledigen würden. Am Ende hatte er sie in einer der Nischen eingemauert. Dort würde sie bleiben bis zu seiner Rückkehr.
    Andere sollten für sie sterben, um seine Schuld wiedergutzumachen – ein Sündopfer für ihn und für sie.
    Am letzten Abend im Haus der Heimleiterin durchstreifte er das Arbeitszimmer des verstorbenen Ehemannes. Die umfangreiche Bibliothek des Zoologen enthielt auch Werke über Okkultismus und schwarze Magie. Vladimir las über die Bedeutung des Blutes in der antiken und mittelalterlichen Vorstellungswelt und in okkulten Zirkeln. Blut war Leben. Wenn Blut verbrannte, versammelten sich die Geister der Unterwelt um die Flammen. Er las von Alraunenwurzeln, die die Gestalt eines Menschen annehmen konnten; er studierte die Rituale, die dort beschrieben waren. Man musste einen Hund an eine Alraunenwurzel binden und ihn erschlagen. Durch die Todeszuckungen des Tieres wurde die Wurzel aus der Erde gezogen und besaß, so glaubte man, von nun an die Macht, menschliche Gestalt anzunehmen.
    Er las auch das berüchtigte Grand Grimoire, ein französisches Zauberbuch aus dem sechzehnten Jahrhundert, das beschrieb, wie man einen Toten wieder lebendig machen konnte und welche Opferungen dafür erforderlich waren. Und eine Wahrheit durchzog all diese Schriften wie ein roter Faden: Stets musste ein Lebewesen sterben, damit ein anderes wieder leben konnte.
    Hernach müssen sie daß geiße hals abschneiden und tzieen daß haut ab und dien daß fleisch ihm feyer nein und lassens bis es ganß zu aschen sey, stand in altertümlichem Deutsch auf den vergilbten Seiten: »Danach muss man der Zicke den Hals abschneiden, die Haut abziehen und das Fleisch ins Feuer legen, bis es zu Asche geworden ist.«
    Er las die Namen der Dämonen, die halfen, Tote zu erwecken: Belial, Lilith, Astarte, Luzifer, Moloch und Adramelech. Finstere Begriffe einer verlöschenden Vernunft, die verzweifelt zu ihrem Henker um ein Ende ihres Todeskampfes betet.
    Er las auch die Geschichte der ungarischen Gräfin Elisabeth Báthory aus dem sechzehnten Jahrhundert.
    Elisabeth .
    Sie wurde mit fünfzehn Jahren vermählt.
    Mit fünfzehn Jahren hatte Elisabeth ihren ersten Freund. Und mit fünfzehn Jahren ist sie gestorben.
    Báthory wurde vermählt mit dem Grafen Ferencz Nádasdy, einem Nachfahren von Vlad Dracul, dem Grafen Dracula.
    Vlad Dracul – Vladimir.
    Dracula, Herr über die Ratten und Wölfe.
    Vladimir, Herr über die schwarzen Käfer.
    Ich bringe ihr das Blut als Opfer.
    Er las die Schreckensgeschichte der Gräfin Elisabeth Báthory, die Jungfrauen hatte töten lassen,

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