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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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für ihn tun, würde Ingos schmutzige Fantasien ertragen, würde nicht auf einem Kondom oder Ähnlichem bestehen. Er würde alles mitmachen. Die Informationen im Internet waren eindeutig. Ingo konnte es sehen. Nein, er konnte es riechen .
    Sie trafen sich in der Kellerebene des Clubs, der in Berlin als erste Adresse für Partys im Allgemeinen und für Schwulenpartys im Besonderen galt. Dort, wo manchmal der Boden rutschig war, wenn bei den SM-Sessions Blut floss. Hardcore-Techno dröhnte, Paare verschwanden in irgendwelchen Darkrooms. Ingo traf den Stricher, der sich Chill nannte. Betastete ihn, fühlte an seiner Hose.
    »Zweihundert für die Nacht?«, fragte er gegen das Wummern der Techno-Beats an. »Die ganze Nacht. Keine Tabus.«
    Chill hatte genickt.
    »Und alles ohne Gummi?«
    Chill hatte wieder genickt.
    Sie waren zu einem Bunker gefahren, den Ingo M. gemietet hatte. Normalerweise probten dort Bands, aber nicht mehr nachts um zwei. Der Keller war schalldicht, drei Stockwerke unter der Erde, und die Tür war abschließbar. Hier hatte Ingo M. schon drei seiner kleinen Opfer erwürgt, nachdem er mit ihnen fertig gewesen war, hatte in ihre Augen geschaut, um zu sehen, was darin vor sich ging, wenn sie starben. Doch meist hatte er nur die gleiche Panik, das gleiche Flehen darin gesehen wie in den Stunden zuvor, und am Ende hatte er sich fast ein wenig darüber geärgert.
    Im Kellergeschoss des Bunkers befand sich alles, was er brauchte: Fesseln, Knebel, Handschellen, ein Stuhl, der nur aus einem Metallgerüst bestand und im Betonboden verankert war. Eine Kamera stand in der Ecke, denn Ingo filmte gerne, was er tat. Sein Computer stand ebenfalls dort. Auf diesem Rechner waren seine krassesten Filme gespeichert. Es gab kein Wireless und kein Internet in dem Bunker, und das war Ingo nur recht. Die Bilder waren nur für ihn, denn wenn er erwischt wurde, wäre Schluss mit seiner Jagd.
    Er war pervers, aber nicht dumm.
    Chill, der sich ausgezogen hatte, beugte sich hinunter und öffnete Ingos Hose. Herrlich. Nachher würde er den Typen ein bisschen fesseln und erniedrigen. Darauf stand Ingo. Chill war ein großer, kräftiger Bursche, aber Ingo hatte keine Angst. Schließlich bezahlte er den Kerl, und wenn alle Stricke rissen, hatte er immer noch die .45er hinter dem kleinen Schrank.
    Ingo spürte, wie seine Erektion härter wurde, als Chill ihm die Hose öffnete. Ingo sabberte vor Erregung und starrte mit brennenden, weit aufgerissenen Augen nach unten, reckte das Kinn nach vorne, um Chill bei seiner »Arbeit« zuzuschauen. Gleich würde er ihn in den Mund nehmen, und er würde sich Zeit lassen dabei. Bei Ingo würde es lange dauern, bis er ...
    Irgendetwas sauste plötzlich auf ihn zu. Von einem Sekundenbruchteil zum anderen war alles in Rot getaucht, in Schmerz und Schock. Ein fürchterliches Dröhnen erfüllte Ingos Kopf, und ein kupferner Geschmack war in seinem Mund. Was Augenblicke zuvor noch seine Schneidezähne und Lippen gewesen waren, hatte sich in blutiges, von Splittern durchsetztes Hackfleisch verwandelt.
    Er spürte eine brennende Flüssigkeit an der Nase und den zerfleischten Lippen und blickte verschwommen in die Augen von Chill, die ihn jetzt gar nicht mehr devot, sondern in einer Mischung aus eiskalter Verachtung und sadistischer Vorfreude anstarrten.
    Dann nahm Ingo einen stechenden Geruch war, den er noch aus seiner Zeit als Krankenpfleger kannte.
    Chloroform.

38.
    Es ist etwas da draußen.
    Es will etwas von mir.
    Und ich bin Teil seines Plans.
    Ein USB-Stick mit einer Nachricht, versteckt im Kopf der Leiche, dem Opfer durch die Nase ins Gehirn getrieben.
    Noch eine Nachricht von ihm .
    MacDeath’ Worte:
    Das Andere.
    Das Fremde.
    Das Böse.
    Sie hatten den Laptop hochgefahren. MacDeath hatte Winterfeld angerufen und ihn über den makabren Fund aufgeklärt.
    Auf dem Stick war eine einzige Textdatei.
    Mit zittrigen Fingern klickte Clara zweimal auf diese Datei.
    Ein Programm öffnete sich.
    Dann erschien der Text:
    An Clara Vidalis, LKA
    Es wäre übertrieben, mein Erstaunen darüber auszudrücken, dass Sie diese Nachricht gefunden haben und lesen, denn ich weiß, dass Sie viele positive Eigenschaften besitzen, die Sie mit den anderen Damen teilen.
    Sie haben einiges im Kopf, genauso wie mein letztes Opfer.
    Und als würde das nicht reichen, haben Sie heute auch noch erfahren, dass ich bereits 14 Frauen getötet habe. Natürlich brauchte ich dafür ein paar männliche Marionetten, sodass Jakob

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