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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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Krankenhäusern noch mal in den Hintern getreten. In Berlin sind wir fast durch.«
    »Und hat sich schon was ergeben?«
    Clara hörte ein genüssliches Schmatzen, bevor Hermann antwortete. »Leider noch nichts. Wie sieht’s bei euch aus?«
    »Den USB-Stick bringe ich euch gleich vorbei. Die Spurensuche ist noch in der Wohnung von Julia Schmidt und stellt dort alles auf den Kopf.« Clara bog in Richtung Hauptbahnhof ab. »Leider wieder mal keine DNA- oder Hautspuren. Auch keine Fingerabdrücke oder irgendetwas Brauchbares, genau wie bei Jasmin Peters.«
    Sie werden es nicht glauben, aber da ist nichts, hatte die Kriminaltechnik vorhin zu Clara gesagt.
    Sie haben völlig recht, ich glaube Ihnen nicht, hatte Clara geantwortet. Also suchen Sie weiter.
    » Aber auch ein scheinbar perfekter Killer macht mal Fehler«, fuhr Clara fort. »Die Polizei befragt die Anwohner, ob sie zwischen siebzehn und zwanzig Uhr irgendwas Verdächtiges beobachtet haben. Das Problem ist nur, dass wir nicht wissen, wie der Kerl aussieht und dass sich in Berlin die meisten Leute nur für ihren eigenen Kram interessieren, wenn überhaupt.« Sie überlegte kurz. »Die Rechtsmedizin nimmt gerade eine DNA-Analyse vom Nachthemd und der Haut der Leiche vor. Außerdem wird das Gehirn auf Gifte, Drogen oder andere Mittel untersucht, die man einem bestimmten Milieu oder einer bestimmten Gruppe zuordnen kann.« Clara lenkte den Wagen am Hauptbahnhof vorbei und bog nach links in den Tunnel nach Tempelhof ab. »Leider haben wir außer dem Gehirn keine Organe, sodass die Analyse ziemlich dünn ausfällt.«
    »Okay«, sagte Hermann, »ich sag’s Winterfeld. Wir melden uns, sobald wir etwas Neues haben.«
    »Alles klar«, sagte Clara. »Sind gleich im Revier.«
    Sie legte auf und blickte eine Weile schweigend auf die Straße des von gelblichem Licht beschienenen Tunnels.
    »Was glauben Sie, MacDeath?«, fragte sie dann. »Bin ich in Gefahr? Er sagte: ›Wachen Sie auf, bevor Sie sterben.‹«
    MacDeath dachte kurz nach, bevor er antwortete. »Zugegeben, es klingt nach einer Drohung. Aber eher so, als ob Sie die Zusammenhänge schneller begreifen sollen. Und als wollte er Sie warnen, ihm nicht in die Quere zu kommen.«
    »Aber genau das ist mein Job. Unser aller Job«, sagte Clara und starrte verbissen auf die Straße. Die gelblichen Lampen zogen an ihr vorbei wie Gedanken, die man nicht festhalten kann. »Was meinen Sie, was dieser Irre noch für mich hat?«, fragte sie dann. »Er sagte, er wolle mir heute Abend etwas zeigen.«
    MacDeath zuckte die Schultern. »Eine weitere Mail, eine weitere Sendung? In jedem Fall sollten wir sofort darauf reagieren, denn es könnte sein, dass er in seiner Selbstherrlichkeit ungewollt zu viele Informationen preisgibt. Dass er in seiner Hybris einen Fehler macht, der uns die Chance verschafft, ihn zu schnappen.«
    »Hoffen wir’s«, murmelte Clara.
    »Was er Ihnen zeigen will«, fuhr MacDeath fort, »ist offenbar sehr wichtig für ihn. Und für Sie anscheinend auch.« Er musterte sie durch seine Brille hindurch, wieder ganz der Psychiater. »Und er hat gesagt, dass es für Sie nicht einfach wird.« Er nahm die Brille ab und putzte sie mit seinem Schal, während der Wagen den Tunnel verließ und der Halbmond durch die grauschwarzen Wolken hindurch die Welt in fahles Licht tauchte. »Am besten, wir überlegen uns gemeinsam, was das sein könnte, und Sie bereiten sich darauf vor, damit die Nachricht des Killers Sie nicht unerwartet trifft.«
    »Eine Art Coachinggespräch?«, fragte Clara.
    »Warum nicht?«, erwiderte MacDeath. »Es gibt in der Nähe des LKA ein nettes Lokal, wo man einen exzellenten Scotch bekommt. Ist eigentlich gar nicht die Gegend für so was, aber irgendwie hält sich der Laden über Wasser. Ich brauche mal ein anderes Umfeld zum Nachdenken, außerdem ein bisschen Treibstoff, um die Gedanken anzukurbeln und in die richtige Richtung zu lenken. Sie sicher auch, oder?«
    Sie dachte kurz nach, hatte sich aber eigentlich schon vorher entschieden. »Ja, gern. Die Analysen laufen. Zurzeit können wir sowieso nichts tun.« Sie fuhr parallel zur U-Bahn-Strecke am Halleschen Ufer entlang und bog dann rechts in den Mehringdamm ab. Eigentlich ist es absurd , dachte sie, jetzt Whisky zu trinken und so zu tun, als wäre Wochenende. Doch es war Wochenende. Wenn eine Versuchung kommt, gib ihr nach , hatte Oscar Wilde gesagt, denn sie kommt so schnell nicht wieder. Und manchmal war es einfacher, ein Problem zu lösen, wenn

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