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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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Weil man auf die Frauen bieten kann?«
    Torino nickte. »Unter anderem. Die Zuschauer stellen das Portfolio an Frauen zusammen, das es in die Sendung schafft. Aus diesen Frauen wählen wir dann die Miss Shebay. Der Zuschauer ist also unmittelbar an der Auswahl der Gewinnerin beteiligt. Wenn wir Glück haben, gilt das Ganze nicht mal als Glücksspiel, und wir können Server, Marketing und alles andere bequem aus Deutschland heraus steuern.«
    Myers nippte wieder an seinem Wasser und faltete die Financial Times zusammen. »Du sagtest ›unter anderem‹. Was denn noch?«
    Torino grinste. »Wir haben doch gerade davon gesprochen, dass man sich als Zuschauer oft ärgert, wenn einem im Fernsehen irgendwelche Miezen aufgetischt werden, die man auch nach drei Jahren Kloster nicht mit der Kneifzange anfassen würde.«
    »Ja, verstanden«, sagte Myers und steckte Zeitung und Laptop in seine Tasche. »Darum das Auktionsverfahren wie am Aktienmarkt.«
    »Genau«, sagte Torino. »Das ist das Angebot, das der Zuschauer sich selbst auswählt.«
    »Fehlt nur noch die Nachfrage.«
    »Richtig«, sagte Torino und beugte sich vor. »Oder besser, die Begierde.« Er ließ den Löffel los und legte die Fingerspitzen aneinander. »Tom, wie oft hast du in einer solchen Show schon eine Frau gesehen, die du so scharf fandest, dass du am liebsten sofort mit ihr in die Kiste gestiegen wärst?«
    »Wie du weißt, bin ich glücklich verheiratet, und deshalb ...«
    »Erzähl keinen Stuss. Geht doch jedem so. Und genau da liegt das Problem. Du siehst die geilsten Tussen im Fernsehen und die schärfsten Profile auf irgendwelchen Kontaktforen – solange du Mister 08/15 bist, der tausenddreihundert netto nach Hause bringt, wirst du keine von denen rumkriegen.«
    »Natürlich nicht«, sagte Myers. »Ist ja auch ’ne Fernsehsendung und kein Besuch im Bordell.«
    »Warum eigentlich nicht?«, fragte Torino scheinbar unschuldig und unwissend.
    »Weil Glotze nun mal Glotze ist, und Puff ist Puff.«
    Torino klatschte leise in die Hände. »Und hier setzen wir an. Frauen oder Aktienmarkt, Glotze oder Puff – bei uns ist es beides!«
    Myers kaute wieder auf der Unterlippe. »Soll das heißen, die Zuschauer kriegen die Chance, mit einer der Miezen ins Bett zu steigen?«
    »Bingo. Jeder kann eine Nacht mit seiner Favoritin gewinnen, egal ob sie Miss Shebay wird oder nicht, und jeder kann eine Nacht mit der Siegerin gewinnen.«
    »Und die am meisten zahlen, haben die höchsten Chancen?«
    »Ja. Aber es bleibt auch eine kleine Chance für alle, die nicht so viel Knete haben.« Torino lächelte. »Der Durchschnittszuschauer da draußen in Zombieland hat nun mal nicht so viel Geld. Wäre es anders, würde er nicht so lange vor der Glotze hängen, sondern sich den Arsch aufreißen, um noch mehr Geld zu verdienen, so wie wir. Aber irgendjemand muss sich ja um die kleinen Leute kümmern, und das sind wir. Wir sind die wahren Marxisten. Bei uns kann auch der Kleinverdiener den Superstar vögeln. Gleiches Recht für alle.«
    Myers trank sein Wasser aus und klappte seine Tasche zu. »Du bist in etwa so marxistisch wie Ronald Reagan. Wissen die Ladys denn, auf was sie sich einlassen?«
    »Was denkst du? Das ist alles wasserdicht. Die AGBs müssen sie unterschreiben, und dann werden sie rechtlich auch noch mal eingenordet. Die Anwälte sind schon an den letzten Formulierungen dran.«
    »Und wenn irgendein versiffter Proll auftaucht, muss die Kleine sich trotzdem von dem besteigen lassen?«
    »Nun ja, wir stellen gewisse Mindestanforderungen an die Hygiene. Grundsätzlich aber gilt: Wer schön sein will, muss leiden. Und wer berühmt sein will«, Torinos Mundwinkel zuckten nach oben, während er Myers unverwandt musterte, »noch mehr.«
    Myers schwieg eine Zeit lang. »Ziemlich schräge Idee«, sagte er dann. »Aber es passt in unsere kranke Zeit. Ihr müsst nur aufpassen, dass euch das rechtlich nicht um die Ohren fliegt. Oder sendet ihr aus Holland?«
    Torino blickte Myers unverwandt an. »Wie viele User haben allein in Deutschland im vergangenen Monat eure Website besucht?«
    »Ungefähr zehn Millionen.«
    »Dann ist alles doch ganz einfach.« Torino trank seinen Cappuccino aus und ließ den Becher auf den Tisch knallen. »Wir senden erst mal übers TV. Wenn es rechtliche Probleme gibt, senden wir als Livestream – auf der Landing Page von Xenotube.«
    »Ihr wollt unsere zehn Millionen Nutzer für euren Schweinkram?« Myers erhob sich und blickte zur Uhr. Es war ihm

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