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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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bekommt man keine Falten.«
    »Ein guter Tipp«, sagte Torino. »Einige deiner Kolleginnen sehen nämlich aus, als würden sie im Schrank schlafen.«
    Es entstand eine kurze Stille. Das Mädchen schaute sich ein wenig unbehaglich um.
    Torino nahm den Ball wieder auf. »Kannst du sonst noch was, außer auf dem Rücken schlafen?«
    »Ich schreibe Gedichte«, sagte das Mädchen ein wenig unsicher.
    »Oho«, sagte Torino, »ein weiblicher Goethe. Dann sag mal was auf.«
    Das Mädchen begann unsicher: »›Wir sind beide eins, wir sind für uns geboren. Ich träumte, dass wir uns lieben und uns nie verloren.‹«
    Stille.
    »Das ist ein Liebesgedicht«, sagte das Mädchen dann und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr.
    »Ach. Ich dachte schon, es wäre die Declaration of Independence.«
    »Die was?«
    »Egal. Ist jedenfalls großer Mist und bestimmt nicht von dir. Das hat doch dein pickeliger Freund letzte Nacht aus Wikipedia rauskopiert, stimmt’s? Aus den Löschkandidaten.«
    Die Mundwinkel des Mädchens zuckten, wie bei jemandem, der kurz davor ist, in Tränen auszubrechen. »Ich habe gerade keinen Freund. Und das Gedicht ist von mir. Wirklich wahr!«
    »Umso schlimmer«, sagte Torino, »denn Scheiße bleibt nun mal Scheiße. Out!« Er senkte den Daumen. Doch die User hatten anders gewählt und retteten Eva – vielleicht, weil sie gerade keinen Freund hatte.
    Torino hob die Augenbrauen. »Glück gehabt«, sagte er. »Hoffentlich schreibt die Nächste nicht auch Gedichte. Abmarsch.«
    Eva verließ die Bühne und ging hocherhobenen Hauptes an der Tribüne vorbei.
    Es vergingen ein paar Minuten, ehe die nächste Kandidatin auf die Bühne kam. Sie war in ein langes Tuch gehüllt, das ihre gesamte Figur verbarg, und hatte sich einen Zipfel des Tuches über ihr Gesicht gezogen, sodass nur ihre Augen hervorblickten wie bei einer orientalischen Tempeltänzerin.
    »Hier macht’s ja jemand ganz spannend«, sagte Torino. »Ist das Inszenierung, oder willst du den Leuten deinen Anblick ersparen?«
    »Entscheide selbst«, sagte eine glockenhelle Stimme, während im selben Augenblick das schwarze Tuch zu Boden fiel.
    Stille.
    Nur das Quietschen der Kabel, die über den Boden scheuerten, als die Kameras bewegt wurden, war zu hören. Kein Laut auf der Tribüne, kein Laut von Torino, selbst Schweine-Jochen glotzte aus großen Augen und vergaß fast, den Scheinwerfer auf die Person zu richten, die nun alle Blicke auf sich zog.
    Die Figur der Frau konnte man nur als makellos bezeichnen. Als hätte ein griechischer Bildhauer oder ein Leonardo da Vinci versucht, den perfekten weiblichen Körper darzustellen. Doch der hier war echt, in 3D und in der wirklichen Welt.
    Das Mädchen trug einen silberfarbenen Bikini, der so wenig verbarg, dass er eigentlich mehr zeigte, als wenn er gar nicht vorhanden wäre. Torinos Blick glitt von den perfekt geformten Beinen über die ausladenden, aber nicht zu breiten Hüften, über den flachen Bauch bis zu den makellosen Brüsten, die in nahezu aggressiver Weise den Raum vor sich beanspruchten und die sich scheinbar auf ihn zuzubewegen schienen. Torino spürte, wie etwas in seiner Hose hart wurde, als die rosé gefärbten Lippen zu sprechen begannen und die graublauen Augen unter den platinblonden Haaren ihn verführerisch anblickten.
    »Ich bin die Sünde«, sagte sie.
    Torino öffnete den Mund, brachte aber kein Wort hervor, da ihm beim besten Willen nichts einfiel, was er auf diesen durchaus zutreffenden Satz erwidern sollte. Schließlich sagte er: »Natürlich bist du das.«
    »Vielleicht gefalle ich dir?« Sie schaute erst Torino an und wandte sich dann zur Tribüne. »Und euch?«
    Sie blickte jedem der Mädchen in die Augen. Auch denen fiel es sichtlich schwer, den Blick von der jungen Frau zu lassen, die in ihrem reflektierenden silberfarbenen Bikini mit dem Licht der Scheinwerfer um die Wette strahlte.
    Sogar die Tussen finden sie toll, dachte Torino und zog seine Hose zurecht, als er wusste, dass die Kamera ihn nicht im Visier hatte. Sind zwar eh alle lesbisch, die Schlampen, aber wenn die sich ihren Zickenkrieg verkneifen können, ist das der beste Indikator, dass die Maus absolutes Starpotenzial hat.
    Als hätte sie Torinos Gedanken erraten, drehte die Sünde sich zu ihm um und ging mit langsamen Schritten auf ihn zu.
    Scheiße, dachte er, wenn die mir jetzt in den Schritt fasst oder so was, müssen wir das alles schneiden oder noch mal drehen.
    Doch so weit kam es nicht, denn

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