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Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Final Cut - Etzold, V: Final Cut

Titel: Final Cut - Etzold, V: Final Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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er Julias Interesse. Sie schrieb:
    Du kennst mich, obwohl wir uns noch nie gesehen haben.
    Dann er: Ich fühle es, irgendwie.
    Dann sie: Vielleicht sollten wir mal telefonieren?
    Und er schrieb zurück: Sollten wir. Hier ist meine Nummer.

12.
    Die Sendung lief seit zwanzig Minuten. Einige der Kandidatinnen waren bereits in den Matsch gefallen, zwei waren in den Shebay -Olymp befördert worden.
    Albert Torino ging die Reihe der männlichen Zuschauer ab, um kurze Interviews zu führen.
    »Hast du eine Freundin?«, fragte er einen pickeligen Kerl mit nach hinten geschmierten Haaren.
    »Nee«, sagte dieser. »Wieso?«
    Torino war ein wenig verdutzt ob der Gegenfrage. »Wieso nicht?«
    »Irgendwelchen Stuss erzählen kann ich mir selber«, sagte der Pickelige. »Und wenn ich ’ne Frau haben will, gehe ich in den Puff.«
    Torino hob die Augenbrauen. »Aha«, sagte er, »ein echter Pragmatiker.« Er schaute den gegelten, pickeligen Burschen erwartungsvoll an. »Vielleicht muss unser Pragmatiker ja heute Abend gar nichts bezahlen. Was hältst du von der da?«
    Er wandte sich zur Bühne, wo die nächste Kandidatin Stellung bezogen hatte und unruhig auf Torino wartete. Sie hatte eine ziemlich große Oberweite und trug ein ausgesprochen enges Kleid, bei dem man damit rechnen musste, dass es jederzeit explodierte.
    »Nicht mein Typ«, sagte der Pickelige und schüttelte den Kopf, »die ist fett und hässlich.«
    »Miss Hungerstreik ist sie allerdings nicht«, sagte Torino und ging zur Bühne, während er auf sein Kärtchen schaute. »Du bist Susi, richtig?«
    Sie nickte und rief dem Pickeligen zu: »Und ich bin überhaupt nicht fett, du Aknevisage!«
    Der Pickelige rief irgendetwas, aber das Mikrofon war längst abgeschaltet.
    »Bleib cool, Susi«, sagte Torino. »Wie geht’s den Zwillingen?«
    »Welchen Zwillingen?«, fragte Susi verwirrt, doch als sie Torinos Blick folgte, wusste sie, was gemeint war.
    »Oh«, sagte sie und lächelte unsicher. »Da stehen die Kerle doch normalerweise drauf.«
    »Bis auf unseren Bordellfreund da vorne«, sagte Torino. »Aber das Kleid ...« Er schaute prüfend auf den engen Fummel, als wäre er jederzeit bereit, in Deckung zu springen. »Ist das zum Anziehen oder zum Blutdruckmessen?«
    Lautes Johlen. Jetzt waren die Zuschauer mit Fragenstellen an der Reihe. Bevor Susi antworten konnte, ging Torino mit dem Mikrofon die Reihe entlang, in der auch der Pickelige stand, der nun ohne Mikrofon Obszönitäten ins Studio blökte. Torino blieb bei einem jungen Burschen mit kurzen schwarzen Haaren stehen.
    »Wie heißt du, und wo kommst du her?«
    »Ronny. Ronny aus dem Märkischen Viertel.« Er grinste.
    »Wie gefällt dir Susi?«
    »Ganz gut. Vor allem oben rum. Würde mit der gerne mal einen Tit ...« Jochen winkte hinten von der Regie, und ein kurzes, fiependes Geräusch ertönte. Aha, die Zensur, dachte Torino. Wieder mal ein Wort, das live sofort rausgeschnitten werden muss, damit wir nicht aus dem Abendprogramm fliegen. Gut, wenn man mit kurzer Verzögerung sendet.
    » Du Penner«, rief Susi von der Bühne aus. Sie hatte das Wort trotz des Fiepens sehr wohl verstanden. »Das entscheide ja wohl noch ich, wer was mit mir macht.«
    »Lies mal die Bedingungen durch, Schlampe«, rief Ronny. »Du gehörst mir.«
    »Immer hübsch langsam«, sagte Torino, »Und bevor du auf ihr rumpicken darfst, muss sie erst mal gewinnen. Und du auch.«
    »Wieso? Sie gehört mir«, erwiderte Ronny beinahe störrisch und rief dann in Richtung Susi: »Wenn ich mit dir fertig bin, läufst du nur noch wie John Wayne durch die Gegend.« Er ging nach vorne und lief mit breiten Beinen vor der Tribüne auf und ab.
    Torino machte ein erstauntes Gesicht. »Hätte nicht gedacht, dass einer wie du John Wayne kennt«, sagte er.
    Ronny wollte noch etwas sagen, doch das Mikro war bereits wieder abgeschaltet.
    »Up or out?«, rief Torino den Zuschauern zu. Die Mehrheit votierte für up. Torino ebenfalls. »Glück gehabt, Miss Weißwurst«, sagte er in Richtung Susi. »Aber zieh dir für nachher was anderes an. Ich weiß nicht, ob wir hier gegen mit Schallgeschwindigkeit herumfliegende Kleiderteile versichert sind.«
    »Ihr seid alles Blödmänner!« Susi verzog das Gesicht, teils vor Wut, teils vor Freude über das Erreichen der nächsten Runde, während sie auf der Engelsschaukel in die Höhe des Studiogewölbes entschwebte.
    Eine weitere Kandidatin kam, Sonja – blond, elegant und zierlich. Ein fetter Kerl mit Kapuzenpulli aus

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