Final Cut - Etzold, V: Final Cut
müssen.
Der Ninja?
***
Vladimir kannte die Wäscherei im Keller noch von seiner letzten Begegnung mit Ingo. Und er wusste, dass die Küche und die Kühltruhen ganz in der Nähe waren. Und irgendwo war die Werkstatt, wo stets ein großer Hammer lag. Außerdem wusste Vladimir, dass Tobias gerne hier herunterkam, um heimlich zu rauchen.
Er wird sein Ding in meine Schwester reinstecken wie eine von diesen Wespen, die ihre Eier legen. Und das wird sie verändern. Wenn sie es selbst nicht verhindert, muss ich es tun.
Immer wieder drangen furchtbare Dinge in sein Leben ein.
Der Baumstamm in das Auto.
Ingo in ihn.
Und jetzt Tobias in seine Schwester?
Nein!
Als Tobias dieses Mal seine Zigarette ausdrückte und in einer der nahen Toiletten herunterspülte, hörte er hinter sich leise Atemgeräusche und gedämpfte Schritte. Bevor er sich umdrehen konnte, sah er aus den Augenwinkeln, wie sich etwas auf ihn zubewegte, geschmeidig und schattenhaft schnell.
Fürchterlicher Schmerz durchraste ihn.
Dann war nur noch Schwärze.
Ewige Schwärze.
***
Vladimir hatte Tobias’ Leiche in schwarze Folie eingewickelt und ganz unten in einer der Tiefkühltruhen der Heimküche verstaut.
In der Werkstatt hatte er eine Säge gestohlen. Nun schlich er sich jede Nacht herunter, um Teile der tiefgefrorenen Leiche abzusägen und die Toilette herunterzuspülen. Es waren mehrere Toiletten nebeneinander. Immer ein Teil pro Toilette. Dennoch war Vladimir erstaunt, wie lange es dauerte, wie viel Masse so ein Mensch besaß und wie schwer es war, tiefgefrorenes Fleisch und Knochen zu zersägen. Doch Kälte war eine saubere Sache. Es gab kaum Blut, kaum Spuren.
Dem ist das Blut in den Adern gefroren, dachte Vladimir. Das passiert, wenn man mit meiner Schwester schmutzige Dinge machen will.
Kein Blut, keine Leiche, keine Tat.
Erst in der Kanalisation würde alles auftauen.
Und bis dahin wären die Leichenteile weit weg.
Und er, Vladimir, ebenfalls.
16.
Der Bericht der Rechtsmedizin war eingetroffen. Die DNA, die man in dem einen, schon seit längerer Zeit toten Käfer gefunden hatte, war die einer Frau, doch eine erste Analyse hatte keinen sofortigen Treffer ergeben.
»Dann führt uns das also keinen Schritt weiter?«, fragte Clara enttäuscht.
»Wie man’s nimmt, Señora«, sagte Winterfeld. »Die Idee mit den Käfern hat ja immerhin ein kleines Ergebnis gebracht. Wobei wir leider nicht wissen, ob die DNA überhaupt irgendetwas mit einer Person aus dem Umfeld des Killers zu tun hat. Was schlagen Sie jetzt vor?«
Clara kaute an ihrem Stift. »Ich fürchte, wir müssen die große Runde drehen«, sagte Clara. Sie saßen in Winterfelds Büro, wo sie Bericht erstattete. Hermann und MacDeath saßen ebenfalls am Konferenztisch. »Das heißt also, dass wir uns sämtliche Krankenhäuser erst im Umland und dann außerhalb Berlins vornehmen und darauf hoffen müssen, dass genau diese DNA irgendwo gespeichert ist.«
Winterfeld fuhr sich durch die Haare, als dämmere ihm allmählich, was für ein Fass ohne Boden dieser Fall werden konnte.
»Wie lange lagert die DNA im Krankenhaus?«, fragte er.
»Dreißig Jahre«, sagte Clara.
»Und das alles ist natürlich nicht digital gespeichert«, sagte Winterfeld, »und kann nicht auf Knopfdruck abgeglichen werden, sondern das meiste muss wahrscheinlich umständlich aus irgendwelchen Akten gezogen werden, oder?«
»Das steht zu befürchten.« Clara blätterte durch eine Kopie des Berichts der Rechtsmedizin. »Sicher, es gibt die IT-Initiative des BKA und des Gesundheitsministeriums, diese Daten digital zusammenzuführen, vergleichbar mit der CODIS-Datenbank des FBI. Auf diese Weise haben wir ja die DNA von Kürten identifizieren können. Aber so einfach wird es hier nicht werden. Hier gilt analog statt digital.«
»Toll«, sagte Winterfeld. »Der Killer ist einer der größten IT-Cracks, die wir je hatten, und wir beim LKA müssen uns mit vergilbten Ordnern herumärgern.«
»So war es doch immer schon«, sagte Hermann.
»Wenn ich etwas von dir wissen will, Hermann, melde ich mich«, murrte Winterfeld. Er hatte Hermann damals aus Hamburg mitgenommen. Die beiden hatten auf den ersten Blick zwar wenig gemein, hielten aber zusammen wie Pech und Schwefel. Und Hermann hatte natürlich recht.
»Aber mal ernsthaft«, sagte Winterfeld und blickte Clara an. »Wir haben eine DNA, die möglicherweise nirgends digital gespeichert ist, ohne irgendwelche Anhaltspunkte?«
»Ich fürchte, so sieht’s aus«,
Weitere Kostenlose Bücher