Finale auf Föhr
Siewerings entfernt. Und da habe ich eben so am Rand mitgekriegt, dass zwei Männer an Bord des Bootes einen kleinen Streit hatten.« Der Hafenmeister verstummte. Ina fand das nervig. Musste man denn immer nachhaken? Von allein kam da nichts.
»Also, wer waren nun die beiden Männer?«, insistierte Seyfried. »Hermann Siewering, der alte Reeder, und ...« Tadsen zögerte erneut.
»Wir sind hier nicht bei Günther Jauch, verdammt noch mal!«, explodierte Seyfried. »Und wir wissen es ohnehin, also bitte!«
Tadsen blickte womöglich noch finsterer als vorher. Wenn das überhaupt möglich war, befand Ina. Aber jetzt sah er wohl ein, dass er mit seiner Verzögerungstaktik bei der Kripo nicht durchkam. »Der andere war Jan-Willem Petersen. Der ist Fährkapitän und wohnt hier auf der Insel. Sein Motorboot liegt immer neben dem Boot der Siewerings.«
Sie ließen sich die Stelle zeigen, von der aus Tadsen den Streit beobachtet hatte. Dann fuhr er fort: »Ich sah auf und sah, dass Petersen an Bord des Sieweringbootes war. Vorher hatte ich ihn nicht gesehen. Der alte Herr Siewering und er haben sich nie leiden können, und gestritten haben die auch nicht zum ersten Mal. Diesmal war es besonders schlimm. Sie standen sich gegenüber und brüllten sich an. Der Herr Siewering, der konnte sich wehren, der hat dem Petersen in nichts nachgestanden.«
»Worum ging es in dem Streit?«, fragte Kohlmann, der bisher nur mitnotiert hatte.
»Ja, worum ging es da ...«, sinnierte Tadsen.
Ina befürchtete, dass Seyfried gleich explodieren würde. Zu aufreizend war das Verhalten des Hafenmeisters.
»Ja, so ganz habe ich das nicht verstanden. Irgendwelche alten Geschichten. Petersen hat etwas geschrien von Blut, mit dem Siewering das Schiff gekauft habe. Und dass alle Zeit der Welt nicht ausreiche, das wieder abzuwaschen und das Unrecht wiedergutzumachen. Der alte Herr Siewering hat zurückgebrüllt, dass er sich von einem Versager und Nussschalenkapitän wie Petersen nicht beleidigen ließe. Dann ist sein Sohn von unten aus der Yacht dazugekommen und hat Petersen vom Schiff geworfen. Das war alles.«
»Was hat Petersen dann gemacht?«, fragte Kohlmann.
»Ja, also ich seh, wie der auf sein kleines Motorboot springt, die Leinen loswirft und den Hafen verlässt. Das Boot ist auch am nächsten Morgen nicht da gewesen. Jetzt liegt es aber wieder da.«
»Wissen Sie, wo Petersen sich danach aufgehalten hat?«, fragte Seyfried nach.
»Woher soll ich das wissen? Bin ich mit dem verheiratet? Fragen Sie ihn doch selbst!« Tadsen war immer noch gereizt.
»Jetzt zu den Siewerings. Haben Sie das Boot auslaufen sehen?«
»Nein, es muss aber zwischen halb sieben und sieben gewesen sein. Um sieben war es weg, das weiß ich noch.«
»Wir wissen, dass am Nachmittag des 2. August noch eine weitere Person an Bord des Bootes gewesen ist. Können Sie dazu etwas sagen?«, erkundigte sich Seyfried.
»Ja, da war noch der Engländer. Wenn Sie das wissen wollen ... Warten Sie mal ...«, Tadsen blickte in eine große Kladde, »der heißt Spencer-Brown, Richard Spencer-Brown. Der war hier schon öfter, immer mal für ein paar Tage mit seinem Segelboot. Also der war seit vorgestern hier. Und am späten Nachmittag habe ich den auch mal auf dem Boot der Siewerings gesehen. Vor dem Streit mit Petersen. Da saßen sie so an Deck, also der alte Herr Siewering und der Engländer, und haben sich unterhalten. Wie alte Freunde.«
»Dieser Spencer-Brown, ist der noch hier?«, fragte Seyfried.
Omme Tadsen schüttelte den Kopf. »Nee, der ist danach auch gleich mit seinem Boot ausgelaufen. Ich hab mich noch gewundert, wo der abends hin will. Aber der ist ein wirklich erfahrener Einhandsegler, der hat schon alle Weltmeere gesehen. Das Boot picobello, mit Ausrüstung vom Feinsten. Mir hat er gesagt, dass er ein wenig in den Norden hoch will, norwegische Küste und so.« Tadsen zeigte ihnen das Buch. Das Boot war ordnungsgemäß ausgetragen, der Engländer hatte bezahlt.
Obwohl er zum Schluss regelrecht gesprächig geworden war, konnten sie aus dem Hafenmeister nicht mehr herauskriegen. Und weitere Zeugen dieser Vorfälle gab es offenbar nicht. Sie würden einen Aushang machen, dass sich mögliche weitere Zeugen der Besuche auf dem Sieweringboot bei der Polizei melden sollten. Kohlmann beauftragte Ina, das sofort an die Kollegen auf der Polizeistation weiterzugeben. Außerdem sollte sie Asmussen dazu veranlassen, sofort eine Fahndung nach Richard Spencer-Brown
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