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Finale auf Föhr

Finale auf Föhr

Titel: Finale auf Föhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin dodenhoeft
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Solides Hintergrundwissen kann nicht schaden
    Eine Stunde später stand Ina Meyer erneut vor dem Sportboothafen, diesmal allein. Den Aushang hatte sie gleich am Computer selbst erstellt, vom Chef persönlich genehmigen lassen und drei Exemplare ausgedruckt. Keine Korrektur! Asmussen hatte immerhin anerkennend genickt. Sie hatte bereits gelernt, dass sie von ihm mehr Lob nicht erwarten konnte. Der Chef war einer von den Vorgesetzten, die nach der Devise verfuhren »Wenn ich nichts sage, ist alles in Ordnung.« Das kannte sie auch von ihrem Vater, es fiel ihm einfach schwer, mal ein anerkennendes Wort zu verlieren. Asmussen hatte nur gesagt, dass sei okay und sie solle es sofort aushängen lassen. Danach könne sie Feierabend machen. Lohns kümmerte sich um die Fahndung nach dem Engländer und telefonierte bereits die umliegenden Yachthäfen ab. Über Funk und Mobiltelefon war er eigenartigerweise nicht erreichbar gewesen.
    Der Hafenmeister war nicht mehr da. An seiner Stelle saß eine junge Frau im »Little Ship Store«, sie stellte sich als seine Nichte vor. Ingken Tadsen hängte ohne Zögern ein Blatt gleich in einen der beiden Schaukästen am Eingang des Hafens, eines außen an das kleine Gebäude und eines an das Schwarze Brett im Inneren.
    Ina verstand sich auf Anhieb mit der jungen blonden Frau, die nicht so abgehoben wirkte wie manche andere. Eigentlich sogar total nett! Die Studentin – Geschichte und Soziologie in Hamburg – jobbte während der Semesterferien bei ihrem Onkel. Sie sprachen ein wenig über die Sitten und Gebräche im Hafen und kamen schließlich auf das Boot der Siewerings, die »Elisabeth«, zu sprechen. Ingken war ganz begeistert – das absolut schönste Schiff im Hafen, mit Eleganz und Stil! Ja, da hatte sie Recht, soweit Ina das beurteilen konnte. Sie kannte das Boot ja nur vom Bild aus der Zeitung. Neben vielen unauffälligen und etlichen ganz schönen Booten sah Ina auch einige sehr protzige Angeberkähne, Stückpreis zwo Mio und aufwärts. Kraftvoll elegant irgendwie schon. Sinnbild für Geld. Aber nichts von wirklich gutem Stil.
    Ingken kannte die Siewerings flüchtig. Eher zurückhaltende Leute, aber reich. Konnte man am Boot ja schon sehen. Der alte Herr, schwärmte sie, war ein richtiger Gentleman – war gewesen, musste sie sich korrigieren. Vor Kurzem noch hätte er sich mal sehr nett mit ihr unterhalten. Seinen Tod bedauerte sie sehr. So etwas Furchtbares! Hoffentlich würde man das bald aufklären. Der Sohn, Martin Siewering, und die Frau seien ja eher zugeknöpft, die Frau habe sie selten hier gesehen. Aber der jüngere Siewering sei auch schon mit anderen Frauen auf dem Boot gewesen, das wisse sie ganz genau. Der ließ garantiert nichts anbrennen, erfolgreicher smarter Geschäftsmann finde ja immer dummes Frischfleisch. Aber seine Frau habe das anscheinend spitzgekriegt. Einmal habe sie am Abend einen heftigen Streit der beiden mitbekommen, als sie auf dem Steg an dem Boot vorbeigegangen sei.
    Selbst sie habe er mal massiv angemacht. Er habe ihr das Boot zeigen wollen, dann sollte sie sich mit ihm unterhalten und ein Gläschen Champagner mittrinken. Soweit war sie mitgegangen, er war ja schließlich ein interessanter Mann. Sie hatte sich auch gedacht, ob sie nicht bei der Reederei einen Job kriegen könne. Aber dann sei er zudringlich geworden. Sie habe ihm eine geknallt und blitzschnell die Flucht ergriffen. Das sei im vergangenen Jahr gewesen. Seitdem habe er über sie hinweggesehen, als ob sie nicht existierte. Oberpeinlich. Ingken Tadsen schüttelte sich in Erinnerung an dieses unerfreuliche Ereignis. Ina pflichtete ihr bei. Gleich deutliche Grenzen setzen, nur das half.
    Die Kinder der Siewerings kannte die Studentin kaum. Im Hafen seien ständig so viele Leute, und sie sei auch nicht immer hier. Sie jobbe ja nur zeitweise. Der Hafenmeister, ihr Onkel, wisse sicher mehr.
    Sie zeigte Ina den Liegeplatz der »Elisabeth«, gar nicht weit von dem kleinen Gebäude an der Ecke des Steges entfernt. Rechts daneben lag ein schnittiger weißer Kabinenkreuzer, die »Asmara«, eines dieser Millionenobjekte. Links neben der verlassenen Anlegestelle dümpelte völlig unstandesgemäß ein kleines altes Motorboot mit geschlossenem Aufbau. Ein Schild am Bug zeigte den Namen »Maren«.
    Hier im Hafen begegneten sich Welten, erzählte Ingken Tadsen. Die volle Bandbreite! Bescheidene Familienväter mit ihrem ganzen Stolz, dem kleinen auf Pump gebraucht gekauften Segler,

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