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Finale auf Föhr

Finale auf Föhr

Titel: Finale auf Föhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin dodenhoeft
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sparsam-steril eingerichtet. Asmussen tendierte offenbar zum zweiten Typ.
    Dann traten sie auf eine kleine, fliesenbelegte Terrasse. Der Blick ging – unverbaut – zwischen den Bäumen durch in die Felder. Noch. Die Gemeinde hatte nach längerem Hin und Her auch das angrenzende Stück Land als Baugebiet ausgewiesen. Man brauchte weitere Ferienwohnungen!
    »Es tut mir wirklich leid«, sagte Asmussen, »aber ich bin doch noch nicht so ganz auf euch eingestellt. Ich bin gerade erst vor einer Stunde vom Dienst gekommen. Der Tote im Watt, ihr wisst ja. Wir haben da jetzt zwei tüchtige Kripokollegen am Hals, die alles wissen und alles können und uns wie die Deppen behandeln. Na ja, vergessen wir das. Viel schlimmer ist ... wie soll ich sagen ... also Inger ist nicht dabei. Ich wollte sie euch vorstellen. Gestern Abend hat sie aus heiterem Himmel angedeutet, dass irgendwas nicht in Ordnung sei mit unserer Beziehung. Also wollte sie eine Auszeit, wie das so schön heißt. Jetzt ist sie weg, und zwar mit allen ihren Sachen, einschließlich Zahnbürste. Ich weiß nicht mal, wo sie ist«, schloss er verbittert.
    Renata nickte verständnisvoll, blieb aber stumm und blickte ihn nur an. Das war Carls Einsatz. Der wand sich jetzt sicher innerlich. Wie reagiert man auch in einer solchen Situation? Mitleid? Konnte an sich nicht schaden, aber Asmussen war nicht der Typ, der wirklich empfänglich für intensive Mitleidsbekundungen war – oder vielleicht erst im Laufe einer durchzechten Nacht. Die Frau verdammen? Er kannte sie ja nicht, wusste auch nicht, was vorgefallen war – vielleicht gab es eine Vorgeschichte zu dieser Aktion, die ihr Verhalten erklären und vielleicht sogar rechtfertigen könnte. Ignorieren, das Ganze überspielen? Bequemste Lösung, wirkte aber auch leicht gequält und peinlich, kam nicht in Frage beim besten Freund. Vielleicht ein kleines Bonmot über die Unstetigkeit der von Asmussen bevorzugten Frauentypen? Garniert mit dem Vorschlag, sich vielleicht doch mal an beständigeren, nicht so jungen und exotischen Damen zu versuchen? Darüber hatten Renata und Carl häufiger geredet und auch mal freundlich gescherzt. Allerdings nur untereinander. Asmussen hatte es in den letzten Jahren einfach nicht geschafft oder nicht gewollt, eine Frau länger an sich zu binden. Die meisten seiner Freundinnen waren recht jung gewesen, er hatte halt auch so eine Ausstrahlung.
    Renata blickte ihren Carl an. Er selbst als »Idealtyp Schwiegersohn« hatte früher, natürlich abgesehen von seiner Frau und den wenigen Freundinnen, die er zuvor gehabt hatte, eher die Mütter-Generation angesprochen. Je älter er allerdings wurde, desto anziehender wirkte er offenbar auf viel jüngere Frauen. Bei ihr selbst war das Gegenteil der Fall. Das fand sie ungerecht. Warum wurden Männer mit zunehmendem Alter interessanter, Frauen aber nicht? Carl selbst schien das gar nicht zu bemerken. Gott sei Dank. »Was hat er, was ich nicht habe?«, hatte er Renata einmal mit Bezug auf den Erfolg Asmussens bei jungen Frauen gefragt. Klug wie sie war, hatte Renata die einzig richtige und absolut überzeugende Antwort gegeben: »Nicht mich!«
    Die junge Schwedin Inger war nun wieder so ein Fall. Klaus-Henning hatte vor drei Monaten zum ersten Mal von ihr erzählt. Er hatte sie im »Apfelgarten« kennengelernt, wo sie in der Frühjahrssaison als Aushilfe kellnerte. Liebe auf den ersten Blick! Zusammengezogen waren sie erst vor einigen Wochen, und jetzt das. Spuren hatte sie in der Wohnung, soweit Renata sehen konnte, jedenfalls nicht hinterlassen.
    Carl raffte sich endlich zu einer Reaktion auf, bevor es zu peinlich werden konnte. »Oh Gott, das tut uns leid. Wir haben uns eigentlich gefreut, deine neue Flamme endlich mal kennenzulernen. Die Blumen«, er blickte auf den mitgebrachten bunten Strauß in Renatas Hand, »können wir leider nicht umtauschen, aber heute kann man ja auch Männern Blumen schenken, ohne dass jemand aufschreit. Nimm es als billigen Trost, zusammen mit diesem Frust reduzierenden Edelchampagner, dem besten Tropfen auf ganz Föhr, eigenhändig erworben!«
    »Vielen Dank, nett von euch! Schlage vor, wir lassen das Thema Inger lieber beiseite. Ich muss das erst mal selbst klären. Ist mir schon unangenehm«, meinte Asmussen. »Setzt euch raus«, forderte er sie auf und wies auf Tisch und Stühle draußen auf der Terrasse. Der Tisch war gedeckt mit Tellern, Besteck und Gläsern für vier Personen. »Ich bin gleich bei euch. Peters, mein

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