Finale auf Föhr
trafen auf stinkreiche Snobs nebst gelangweilten Gattinnen, deren Ego oder Einbildung proportional zur PS-Zahl ihrer Superyachten stand. Da gab es bescheidene Einheimische mit ihren kleinen alten Jollen auf von Generation zu Generation vererbten Liegeplätzen. Englische Einhandsegler, die jedes Jahr nur für wenige Tage hier Station machten, Holländer, Dänen. Sogar ein Amerikaner hatte sich mal hierher verirrt. Die meisten seien aber Deutsche. Nicht selten kämen auch Gruppen junger Leute, die sich für einen kleinen Abenteuerurlaub auf See gemeinsam ein kleines Segelschiff gemietet hätten. Sie selbst nutze ihren Onkel, der sogar zwei eigene Boote hier liegen hatte, weidlich aus und mache öfter kleine Seeausflüge mit Freunden. Ob Ina nicht auch einmal Lust habe? Ina freute sich. Das machte ihr Föhr gleich noch liebenswerter!
Die »Asmara« gehörte irgendeinem erfolgreichen Manager aus dem Niedersächsischen. Der kam wohl in wechselnder Damenbegleitung immer wieder mal auf sein Schiff, lief damit aber eher selten aus. Das kleine Motorboot auf der anderen Seite, die »Maren«, gehörte einem Fährkapitän, der damit öfter allein zwischen den Inseln herumtuckerte. Das wusste Ina schon, schwieg aber, um den Redefluss der jungen Frau nicht zu unterbrechen. Der Kapitän, das sei so ein Eigenbrötler, der nur das Allernötigste rede. Die meisten, die Segler vor allem, seien ja sehr kommunikativ, der halt nicht. Der wirke immer so – abweisend, ja förmlich gestört. Ihr Onkel kenne den gut, der meine allerdings, das sei der beste Seemann, den er in seinem ganzen Leben kennengelernt habe.
Leider wusste die junge Frau nichts über die Auseinandersetzung zwischen dem Fährkapitän und dem alten Siewering. Sie sei an dem Nachmittag bis in den Abend hinein mit Freundinnen aus ihrer alten Schulclique am Südstrand gewesen. Ihr Onkel habe ihr von sich aus natürlich nichts erzählt.
Ina dankte ihr und verabschiedete sich. Am nächsten Wochenende würden sie tatsächlich mal einen kleinen »Törn« zusammen machen, wie Ingken Tadsen es genannt hatte.
Sie war nicht unzufrieden, auch wenn sie nichts wirklich Neues – Zielführendes, würde der Chef sagen – erfahren hatte. Aber ein solides Hintergrundwissen kann auch nicht schaden, das empfahl Peters immer.
Auf dem Weg zur Gästepension in Hafennähe, in der sie und Jörg Wachter für die Zeit ihres Dienstes auf Föhr untergebracht waren, schlug ihr das schlechte Gewissen. Sie hatte Peters gar nicht über den Nachmittag mit den Kielern informiert! Denn so hatte sie seine Worte verstanden – dass sie Augen und Ohren offen halten und die Kollegen von der Insel auf dem Laufenden halten solle. Dass die Kripoleute und der Chef nicht zusammen konnten, das hatte sie sofort gesehen – und an der Tür, natürlich »rein zufällig, im Vorbeigehen« erlauscht. Asmussen sollte sie vielleicht besser nicht ansprechen. Wahrscheinlich wusste der gar nichts und würde diesen Auftrag umgehend zurücknehmen. Das aber wollte sie nicht!
Auf ihrem Zimmer angekommen, rief sie also Peters an. Er hörte ihr aufmerksam zu, lobte sie schließlich für ihre gute Beobachtungsgabe. Das ermutigte sie, nach Asmussen zu fragen, ob er denn einverstanden sei ... Den Chef solle sie ihm überlassen, meinte er nur. Das sei alles so in Ordnung. Am nächsten Tag solle sie sich wieder zur Verfügung halten. Na gut! Damit war auch das erledigt. Zeit für den Feierabend!
Spekulationen über Spekulationen
Kurz vor halb neun abends trafen Renata und Carl bei Klaus-Henning Asmussen in Boldixum ein. Renata war erleichtert. Der vierte Gang des Cabrios ließ sich wider Erwarten einlegen, so war die Fahrt doch etwas schneller gegangen als erwartet. Und Carls Laune war entsprechend positiv. Hatte das Auto aber irgendein schwerwiegendes Problem, dann ging man Carl besser aus dem Weg ...
An der Tür begrüßte sie der Freund und bat sie herein. Er bewohnte eine der beiden Wohnungen im Erdgeschoss eines neuen Hauses mit insgesamt vier Parteien. Vier Eigentumswohnungen zu je drei Zimmern, Küche, Bad, Flur, Wohnfläche 90 Quadratmeter, gemeinsamer Wäschekeller und Dachboden, erklärte Asmussen, gerade erst im vergangenen Jahr fertiggestellt und sofort verkauft. Er hatte die Erdgeschosswohnung genommen wegen des Rasens und der Bäume hinter dem Haus.
Sie gingen durch den Flur und das Wohnzimmer. Renata sah sich neugierig um. Junggesellenwohnungen waren nach ihrer Theorie entweder völlig verrumpelt oder
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