Finale auf Föhr
Das war geschafft. Auch Asmussen war inzwischen hereingekommen.
Nach der Klärung der Formalitäten schoss Seyfried geradewegs auf das Ziel zu. »Ich habe die Zeitung gelesen. Sie sind bemerkenswert gut informiert, Herr Knudsen.«
»Nur mein Job«, unterbrach ihn der Redakteur trocken. Das konnte spannend werden, befand Ina. Knudsen hatte sichtlich keinen Respekt vor der Amtsgewalt.
»Da Sie ja so schnell recherchieren, wissen Sie jetzt sicher schon mehr und können uns die Arbeit ein wenig erleichtern«, setzte Seyfried fort. Die Worte klangen sachlich, der ironische Ton indes gefiel Ina nicht. So würde der Kommissar nichts erreichen, das sah man doch. Und der sollte so erfolgreich sein?
Der Journalist ließ sich sichtlich nicht beirren. Er betrachtete in aller Ruhe seine Fingernägel.
»Nun?«, insistierte Seyfried.
»Ich habe meine Quellen, Sie haben die Ihren«, stellte Knudsen fest. »Meine muss ich Ihnen nicht preisgeben. Noch sind wir nicht so weit in diesem Land! Abgesehen davon gibt es da auch nicht viel. Alles Recherche aus öffentlich zugänglichen Quellen. Hätten Sie vielleicht auch machen sollen«, ätzte er.
Seyfried schoss zurück. »Unsere Ermittlungen stehen erst am Anfang, Herr Knudsen. Und was heißt das? Das heißt, wir blasen keine Spekulationen in die Welt wie Sie mit Ihrem Halbwissen! Ich denke, Sie wissen, dass die Behinderung polizeilicher Ermittlungen unangenehm für Sie werden könnte. Ich lege Ihnen nahe, zu kooperieren.«
Knudsen zuckte gleichgültig mit den Schultern. »An mir wird das jedenfalls nicht liegen. Wenn Sie jetzt unzufrieden sind, ist das Ihr Problem. Herr Asmussen wird bezeugen, dass wir jederzeit gut zusammengearbeitet haben.« Asmussen nickte. »Bis jetzt jedenfalls. Von mir aus muss sich das ja auch nicht ändern«, setzte der Journalist fort. »Ich bin durchaus bereit, Sie an meinem Wissen zu beteiligen. Aber das setzt voraus, dass Sie ebenfalls mit Informationen rüberkommen, die ich verwerten kann. Sonst bringt mir das nichts. Als Hilfspolizisten lass ich mich jedenfalls nicht verbraten.«
Ina fragte sich gespannt, wie Seyfried das aufnehmen würde. Diese Kröte zu schlucken, fiel ihm sicher nicht leicht. Aber Seyfried war natürlich ein Profi, der konnte sicher von gezielter Provokation ganz schnell in verbindliches Gesäusel umschalten. In der Tat.
»Herr Knudsen, ich nehme das mal als ein Angebot. Wir werden Sie gern über den Stand der Ermittlungen informieren, soweit dies veröffentlichungsfähig ist.«
Asmussen ergänzte: »Herr Knudsen wird nichts schreiben, was wir nicht autorisiert haben. Ich plädiere für Offenheit.« Ina bemerkte, dass Seyfried erneut unwillig die Stirn verzog. Aber er sagte nichts.
»Das ist endlich mal ein Wort, das Journalisten lieben«, meinte Knudsen anerkennend. Ina fand ihn ja ein wenig zu selbstsicher, zu aufgeblasen nach dem Motto: »Mir kann hier keiner was.« Aber man musste mit ihm klarkommen. Hier auf der Insel war er der Pressekönig, das hatte sie bereits gelernt. Es gab ja kein lokales Konkurrenzblatt.
»Also, vielleicht hätten Sie ja doch einen Tipp für uns?«, schaltete sich Kohlmann ein, der bis jetzt geschwiegen hatte.
»Wenn Sie so drauf bestehen! Aber viel wird Ihnen das nicht bringen. Was ich über die Familie Siewering geschrieben habe, das pfeifen die Spatzen von den Dächern, teilweise ist das Archivmaterial, teilweise Inselgespräch. Im Internet steht heutzutage auch schon viel Brauchbares. Also so genial war das an sich nicht«, relativierte er seine eigene Arbeit. »Ich empfehle Ihnen jedenfalls, machen Sie doch mal einen winzig kleinen Spaziergang und sprechen mit Omme Tadsen. Der weiß eine Menge.«
»Omme Tadsen ist Hafenmeister unseres Wyker Yachthafens«, erläuterte Asmussen seinen Kollegen.
Seyfried wirkte nicht sehr zufrieden. »Also gut. Wir nehmen das mal auf. Ich setze absolut auf Ihre Kooperation, Herr Knudsen. Aber schauen Sie wirklich zu, dass Sie uns nicht in die Ermittlungen hineinpfuschen. Ich bin da äußerst allergisch.« Ina fand das überflüssig. Warum musste Seyfried den Journalisten reizen?
Aber Knudsen nahm das ruhig auf. »Herr Kommissar! Ich dachte, das hatten wir schon. Sie möchten doch bitte wirklich beherzigen, dass wir in einem Land mit Pressefreiheit leben. Was Sie von mir bekommen, gibt’s absolut freiwillig, meine Herren, und nur auf der Basis Eine Hand wäscht die andere . In diesem und nur in diesem Rahmen sehe ich unser Verhältnis.«
Ina hatte das
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