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Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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einen Espresso und eine Weinschorle.
    »Wegen Samstagabend, ich hab’ gehört, dass …« Uli schien ein Grinsen zu unterdrücken, »… dass deine Kollegen kommen mussten.«
    »Woher weißt du das denn?«
    »Hast du vergessen, wie dieses Etablissement heißt?« Uli hob seine rechte Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger in die Höhe und ließ sie einmal kreisen. »Sorry, ich hab’ bei euch draußen auf der Terrasse nur ganz leise Musik gehört. Ich wollte ja nicht in der Wohnung rauchen, als ihr zum Amphitheater gefahren seid.«
    »Schon gut.«
    »Als Doris zurückkam, ging alles hopp la hopp«, fuhr Uli mit seinem Rechtfertigungsversuch fort. »Da wollte ich dann auch heim und hab’ es wohl vergessen. Wir hatten ja schon ein wenig Wein gebechert.« Er drückte die Espressomaschine.
    Walde wartete, bis das Mahlgeräusch verstummt war. »Ist schon okay, ich hab nur eine Anzeige wegen Lärmbelästigung am Hals und das weiß, woher auch immer, inzwischen sogar der Präsi.«
    Der Espresso wurde vor ihn auf die Theke gestellt. Walde nahm den Keks von der Untertasse.
    »Wenig los hier«, bemerkte Walde mit Blick ins Lokal, wo nur ein Pärchen, offensichtlich amerikanische Touristen, an einem Tisch am Fenster saß.
    »Seitdem fast nirgendwo mehr geraucht werden darf, kommen die Leute nicht mehr«, sagte Uli. »Früher, als ich noch eigenverantwortlich das Rauchverbot ausgesprochen habe, fanden das sogar manche Raucher toll. Und nun, wo man es fast in allen Kneipen nicht mehr darf, ist es ruhiger geworden.«
    »Das wird auch wieder besser werden«, warf Jo ein.
    »Hast du ein neues Extrablatt in Arbeit?«, fragte Walde. Die in unregelmäßigem Abstand erscheinende Kleinpublikation brachte Hintergrundinformationen zu aktuellen Ereignissen in der Stadt, die in der Tageszeitung, bei der Uli bis vor wenigen Jahren Redakteur gewesen war, aus welchen Gründen auch immer, nicht veröffentlicht wurden.
    »Nee, zum einen krieg’ ich in letzter Zeit kaum Werbung verkauft, zum anderen geht in ein paar Tagen das Altstadtfest los.«
    »Hat sich inzwischen was im Fall des toten Baritons bei den Antikenfestspielen ergeben?«, fragte Jo und trank so geräuschvoll aus seinem Glas, als befände er sich noch bei der Weinverkostung.
    »Du sagst es doch selbst: Tod des Baritons.« Uli goss einen Schuss Sprudel in Jos Glas. »Wäre es Mord und stünde unser lieber Intendant Franz Kehlheim unter Verdacht, ja dann …«
    »Wer sagt denn, dass es nicht so ist?«, fragte Jo und warf einen Seitenblick auf Walde, der mit regungsloser Miene zuhörte.
    »Kehlheim hat ein Alibi, das weißt du doch genauso gut wie ich«, sagte Uli.
    »Okay, aber es gibt eine Reihe anderer verdächtiger Personen, die auch nicht ganz uninteressant sind«, entgegnete Jo. »Seine Frau, er soll sie in aller Öffentlichkeit geschlagen haben, damals, zu seinen Drogenzeiten. Und da ist noch dieser Stümper Muth. Der schafft es irgendwie jedes Jahr von neuem, mit seinem Sommercamp irgendwo Unheil anzurichten.«
    »Du kennst ihn?«, fragte Walde und sah Uli nach, der mit dem großen schwarzen Portemonnaie in der Hand zu den beiden Touristen ging.
    »Leider.«
    »Warum?«, hakte Walde nach. Sein Freund war begeisterter Hobbyarchäologe mit besten Beziehungen zu dieser Szene.
    »Ach, der Kerl geht mir auf den Keks. Soviel ich weiß, durfte er zuletzt nur noch an Westwallbunker oder Panzersperren aus dem Zweiten Weltkrieg ran. Wie er die Erlaubnis bekam, auf dem Gelände des Amphitheaters sein Unwesen treiben zu dürfen, ist mir schleierhaft.«
    »Was hat er denn angestellt?«
    »Der Mann ist ein, wie soll ich es ausdrücken, ein Hooligan unter den Archäologen. Er nennt sein Sommercamp ›Auf den Spuren der Gladiatoren‹ und findet ausgerechnet einen Gladiatorenfriedhof. Und dann biegt er sich alles so zurecht, bis es stimmt. Schau dir allein die Grabung an!« Jo fuhr mit der Hand den imaginären Graben entlang. »Die hat er quer durch den Weg, den zur Römerzeit tausende Besucher des Amphitheaters gehen mussten, geführt. Total bescheuert! Wie sollten dort Gladiatoren beerdigt werden?«
    »Tote Gladiatoren im Amphitheater, das hört sich doch ganz plausibel an.«
    »Es ist absolut keine professionelle archäologische Methode, nach etwas Bestimmtem zu suchen.« Jo hob sein Glas und besah sich den Inhalt gegen das Licht. »Und dann noch an Stellen, wo es ganz sicher nichts zu finden gibt.«
    »Wer, glaubst du, hat Tiefenbach umgebracht?« Uli war zurückgekommen und sah Walde

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