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Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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habe?«
    »Nein, aber ich bin gespannt.«
    »Wir installieren in allen Kindergärten eine Alarmanlage mit direkter Verbindung zum Präsidium.«
    »Und?«
    »Dafür gibt es keine Mittel.«
    »Hmh.«
    »Und weißt du, was die im Kindergarten am Wolfsberg gemacht haben? Also, die Eltern haben gesammelt und die Kohle für eine Alarmanlage aufgetrieben.«
    »Alle Achtung.« Walde nickte anerkennend.
    *
    Am Nachmittag kam der Anruf aus der Klinik, Gorzinsky sei ansprechbar.
    »Können wir noch schnell runter zu Dr. Hoffmann?«, fragte Grabbe, als sie vom Parkdeck zur Pforte des Krankenhauses gingen.
    »Ist das für Gorzinsky?« Walde deutete auf den Blumenstrauß und das Päckchen in Grabbes Händen.
    »Teil, teils, kannst du mal halten?« Grabbe reichte Walde den Blumenstrauß und das Päckchen, das in Geschenkpapier eingeschlagen war.
    Während sie stehen blieben und Grabbe telefonierte, sah Walde zu einem Mann hinüber, der vor dem Haupteingang des Krankenhauses, eine filterlose Zigarette rauchend, in seinem Rollstuhl saß. Das linke Hosenbein seiner Freizeithose war leer und hing schlaff herunter.
    »Hoffmann kommt rauf«, Grabbe nahm Walde lediglich die Schachtel aus der Hand, während sie im Strom der Besucher das Krankenhaus betraten.
    »Das wäre doch nicht nötig gewesen«, rief Hoffmann, als er aus der Tür zum Treppenhaus kam und den Blumenstrauß in Waldes Hand sah.
    »Eine kleine Aufmerksamkeit für Sie als Entschuldigung wegen heute Morgen.« Grabbe überreichte dem Pathologen das Päckchen.
    »Wirklich, für mich?« Hoffmanns Lächeln wich einer verdutzten Miene.
    »Ich hoffe, Sie mögen Konfekt.«
    »Und wie, aber woher wissen Sie … und das Traurige ist, niemand hat mir was Süßes zum Hochzeitstag geschenkt. Meine Familie hat sich abgesprochen, weil ich dummerweise mal meine Blutzuckerwerte erwähnt habe, die leicht im Grenzbereich liegen.« Hoffmann hielt die Tür zum Treppenhaus auf. »Darf ich Sie begleiten? Sie sind doch zu Gorzinsky unterwegs?«
    Bis zum zweiten Stock hatte Hoffmann den Tesastreifen vom Geschenkpapier gelöst und linste hinein. »Oh, Domsteinpralinen, die habe ich noch nie probiert! Als Pathologe bekommt man ja eher selten Aufmerksamkeiten von Patienten oder deren Angehörigen.«
    Als sie im vierten Stock ankamen, steckte sich Hoffmann genüsslich schmatzend die zweite Praline in den Mund.
     
    Auf dem Flur der Intensivstation nahm eine Schwester Grabbes Blumenstrauß entgegen, weil hier keine Blumen erlaubt waren.
    »Ich habe mich von den Kollegen auf dem Laufenden halten lassen. Gorzinsky wird wahrscheinlich heute Abend auf die normale Station verlegt werden«, flüsterte ihnen Hoffmann zu, als sie die grünen Besucherkittel über ihre Kleidung streiften. Gorzinsky lag in einem Krankenbett, an dessen Seiten Gitter angebracht waren. Im Zimmer war es warm und stickig. Hinter und neben dem Bett gab es eine Fülle von Apparaturen. Ein regelmäßiger Piepton schien die Herzfrequenz des Patienten wiederzugeben, der die Augen geschlossen hatte und zu schlafen schien. Nur der Mund war, wie schon am Morgen, leicht geöffnet.
    Der Fotograf trug einen Kopfverband. Unter dem Kinn lief ein Netzverband zu beiden Seiten nach oben und rahmte das Gesicht ein. Das Laken war bis zu seinen Hüften zurückgeschlagen, und auch sein linkes Bein war nicht zugedeckt. Das Knie wirkte dicker als der Oberschenkel. Die Hüftknochen und Rippen zeichneten sich deutlich unter der blassen Haut ab.
    »Guten Tag, Herr Gorzinsky, wie geht es Ihnen?« Grabbe war an das Bett herangetreten.
    Gorzinsky öffnete die Augen. »Sie sehen …« Seine Stimme versagte.
    »Möchten Sie was trinken?« Hoffmann reichte ihm eine Schnabeltasse mit einer blassorangenen Flüssigkeit.
    Gorzinsky hob den rechten Arm und ließ ihn stöhnend wieder sinken. Die Infusionsnadel schien ihm Schmerzen zu bereiten. Er nahm den Becher mit der linken Hand und hob unter Mühen den Kopf ein wenig an, um zu trinken.
    »Nicht so gut.« Gorzinskys Worte kamen so zäh wie vom Löffel tropfender Honig. »Sie sehen ja.«
    »Dürfen wir Ihnen ein paar Fragen stellen?«
    »Ja.«
    »Können Sie uns sagen, wie es zu Ihrer Kopfverletzung kam?«
    »Keine Ahnung.«
    »Können Sie sich wirklich an nichts erinnern?«
    Gorzinsky schüttelte langsam den Kopf.
    »Wissen Sie, wo Ihr Laptop und die Kamerachips sind?«
    »Nein.« Gorzinsky wirkte apathisch.
    »Falls Sie sich bedroht fühlen, können wir Sie bewachen lassen.«
    Gorzinskys Stimme war kaum mehr hörbar,

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