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Finale Mosel

Finale Mosel

Titel: Finale Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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als er etwas murmelte, das sich nach einer Verneinung anhörte.
    »Wenn es Ihnen besser geht, kommen wir wieder.« Grabbe schaute zu Walde. Dieser nickte. »Gute Besserung.«
    *
    »Andreas Gorzinsky benötigt ein paar Tage strengste Bettruhe, er hat eine schwere Gehirnerschütterung erlitten«, sagte der Pathologe, als sie sich im Flur der Kittel entledigt hatten. »Sechsundfünfzig Kilo bei einsdreiundachtzig Körpergröße,« fuhr Hoffmann fort, der wohl die Blicke seiner beiden Begleiter im Krankenzimmer bemerkt hatte. »Der Mann hat höchst beunruhigende Leberwerte, wahrscheinlich verursacht durch eine chronische Hepatitis C in Kombination mit einem nicht krankheitsgerechten Konsumverhalten.«
    »Das heißt?«, fragte Walde.
    »Er hatte einen Drogencocktail aus Alkohol und Opiaten im Blut. Der hat wahrscheinlich überhaupt keinen Schmerz gespürt. Wenn Gorzinsky so weitermacht, wird er über kurz oder lang Leberkrebs oder eine Zirrhose bekommen.«
    »Können Sie einschätzen, wann Gorzinsky niedergeschlagen wurde?«, fragte Grabbe.
    »Mit dieser Fragestellung bin ich in meinem bisherigen Berufsleben noch nicht konfrontiert worden, ich meine bei Lebenden.« Hoffmann nahm einen Kuli aus der Brusttasche seines Kittels, schaute darauf, als könne er davon eine Antwort ablesen, und steckte ihn wieder zurück. »Ich habe das Opfer in der Pension nicht weiter untersucht, nur in eine andere Lage gebracht und Puls und Atmung kontrolliert.« Er grinste. »Blutdruck zu messen gehört für gewöhnlich nicht zu meinen Aufgaben.«
    »Und was war mit dem Blut, das Gorzinsky verloren hat?«
    »Das Blut war getrocknet. Das heißt aber nicht viel.
    Wenn es im Bad eine Fußbodenheizung gibt, kann das ganz schnell gehen.«
    »Und wenn nicht?«
    »Blut verhält sich nicht anders als sonstige Flüssigkeiten. Wenn es aus dem Körper tritt, unterliegt es den Gesetzen der Schwerkraft.«
    »Es läuft nach unten«, stellte Grabbe fest und sah, wie Walde genervt die Augen zur Decke hob.
    »Richtig«, sagte Hoffmann im Ton eines geduldigen Lehrers zu einem begriffsstutzigen Schüler. »Und wenn es eine plane Fläche erreicht, breitet es sich aus und trocknet umso schneller, je geringer die Höhe der Flüssigkeit ist.« Er seufzte. »Das Beste wäre, wenn Gorzinsky sich erinnerte«, rief er den Polizisten nach, die sich mit erhobenen Händen verabschiedeten.
     
    Als Hoffmann kurz danach mit einer weiteren Praline in der Hand die Station verlassen wollte, stand vor der Eingangstür eine Frau. Sie war klein, dunkelhaarig und trug einen Dutt. Sie sprach Dr. Hoffmann an. »Darf ich hinein?«
    »Kommt drauf an, was Sie da wollen?«
    »Herrn Gorzinsky besuchen.«
    »Da müssen Sie im Stationszimmer nachfragen«, antwortete Hoffmann und hielt ihr die Tür auf, durch die sie mit schnellen, kurzen Schritten schlüpfte.
     
    »Gut, dass du Gorzinsky nichts von den Blumen gesagt hast.« Walde wich dem einbeinigen Mann im Rollstuhl aus, der ihnen im Eingangsbereich entgegenrollte.
    »Warum?«, fragte Grabbe.
    »Sonst denkt er noch, du hättest ein schlechtes Gewissen.«
    »Hab’ ich ja auch.«
    »Willst du eine Schadensersatzklage angehängt bekommen?« Walde musste lauter sprechen, weil ein knatterndes Motorengeräusch einsetzte. Er schaute nach oben und sah einen roten Hubschrauber im Tiefflug über dem Gebäude verschwinden.
    »So hab ich die Sache noch gar nicht betrachtet.« Grabbe hatte ebenfalls nach oben geschaut und wich nun in letzter Sekunde einem hüfthohen Betonpoller aus.
    »Sag’ mal, was ist denn mit dir und Gabi los?«, fragte Walde. »Warum hat sie dich vorhin in der Pension so angemacht?«
    »Du kennst sie ja«, war Grabbes lapidare Antwort.
    »Soll ich mit ihr reden oder sollen wir mal zu dritt …«
    »Nee, lass, das regele ich selbst.« Grabbe winkte ab.
    Walde nahm sein Mobiltelefon heraus und informierte Gabi über den Besuch bei Gorzinsky.
    Als er auflegte, sagte er: »Gabi übernimmt die Befragung der Pensionsgäste. Es ist kurz nach fünf«, stellte er mit Blick auf seine Uhr fest.
    »Hab’ nichts dagegen.« Grabbe hatte bereits den Autoschlüssel in der Hand.
    »Dann bis morgen.« Als Grabbe sich zum Parkdeck wandte, ging Walde in Richtung Fußgängerzone weiter.
     
    Am Hauptmarkt sah Walde durch die Tür der Gerüchteküche zur Theke, wo Jo sich mit dem Wirt Uli unterhielt, beide waren Freunde von Walde.
    Walde ließ sich auf dem Hocker neben Jo nieder, legte ihm zur Begrüßung eine Hand auf die Schulter und bestellte

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