Finale Mosel
Spaziergang mit Quintus am Moselufer verschwieg er. Eigentlich war es unlogisch, danach beurteilt zu werden, ob man am Schreibtisch saß, Leute befragte oder irgendwelchen Hinweisen und Spuren nachging. Man konnte auch vor lauter Indizien sammeln, Spuren verfolgen und Befragungen den Überblick verlieren und versäumen, nachzudenken und die richtigen Schlüsse zu ziehen.
Er bemerkte, wie Grabbe und Gabi einen kurzen Blick wechselten, beließ es aber bei seiner Erklärung. »Ich bin bei Sattler.«
Im Labor fiel nur spärliches Licht durch die Schlitze der Rollos. Sattlers Gesicht wurde von einer Lampe auf dem Tisch so angestrahlt, dass der Schatten seiner Brille in Balkengröße an der Decke erschien.
»Was gibt’s?« Sattler blickte von einer rechteckigen Lupe auf, die an einem schwenkbaren Arm befestigt war.
»Hat das was mit einem Einbruch zu tun?« Walde zeigte auf das hell angestrahlte Brecheisen.
»Gut kombiniert!«
»Es könnte ja auch jemand damit erschlagen worden sein.«
»Dann wüsstest du es«, sagte Sattler.
»Okay.« Walde nickte. »Das Teil steht nicht zufällig im Zusammenhang mit der Serie von Einbrüchen in Kindergärten und Schulen?«
»Nee, der Besitzer dieses Teils ist ein alter Bekannter, der gibt sich mit so was nicht mehr ab. Warum interessiert dich das?«
»Im Kindergarten meiner Tochter wurde letzte Nacht eingebrochen. Seid ihr da gewesen?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
»Hat Meyer euch nicht gerufen?«
»Das hätte auch wenig Sinn gemacht. Wir waren bisher an zwei, drei Tatorten, da konnten wir wenig bis nichts ausrichten.«
»Haben die Täter Handschuhe benutzt?«, fragte Walde.
»Weiß ich nicht.« Sattler nahm seine Brille ab und rieb sich über den Nasenrücken. »Da war alles voller Fingerabdrücke. Von den Kindern, den Erzieherinnen, Praktikanten, Eltern, Großeltern, Au-pairs oder wer sonst noch die Kinder bringt oder abholt. Wo sollen wir da anfangen und wo aufhören? Und wenn wirklich ein brauchbarer Fingerabdruck eines Täters darunter gewesen wäre, hätte das auch wenig gebracht. Die sind doch sowieso bei uns noch nicht erfasst.«
»Wahrscheinlich noch nicht. Aber das ist nur eine Frage der Zeit bis wir sie haben.«
»Ich soll dir ausrichten, du sollst dich bitte noch mal bei Gabi melden«, begrüßte ihn Meyer.
»Woher wissen die, dass ich zu dir..?«
»Wahrscheinlich Intuition.« Meyer grinste. »Und angeblich willst du mir deine Mithilfe bei der Einbruchsserie anbieten?«
»Wer sagt denn so was?«
»Hmh, da muss ich mich wohl verhört haben.« Meyer setzte eine unschuldige Miene auf. »Weshalb bist du denn hier?«
»Bei meiner Tochter im Kindergarten … also da waren sie auch, letzte Nacht. Wenn ich was tun kann, lass es mich wissen. Das nimmt ja wirklich Überhand mit dieser Serie. Ruf’ mich an, falls sich was tut, meine Handynummer hast du ja.«
*
In der Diele roch es nach überbackenem Käse und Gemüse. Schlagartig wurde Walde bewusst, dass er seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte und sein Magen reagierte wie ein Pavlov’scher Hund. Er zog seine Schuhe aus, legte die Schlüssel auf die Kommode neben einen hellen, in Folie verpackten Keks.
»Ich bin da!«, er streckte seinen Kopf ins Wohnzimmer. Dort war niemand. Er fand Doris in einer Liege auf der Terrasse, wo sie in einem Buch las.
»Warmer Auflauf steht im Backofen«, sagte sie, als wüsste sie, wie ausgehungert er war. »Annika ist ziemlich platt, weil sie heute Mittag nicht geschlafen hat, aber sie wollte unbedingt auf dich warten.«
Auf dem Weg zu Annikas Zimmer schnappte er sich den Keks, riss die Folie auf und biss eine Ecke ab. Als der Keks zerbröselte, hielt er die Hand darunter und stopfte ihn sich ganz in den Mund.
Die Aufregung des Tages hatte Annika wach gehalten. Walde ließ sich neben ihr auf dem Bett nieder. »Was macht die KiGa …«, weiter kam er nicht, der Keks war trocken wie Wüstenstaub.
»Der Ludger sagt nicht KiGaPo, er sagt …«, sie prustete los und hielt sich die kleine Hand vor den Mund, »KiGaArsch.«
Walde kaute auf dem Keks. »Darf ich?« Auf dem Nachtschrank stand eine Tasse Tee.
Er trank einen Schluck. »Verstehe ich nicht.«
»KiGaPo.« Sie betonte die letzte Silbe.
»Ah, jetzt verstehe ich.«
»Ich hab’ Felix und Jens gesagt, du schnappst die Verbrecher.«
»Einbrecher.« Er griff nach dem Buch.
»Kommen die wieder?«
»Nee, glaube ich nicht, die gehen immer in einen anderen Kindergarten oder eine andere Schule.«
»Und wenn
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