Finale Mosel
Gegenüber nebenher als Feuerschlucker arbeitete. »Erst mal hätten wir gerne Ihren kompletten Namen und Ihre Adresse.«
»Dr. Hans-Peter Muth, Postfach …«
»Haben Sie keine Wohnung?«
»Zur Zeit nicht.« Muth schenkte sich Kaffee nach. »Ich darf doch?«
Grabbe nickte. »Und das funktioniert?«
»Ich muss nicht jeden Morgen meine Post durchsehen, und Kontogeschäfte kann ich online erledigen. Das meiste läuft sowieso per Mail ab.«
»Und was ist mit Rechnungen?«
»Die wichtigsten Versicherungen laufen per Lastschrift. Der Rest …«, Muth zuckte mit den Schultern, »juckt mich nicht.«
»Haben Sie die Liste der Teilnehmer am Sommercamp dabei?«
»Ja, also nicht direkt.«
»Und, wo ist sie?«
»Ich habe ein Problem mit dem Drucker.«
»Dann hätten Sie uns die Liste doch mailen, auf eine CD brennen oder einen Stick laden können.« Grabbe beobachtete, wie Gabi ebenfalls nur an ihrer Tasse nippte.
»Was soll das überhaupt bringen? Die Leute vom Camp waren am Samstagabend ebenso wenig im Amphitheater wie ich.«
»Wir werden Sie nachher zu Ihrem Wohnmobil begleiten und dann laden Sie uns die Liste auf einen Datenträger«, schaltete sich Gabi in die Befragung ein. »Wo waren Sie am Samstagabend nach dreiundzwanzig Uhr?«
»Am Landesmuseum, auf dem Parkplatz neben dem Verwaltungsgebäude.«
»Von da aus ist man zu Fuß in fünf Minuten am Amphitheater«, stellte sie fest.
»Na und, ich bin aber nicht hingegangen, außerdem war ich nicht allein.«
»Wer war bei Ihnen?«
»Lara Seidensticker.«
»Ist das eine Ihrer Studentinnen?«, fragte Gabi.
»Sind wir hier bei der Sitte? Ich dachte, es geht um Mord?«
»Einer Ihrer Studenten behauptet, Sie seien ihm gegenüber gewalttätig geworden.«
»Ein verschmähter Bewerber, der mir eins auswischen will. Er hat es nicht überwunden, dass ich mit …«
»Lara, der Freundin des jungen Mannes«, ergänzte Grabbe, wobei er die letzten beiden Worte betonte.
»Ich glaube, der junge Mann«, er äffte Grabbes Ton nach, »hat wohl noch keine Gewalt erlebt. Einen Schubser habe ich ihm gegeben und ihn vielleicht auch noch leicht geschüttelt, damit er wieder zu sich kommt.«
»Tiefenbach wurde auch nur geschubst«, sagte Gabi.
»Hat mich der Studi angezeigt?«
»Nein.«
»Dann ist es ja gut.« Muth trank die zweite Tasse leer.
»Und was machen Sie im Winter?«
»Den zögere ich mit Exkursionen in die Provence hinaus.«
»Graben Sie da auch?«
»Nein, da veranstalte ich Workshops, bevorzugt über Aquarellmalerei.«
»Und danach?«
»Von Ende November bis April bin ich sesshaft.«
»Und wo?«
»Was sich halt so ergibt. Eine Wohnung oder ein kleines Haus. Manchmal auch als Mitbewohner.«
»Kann das auch mal bei einer Teilnehmerin eines Ihrer Kurse sein?«
Muth grinste und schwieg.
*
In der Mitte der Eingangstür, wo sich Ornamentglas befunden hatte, war eine Holzplatte eingepasst. Auf sein Klingeln öffnete ihm die Kindergartenleiterin, eine dunkelhaarige Frau. Sie sprach noch etwas schneller als sonst. Während sie durch den Flur mit den durch Tierbilder gekennzeichneten Garderoben gingen, an denen heute nur ganz wenige Jacken hingen, erklärte sie ihm, dass Doris neben der Festnetznummer und Doris’ Mobilnummer auch seine Handynummer für Notfälle im Kindergarten hinterlegt habe, seine Tochter im Garten sei und sich nicht wie sonst üblich nach dem Mittagessen hingelegt habe. Irgendwo begann ein Telefon zu läuten. Sie fuhr unbeirrt fort und berichtete, letzte Nacht seien knapp achtzig Euro gestohlen worden, er könne sich den Schaden, der hauptsächlich an der Eingangstür und der Tür zu ihrem Büro entstanden sei, gerne ansehen. Als sie zu ihrem Büro gelangten, entschuldigte sie sich und schlüpfte an einem Mann vorbei, der etwas auf einem Klemmbrett notierte.
Walde schaute auf seine Uhr. Es war kurz vor zwei. In einer halben Stunde war er mit Doris beim Arzt verabredet.
»Guten Tag, Herr Kommissar, mein Name ist Reusch von der Offizia«, der Mann steckte den Stift in einen Halter am Brett und reichte ihm die Hand. »Darf ich fragen, ob Sie dienstlich hier sind oder ein Kind in diesem schönen Kindergarten haben?«
»Meine Tochter hat mich angerufen«, antwortete Walde und fragte den Mann nicht, woher er ihn kannte. »Sie sind Sachverständiger der Versicherung?«
»Nicht direkt, ich nehme den Schaden auf. Das hier ist keine komplizierte Geschichte.« Der Mann trug trotz der Hitze einen dunkelblauen Anzug mit Fliege.
Walde hörte
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