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Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Titel: Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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gießen kannst! Dummes Zeug. Nein, wie wundersam.«
    »Also, warum bist du wirklich an Oswin interessiert? Und warum hockt ihr hier in dieser Holzhütte, statt, was weiß ich, in einem Hotel? Oder in deiner Bonner Bude?«
    Matzbach inhalierte, atmete aus, hustete und legte den Zigarillo in den Aschbecher. »Ich schulde dir was«, sagte er.
    »Mir? Wieso?«
    »Als es mir schlecht ging – als ich mühselig und unter der Bürde der aufgezwungenen Enthaltsamkeit schwankend zu dir kam – als ich vor lauter Aus und Ein nicht mehr ein noch aus wußte …«
    »O weh«, sagte Zaches.
    »… da hast du mich mit Koffein gelabt und durch Nikotinschnüffeln gestärkt, so daß ich wieder wußte, wo vorn und hinten ist und daß das Leben ohne jene Dinge, aus denen es besteht, nichts wert ist. Bald, hoffe ich, werde ich auch wieder wissen, wo oben und unten ist. Und was dann? Dann nämlich, tja, also dann!«
    Zaches blinzelte und sagte: »Abermals o weh.«
    »War mir alles ein Vorbeimarsch, Mann. Du kannst diese Schulden begleichen, indem du mir endlich reinen Wein einschenkst.«
    Baltasar machte einen Schmollmund. »Immer diese ausgelutschten Redewendungen. Reinen Wein. Pah, ich lasse zu, daß du dir lauteres Guinness einschenkst. Pures Schwarzbier. Hast du bei dem Geballere jemanden erkannt?«
    Bei dieser gewissermaßen scharfen Kehre des Gesprächs brauchte ich einen Moment der Konzentration, um nicht aus der Kurve zu fliegen. Mehr als ein mühsames »Häh?« brachte ich nicht zustande.
    »Ganz einfach. Du hast hinter den härenen Portieren trauriger Weiden zugesehen, wie jemand deinen alten Kameraden erschießt. Die bösen Jungs waren doch nicht mehr als zehn Meter oder so von dir entfernt. Hatten sie Gesichter?«
    »Hatten sie«, sagte ich. »Aber um jemanden zu erkennen, also im Prinzip wiederzuerkennen, muß man ihn zuerst mal gekannt haben. Und ich kenne keinen von denen.«
    »Denn alles Wissen ist nur Erinnerung«, murmelte Zaches, »und alles Neue folglich eine Form des Vergessens.«
    Matzbach kniff die Augen zu Schlitzen. Im schlappen Licht der Petroleumlampen wirkte sein Gesicht vergilbt. »Würdest du denn einen von denen wiedererkennen?«
    »Weiß ich nicht. Warum bist du in dieser Hütte und nicht in Bonn?«
    »Weiß ich nicht.«
    Zaches patschte auf den Tisch. »So kommen wir nicht weiter, Jungs! Wenn ich das so sagen darf, solltet ihr endlich mal was sagen, statt zu schwafeln.«
    Ich gab mir innerlich einen Ruck. »Angenommen, ich hätte einen von den Schützen schon mal woanders gesehen.«
    »Aha«, sagte Baltasar. »Wenn das der Fall wäre, könnte ich dir möglicherweise sagen, warum wir in dieser Räuberhöhle weilen.«
    »Laßt mich zwei Minuten denken.«
    Tatsächlich schwiegen Zaches und Matzbach. Ich glaube, sie haben nicht einmal Grimassen geschnitten. Irgendein dicker Brummer, der um eine Petroleumlampe gekreist war, kroch in den Glaszylinder. Ich sah zu, wie das Tier sich mühte, wieder herauszukommen. Während es krabbelte, mit den Flügeln schlug und immer wieder abrutschte, ging ich im Geiste all das durch, was ich nicht wußte; diese Liste, sagte ich mir, war ergiebiger als die andere, die mit meinen Kenntnissen. Vor allem erwog ich, was Matzbach wissen und vor mir verbergen konnte. Aus welchen Gründen auch immer. Und mich plagte die Frage, ob ich mich auf sein Angebot einlassen oder mir die unmittelbare Zukunft für eine mögliche Offerte von Abromeit und seinen Leuten freihalten sollte.
    »Na schön«, sagte ich schließlich. »Zuerst eine kurze Frage, nebenbei gewissermaßen. Wenn ich jetzt die Hose runterlasse …«
    »Ach, bitte nein.« Baltasar wackelte mit den Ohren. »Ob des Fortschreitens meines Alters bin ich ein wenig schreckhaft geworden. Hose runter? Die Anblicke würden mir entweder Neid oder Entsetzen bescheren, und beides wäre jetzt nicht förderlich.«
    »Wenn – krieg ich dann auch endlich ein paar Auskünfte?«
    »Alles, was du willst, Junge«, sagte Zaches.
    »Du hattest was von einem Tausender gesagt.«
    Matzbach nickte. »Und Spesen.«
    »Das kann je nach der nötigen Zeit und dem Einsatz viel oder wenig sein.«
    Baltasar seufzte. »Wer den Pfennig nicht ehrt, kriegt keinen. Ich versichere dir, es wird nicht länger dauern als deine Haushüterei, und es wird dich nicht beim Hüten der Heimstatt des abwesenden Doktors der Jurisprudenz stören. Jedenfalls nicht lange. Es wäre, sagen wir mal, ein intermittierendes Stören.«
    »Okay. Die Vorgeschichte aus Afghanistan hab ich

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