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Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Titel: Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Stuhllehne hing, und zog ein paar Fotos heraus. Er behandelte sie wie Spielkarten, als wollte er sie mischen. Bis er das gesuchte Bild gefunden hatte und es mir hinschob. »Der da?« Mit der Fingerspitze tippte er auf eine von vier Gestalten.
    Ich betrachtete das Bild. Ein Gruppenbild. Vier Männer in einer eher öden Gegend – Wüste, Felsen, Schotterpiste, ein Jeep, im Hintergrund zwei Kamele. Drei der Männer hatten lange Bärte, der vierte – er trug als einziger europäische Kleidung – schien frisch vom Barbier zu kommen. Er blinzelte, wahrscheinlich gegen die Sonne.
    »Das ist er«, sagte ich. »Wer ist das? Woher kommt das Bild? Und wo habt ihr das her?«
    »Tja«, sagte Matzbach. »Das ist eine längere Geschichte.«

8. Kapitel
    Es dürfte kurz nach zehn gewesen sein, als er das Foto aus der Tasche zog, und bis er – einschließlich gelegentlicher Einwürfe von Zaches – mit der Geschichte fertig war, befanden wir uns längst in der Geisterstunde zwischen zwölf und eins.
    Jetzt, da ich dies niederschreibe, weiß ich nicht, ob ich gewisse Unzulänglichkeiten des Gedächtnisses beklagen oder preisen soll. Der erste Teil der Geschichte war interessant und läßt sich einigermaßen zusammenfassen oder rekonstruieren. Der zweite Teil war vollkommen bizarr und verlangte danach, als »Matzbachs maroder Monolog« wiedergegeben zu werden. Dafür bin ich jedoch zweifellos nicht zuständig; auch weiß ich nicht, ob ich etwas hinbekäme, was seine Finten, Windungen, Abschweifungen und Wortspiele einigermaßen wiedergeben oder aus der Erinnerung wiederbeleben könnte. Ich will mich daher auf das beschränken, was ich irgendwie erinnernd verantworten kann.
    Der erste Teil, wie gesagt, war nicht so schwierig. Es ging um das Foto und den Mann, der Oswin erschossen hatte.
    »Nawazish Haq«, sagte Matzbach. »Wahrscheinlich ul Haq, aber den Artikel läßt er wohl zugunsten seiner europäischen Kontakte weg. Und ehe du fragst, nein, er ist nicht verwandt mit dem früheren pakistanischen Diktator Zia. Soweit ich weiß jedenfalls. Nicht verwandter als dein Armin mit dem anderen Schwaderlapp, sagen wir mal so.«
    »Was hat es mit ihm auf sich? Und woher …«
    »Gemach, gemächlich, Gemächt.« Baltasar guillotinierte den Zigarillo, mit dem er bis dahin gefuchtelt hatte, zündete ihn an und rülpste Rauch. »Kommt alles. Nawazish Sahib war mal was Höheres im pakistanischen Geheimdienst. Der zwar ISI heißt, aber nicht besonders
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ist.«
    »O Mann!« Zaches raufte sich die Haare. »Wie lang gedenkst du das auszudehnen? Soll ich solange einen Nachtspaziergang machen?«
    »Nicht zu empfehlen. Es könnte sein, daß sich Füchse und andere Schandbuben herumtreiben, die dich ob deiner Größe für ein Beutetier halten.«
    »Ich danke für die Warnung.« Zaches grinste. »Und ich bin begeistert, daß du so sehr um mein Wohl besorgt bist.«
    »Ich weise das von mir«, sagte Matzbach. »Wenn dich die Füchse und Marder und Beutelteufel erwischten … nicht auszudenken, was die in den kommenden Nächten für ein Geheul wegen ihrer Verdauungsprobleme machen würden.«
    »Böser, dicker Teufel.«
    »Jederzeit gern. Aber weiter. Das ist jetzt alles ein bißchen unklar, aber ungefähr dürfte es stimmen. Nawazish Haq hat sich angeblich vor Jahren von den Amerikanern an- beziehungsweise abwerben lassen und ein paar interessante Mitteilungen über die Verbindungen zwischen ISI und Taliban in den Grenzgebieten zwischen Pakistan und Afghanistan gemacht. Vor ein paar Monaten ist er nach Europa gekommen; angeblich – immer wieder angeblich; das ist alles angeblich, klar? Also, angeblich ist er Teil einer … sagen wir Sonderaktion der verbündeten Dienste, als wie CIA und MI 6 und BND und so, um hier Dschihadisten zu finden und Anschläge zu verhindern. Er kennt ja genug Leute von früher und weiß, wer die wo ausgebildet hat.«
    Da er eine Pause machte, um an seinem Zigarillo zu nuckeln, sagte ich: »Okay, so weit hab ich das verstanden. Aber woher hast du das alles, und wie kommt Oswin ins Spiel?«
    »Alles hängt bekanntlich mit allem zusammen; wir kommen gleich zu den inserenten Verknüpfungen. Kann ich fortfahren?«
    »Alles klar«, sagte ich.
    »Alaska«, murmelte Zaches.
    »Eines Tages, nicht lange her, wie ich dir bereits angedeutet habe, kam ein Verwandter von Oswin zu mir. Einer, den ich aus alten Bonner Kneipenzirkeln kenne. Er hat mir die Geschichte von Oswins spurlosem Verschwinden erzählt und dann behauptet, jemand hätte

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