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Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Titel: Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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und das, aber …« Er beugte sich vor und klopfte auf die Teakschale, in der ein paar vermutlich niemals benutzte Luxusfüller lagen. Ein Toledo war dabei und mindestens ein Meisterstück. »Nehmen wir den Panzer, von dem du geredet hast. Nicht, daß ich was über Waffengeschäfte wüßte.« Er lächelte flüchtig. »Was gebraucht wird, sind Leute, die dir den Panzer und die Pläne für Ersatzteile und den Ausbilder für den Umgang damit und die Finanzierung der Munitionsfabrik liefern können.«
    »Lobbyisten?«
    Er winkte ab. »Lobbyisten vertreten in der Regel einen Konzern, einen Verband. So ungefähr. Seidler macht alles. Alles in einer Hand, gewissermaßen.«
    »So was wie ein Hyperlobbyist?«
    »Könnte man sagen.« Er stand auf. »Du, eh, tut mir jetzt wirklich leid, aber …«
    Ich erhob mich ebenfalls. »Eine Frage noch. Weißt du, ob er besondere Schwerpunkte hat? Geographisch?«
    »Weiß ich nicht, nein. Ich glaube, er mischt überall mit. Überall und bei allem. Genaueres sollst du ja rauskriegen.«
    »Na gut. Erst mal vielen Dank. Und …«
    »Stimmt, hätt ich fast vergessen. Hat ja alles geklappt, wie man so hört und liest. Voilà.« Er bückte sich, nahm ein Schlüsselchen aus der Jackettasche, öffnete damit eine Schublade, legte einen dicken Umschlag auf den Tisch und schloß die Lade wieder. »Drei Riesen«, sagte er. »Wie vereinbart. Zähl vorsichtshalber nach.«

11. Kapitel
    Als ich wieder dort war, wo ich das Haus zu hüten hatte … Klingt unerträglich gestelzt; ich glaube, ich werde den Ort, dessen Namen zu verschweigen ich versprochen habe, einfach Kaffhausen nennen, damit ich nicht ewig dieses Herumeiern betreiben muß. Also, nach der Heimkehr nach Kaffhausen trank ich einen Kaffee, aß ein Käsebrot und wälzte meine Überlegungen auf der Terrasse hin und her. Coralie hatte sich noch nicht gemeldet, auch sonst niemand. Gereon hatte längst Feierabend gemacht; die meisten Nachbargärten dösten in der Hitze des späten Nachmittags. Von den etwa fünfzig Häusern an dieser Straße waren mindestens dreißig verlassen, und so weit mein Auge reichte, sah ich nur in zwei Gärten Bewegung. Oder unbewegtes Fleisch. Ich nahm an, daß sich alle anderen entweder in den relativ kühlen Innenräumen aufhielten oder Einkäufe machten oder vielleicht fürs Wochenende weggefahren waren. Kurz vor sieben und immer noch an die dreißig Grad.
    Da ich mit dem Denken nicht weiterkam und sonst nichts zu erledigen hatte, brach ich zur
Furt
auf. Der Fußweg zur kleinen Brücke verließ den rechten senkrechten Strich des H ziemlich weit unten; südlich davon gab es noch drei Häuser. Als ich in den Weg einbog, wäre ich fast über eine Schubkarre gestolpert, die gleich hinter der Ecke stand.
    »Ups, tut mir leid, steht doof da, was?« Ein älterer Mann mit Bermudas, Hawaiihemd und breitkrempigem Hut trimmte offenbar gerade die Buchenhecke, die zusammen mit einem niedrigen Jägerzaun das Haus links des Wegs gegen Invasionen seitens wüster Passanten abschirmte.
    »Nix passiert«, sagte ich.
    »Sie sind der Mann, der das Haus von Möller hütet, was?«
    Ich nickte. Ich wußte nicht, wie mein Gesprächspartner hieß; ich hatte ihn mehrmals auf den drei Straßen von Kaffhausen oder beim Einkaufen gesehen und, glaube ich, einmal auch in der
Furt
. »Bongartz«, sagte ich.
    »Angenehm, Kolberg.« Er deutete mit der Spitze seiner Heckenschere auf meine Brust. »Die Kneipe ist aber zu – falls Sie dahin wollen.«
    »Ich dachte, die machen heute wieder auf?«
    Er ließ die Schere sinken. »Ja? Kann sein. Wird auch Zeit.«
    »Verdursten Sie sonst?«
    Er stieß ein schepperndes Gelächter aus und schob den Hut in den Nacken. In den tiefen Furchen auf seiner Stirn hatten sich mehrere Perlenketten aus Schweißtropfen gebildet. »Nee, aber seit meine Frau tot ist, ist es hier immer so still«, sagte er. »Da freut man sich doch, wenn man bei passendem Wind mal ein bißchen Musik oder Gläserklirren hört.«
    »Oder ein kleines Feuerwerk.«
    »Feuerwerk?« Er schüttelte den Kopf. »Die ballern doch nicht mal zu Silvester.«
    »Irgendwer hat mir erzählt, da hätte es gestern irgendwie geknallt. Geknattert. Was auch immer.«
    Er ließ die Mundwinkel sacken. »Muß ich verpaßt haben. Dabei war ich die ganze Zeit hier. Wer hat das denn angeblich gehört?«
    »Weiß ich nicht mehr«, sagte ich. »Hab ich so nebenher beim Einkaufen gehört.«
    »Ach, man darf nicht alles glauben, was die Leute so erzählen.«
    »Da haben Sie

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