Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)
Meisterschaft vom FC erinnern.«
Er blickte von dem Löffel auf, mit dem er Zucker in den Becher schaufelte. »Hast du’s mir nicht geglaubt?«
»Dir schon, bloß dem FC nicht.«
Er grinste und zog ein Zigarettenpäckchen aus der Brusttasche. »Kann ich verstehen. Haste mal Feuer?«
Ich reichte ihm das Feuerzeug. »Hast du dieser Tage mehr von dem Durcheinander da vorn mitgekriegt?«
»Nee. Auch nicht mehr als jeder andere hier.«
»Kennst du die Leute? Arndts?«
Er hob kurz die Brauen. »Flüchtig. Rasenmähen und so; die reden nicht viel mit einem.«
»Vornehm?«
»Ach, tun so. So ‘n simpler Gärtner. Na ja, Gartenhelfer, was soll man mit dem schon viel reden?«
»Machst du das schon lange?«
»Hier?«
»Nee, überhaupt.«
»Ungefähr ein Jahr.«
»Und vorher?«
»Rat mal.«
Ich betrachtete das kantige Gesicht, die kräftigen Unterarme, das aufgekrempelte Flanellhemd, die schwieligen Hände. »Keine Ahnung«, sagte ich. »Seiltänzer? Koch? Dompteur? Pianist?«
Er lachte. »Nette Auswahl. Nee.« Er machte eine Pause und sah mich ein wenig lauernd an. »Finanzen.«
»Ha? Finanzen? Was denn – Finanzamt? Bank?«
»Finanzen in einer größeren Firma. Finanzierungen, Kredite, alles, was man so nicht braucht. Und bei denen ist man mit fünfundfünfzig schon lange überfällig. Ein Wunder, daß die mich erst mit einundsechzig rausgeschmissen haben.«
»Das heißt, du machst das eher zum Zeitvertreib, ja? Ich nehme an, du hast ‘ne brauchbare Abfindung gekriegt. Plus Rücklagen und Rente oder so?«
Er nickte. »Oder so. Ein alter Kumpel hat mich angehauen, ob ich nicht mit ihm zusammen was Eigenes aufmachen will, Anlageberatung; ich hab aber sowieso zu lang am Schreibtisch gesessen.«
»Tja, und der edle Anwalt Doktor Sebastian Arndt meint, mit so ‘nem blöden Gartenhiwi braucht er nicht viel zu reden, ja?«
»Ist mir ganz recht. Ich komm ja nicht zum Reden her.«
»Wo stecken die eigentlich? Arndt und seine Gemahlin? Falls er eine hat?«
»Konkubine.« Gereon spitzte den Mund. »Ich glaub, die sind auf den Seychellen. Warum?«
»Ich frag mich, was wen auch immer dazu bringt, dem die Bude abzufackeln. Vor allem, wo er gar nicht da ist.«
Gereon hob die Brauen. »Wie meinst du das?«
»Also, wenn ich mich rächen wollte, würd ich doch die Person angehen, nicht das Haus.«
»Njaaa. Aber vielleicht geht’s ja nicht um Rache.«
»Sondern?«
»Ach, was weiß ich denn! Keine Ahnung, was der in seinem, uh, Gewerbe so alles anstellt. Anstellen muß. Vielleicht hat er wen in irgendwas reingeritten, und jetzt …«
Ich bedachte das. Dann sagte ich: »Kann natürlich sein, daß es nicht mal ums Haus geht.«
»Sondern?«
»Na, vielleicht um Unterlagen. Irgendwas Belastendes. Sagen wir, Arndt weiß was, und jemand anderer will vermeiden, daß Arndt was damit anfängt.«
»Möglich. Bei Anwälten … Sag mal, wo warst du gestern abend?«
»Spazieren, und hinterher bei Bekannten. Warum?«
»Du hast nicht zufällig was von der Ballerei mitgekriegt?«
»Was für ‘ne Ballerei?«
»Irgendwas muß am Fluß los gewesen sein. Ungefähr da, wo die Kneipe steht. Jemand hat geschossen, paar Leute haben’s gehört. Ich glaub, irgendwer hat die Polizei gerufen, aber die haben nichts gefunden.«
»Nee, ich weiß von nichts. Hab auch nichts gehört. Wahrscheinlich irgendwelche Jungs, die Opas Nullacht gefunden haben. Samt Munition. Wer weiß schon, was die Leute auf dem Speicher versteckt haben.«
Keine Post, auch keine Anrufe. Und nichts auf dem Beantworter. Ich hatte mir ohnehin nicht viel von dem Inspektionstermin im Golfclub erhofft; wahrscheinlich, sagte ich mir, hätte ich mich vorher neu in Schale schmeißen und mir ein Pfund Gel ins Haar schmieren sollen, auch auf die Gefahr, wie ein ehemaliger Minister auszusehen, mit Adelstitel und ohne Doktor. Und ich wußte auch nicht, was ich tun würde, wenn Abromeit plötzlich doch anrüfen würde, um mich anzuheuern.
Dabei ging es nicht nur um die Frage, was ich bei Leuten tun sollte, die mit ehemaligen pakistanischen Geheimdienstleuten zu tun hatten. Die am Ufer der Erft Leute umlegten. Kann alles vorkommen, sagte ich mir. Manche Leute finden andere Leute überflüssig oder lästig und tun was dagegen. Muß man nicht toll finden, aber was muß man schon toll finden?
Oswin war ein Kamerad gewesen wie viele andere, nicht besser, nicht schlechter, bestimmt kein guter Freund. Kein Verlust – jedenfalls nicht für mich, mein Gemüt, mein Herz. Aber
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