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Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Titel: Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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rauschte und knarzte, sondern weil Adelheid mit schrillen Schreien von der Terrasse hereingerannt kam, mitten im Raum stehen blieb und zu schluchzen begann.
    »Was ist das?« sagte ich.
    Mick schob mir mein Kölsch hin. »
Malagueña
. Von den ganz alten Paraguayos. Ich weiß nicht, was sie damit verbindet; wahrscheinlich hat ihr das mal mitten in der Nacht ein Latin Lover auf dem Damenklo gegeigt.«
    Adelheid schluchzte leiser, wandte den Kopf und warf Mick eine Kußhand zu; er duckte sich. Ich drehte mir eine Zigarette und lauschte dabei dem sengenden Tenor und den aparten Falsettpassagen von (wie Adelheid jammernd und jauchzend verkündete) Luis Alberto del Paraná.
    »Schönes Stück« sagte ich, als es zu Ende ging. »Ist auf jeden Fall eine Bereicherung.«
    »Was hast du noch gedrückt?«
    »Fünfundfünfzig. Blind.«
    »O Mann.« Mick zeigte die verfärbten Zähne. »Das ist schweres Kaliber, eigentlich nur nach Mitternacht zu ertragen. Und sonst?«
    »Wieviel gibt’s denn für eine Mark?«
    »Fünf Stück.«
    »Ach, soll Adelheid die drei anderen aussuchen.«
    »Mach ich«, sagte sie. »Persiko, Mick.« Sie strahlte mich unter Tränen an. »Trinkst du mit, Liebchen?«
    »Einen, danke.«
    Nummer 55 stellte sich heraus als
Schwer mit den Schätzen des Orients beladen
von Heino. Keiner protestierte, aber das verblüffte mich nicht, denn in der
Furt
koexistierten nicht nur Kölsch, Persiko und der eine oder andere Côtes du Rhône und die jeweiligen Trinker, sondern zu gewissen Zeiten auch Elvis und Andrea Berg, Freddy Quinn und Cold Play. Ich trank einen Persiko mit Adelheid, deren heftiges Make-up unter den Fluten der Rührung zu schwinden begann, und floh auf die Terrasse.
    Helga knuffte mich zur Begrüßung und sagte: »Du Heino, du.« Von den acht anderen frühen Trinkern kannte ich drei vom Sehen. Drinnen drückte Adelheid dreimal
Malagueña
, und vermutlich geleitete sie jedes Abspielen mit mindestens einem Persiko. Helga knurrte etwas und verschwand ins Lokal.
    »Bring mir ein Kölsch mit, ja?« sagte ich.
    »Erst andere Musik.«
    Hegel kam, als gerade Helene Fischer
Und morgen früh küß ich dich wach
sang. Er hob die Brauen, nickte zur Begrüßung und sagte: »Mach ich nicht.«
    »Was denn? Wachküssen? Hätt ich mir auch verbeten.«
    »Läuft hier immer so was?«
    »Laß dich überraschen. Was willst du trinken?«
    Helga tauchte neben uns auf. »Wollt ich auch grad fragen«, sagte sie.
    »Wasser; ich muß noch fahren.«
    »Und noch ‘n Kölsch«, sagte ich. »Das wird ein harter Abend.«
    »O Mann«, sagte Helga. »Kannste wohl sagen.«
    Adelheid hatte entweder selbst noch altes Geld, oder es war ihr gelungen, Mick zu erweichen. Jedenfalls gab es wieder zweimal hintereinander
Malagueña
. Hegel grinste, und ich sah voraus, daß ich die nächsten Tage an paraguayischen Ohrwürmern leiden würde.
    »Wo willst du meine Zähne sehen?« sagte ich.
    Hegel hob die Schultern. »Laß das Maul zu. Du warst in Afghanistan, ja?«
    »Das weiß Abromeit doch. Dafür schickt er dich bestimmt nicht her.«
    »Ich frag ja nur. Wie war’s denn da so?«
    »Kariert«, sagte ich. »Manchmal auch mit Fransen. Was hast du gemacht, ehe du zu dem Laden gekommen bist?«
    Er zog die Jacke aus, in der er bisher der Abendhitze getrotzt hatte, und krempelte die Ärmel seines weißen Hemds auf. Sehr sorgfältig, in sehr gleichmäßigen Krempelungen.
    »Etepetete, wie?« sagte ich.
    »Gewöhnt man sich so an. Ich hab geboxt«, sagte er. »War aber nicht gut genug für richtiges Geld. Und dann hat jemand mich gefragt, ob ich nicht richtige Klamotten tragen, echtes Geld verdienen und dabei ein bißchen reisen möchte.«
    Helga brachte unsere Getränke. »Sie waren noch nie hier, oder?« sagte sie, als sie Hegel sein Wasser reichte. »Bei neuen Gästen geht das erste Glas immer aufs Haus.«
    Wir tranken ein paar Momente schweigend. Hegel sah mir beim Drehen der nächsten Zigarette zu und rümpfte die Nase. Sie war beinahe klassisch gerade, und ich dachte, daß er als Boxer eine gute Defensive gehabt haben mußte.
    »Solltest du dir abgewöhnen«, sagte er. »Hab ich dir ja schon gesagt.«
    »Hast du. Was verlangen die denn sonst noch, abgesehen von nicht rauchen?«
    »Einsatz. Risikobereitschaft. Sicherheitsbewußtsein. Keine anderen Bindungen.«
    »Okay, mit der Truppe verheiratet sein und keinen Wert aufs eigene Leben legen, so etwa? Und was gibt’s dafür?«
    »Zuerst mal um die drei plus Extras, später mehr.« Er schaute in

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