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Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Titel: Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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über den Verbindungsweg zur Landstraße. »Na ja«, sagte er. »Kennen ist zuviel. Ich weiß, wer er ist und was er so macht. Und ich kann ihn überhaupt nicht leiden.«
    »Freut mich. Spricht für einen gewissen Geschmack.«
    »Schluß mit dem Geschwätz«, sagte Zaches hinter uns. »Wir haben ein paar Dinge zu bereden, ehe wir zu Matzbach kommen.«
    »Was macht der denn in Bonn? Statt in eurer Waldhütte?«
    »In der Stadt läßt sich einiges besser erledigen. Leute belästigen, weißt du. Internetanschluß. So was.«
    »Okay. Also?«
    Masud war Usbeke; nicht aus dem afghanischen Norden, sondern aus dem »richtigen« Usbekistan. Er drückte sich absichtlich ungenau aus, aber zwischen den Sätzen und hinter den Wörtern konnte ich einiges erraten. Offenbar war er irgendwann nach 2001, als die Amerikaner in Usbekistan Nachschub- und Versorgungsbasen für die Operationen in Afghanistan anlegten, Verbindungsmann zwischen usbekischen und amerikanischen Einheiten gewesen. Was wirklich seine Aufgaben gewesen waren und ob er den regulären Streitkräften seines Landes oder einer eher geheimen Truppe angehört hatte, konnte ich nicht herausbekommen. Vielleicht lag es aber weniger an seiner Verschwiegenheit oder der Dummheit meiner Fragen, sondern an der Kürze der Fahrt nach Bonn. Zaches hatte auch dies und das zu sagen.
    Jedenfalls, sagte Masud, sei er »vor ein paar Jahren mit ein paar Hilfen von ein paar Leuten, klar?« nach Deutschland gekommen und habe »dies und das, du verstehst« getan, um zu überleben. Dank einer gewissen Sprachbegabung (ich pries sein Deutsch; er sagte, »na ja, man gibt sich halt Mühe«) habe man ihn häufiger seitens offizieller Stellen (»Welche?« – »Ach, diese und jene.«) hinzugezogen, wenn Dolmetscher mit gewissen Hintergrundkenntnissen benötigt wurden.
    »Probleme mit Einwanderern oder so was?« sagte ich.
    »Personen mit Migrationshintergrund«, knurrte Zaches der Minderwüchsige.
    »Nicht nur, aber die auch«, sagte Masud.
    Bis wir Bonn erreichten, erfuhr ich, daß er Ahmed Schah Masud verehrte, den Helden des Widerstands gegen die Sowjetunion, den Löwen vom Pandschschir-Tal, dessen Ermordung durch Osama bin Ladens Leute er als die größte Katastrophe Afghanistans bezeichnete.
    »Die größte? Gab’s da nicht ein paar andere, die mindestens ebenso schlimm waren? Beziehungsweise sind?«
    »Na ja, eine der größten.«
    Neben der Verehrung für seinen Namensvetter und der Arbeit für nicht näher genannte amtliche Stellen – »schlecht bezahlt; siehst du daran, was ich für ein Auto fahre« – beschäftigte er sich mit der Einrichtung eines Netzes.
    »Was für ein Netz?«
    »Netz
werk
heißt das auf Denglisch«, bemerkte Zaches von hinten.
    »Ach, wir kümmern uns um Leute, die aus politischen Gründen nach Europa kommen. Aus meiner Heimat und den angrenzenden Gebieten.«
    »Hatten wir doch dieser Tage, oder?« sagte ich, wobei ich mich zu Zaches umdrehte.
    »Was denn?«
    »Die Frage, was nach unserem Abzug mit all denen passiert, die uns und den anderen Westlern in Afghanistan helfen.«
    »Ja, so was«, sagte Masud.
    »Und woher kennt ihr euch?«
    Masud wies mit dem Daumen hinter sich, auf Zaches. »Das soll der erzählen.«
    »Wir sind gleich da«, sagte Zaches.
    »Dann mach’s kurz.«
    Der Zwerg murrte und knurrte; schließlich sagte er, nach seiner Rückkehr aus der Ferne (»Wo genau?« – »Spielt doch jetzt keine Rolle, Mann!«) habe er Matzbach bei ein paar lukrativen weil halbseidenen Ermittlungen geholfen, sei dann ein bißchen in die alte Heimat gereist, um zu sehen, ob in Rumänien und Moldawien (»Nein,
nicht
Molwanien!«) noch alles wie vorher sei (»Und? Ist es?« – »Ich antworte mit einem enthusiastischen Jein.«). Danach habe er, mit Matzbachs Hilfe, eine nette, junge Dame kennengelernt, die »das Große am Kleinen« zu schätzen wußte und für ihren bezaubernden Leib einen tüchtigen Wächter suchte.
    »Höhere Tochter? Schweizer Internat und derlei?«
    »Junge Witwe eines reichen Erben, der unbedingt Lamborghini fahren und testen mußte, wer härter ist, der Wagen oder die eine besondere Eiche am Wegesrand.«
    »Und dann hast du also ihren Leib bewacht?«
    »Das auch.«
    »Hör mal«, sagte ich. »Nicht, daß ich etwa so was sehen will, aber was hat es mit dem Großen am Kleinen auf sich?«
    »Nächste links«, sagte Zaches.
    »Weiß ich doch, Männlein«, sagte Masud.
    In der Breiten Straße gab es natürlich keinen Parkplatz, deshalb mußte Zaches noch

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