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Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Titel: Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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einem Beistelltisch ein uraltes Gebäude von mechanischer Schreibmaschine; ein türmchenartiges Regal aus Mahagoni mit Löwenfüßen – ich glaube, so etwas habe ich mal in einem Antiquitätenladen für 2500 Euro gesehen – war vollgepackt mit Konservendosen, auf denen ein halbgeschlossener Laptop lag. Papierstapel, ein Pappkarton voller Päckchen mit Q-Tips, Zahnstochern und Heftpflastern; Sockenknäuel; von einer Schiffslaterne an einer Wand baumelte eine erhängte Barbie; an der Wand gegenüber irgendein Hieronymus Bosch (
Garten der Lüste
?); auf der Musikanlage, aus der Bach rieselte, ein riesiges, blaues Plastiksparschwein …
    »Du hast aufgeräumt, wie ich sehe«, sagte Zaches.
    Matzbach ging zur Cordcouch, räumte
en passant
zwei Cordsessel frei (Klamotten von einem, einen Humidor vom anderen) und sagte irgendwas von Beleidigungen und »setzen, Jungs«.
    Zaches, furchtlos oder abgestumpft, hockte sich neben Baltasar auf die Couch; Masud und ich nahmen die beiden befreiten Sessel.
    »Wein?« Matzbach deutete auf die offene, fast volle Flasche; sie stand auf dem Couchtisch zwischen Honig, Marmelade, einem halben Baguette, einem karrenradgroßen Aschbecher, einer vermutlich alten Papierschere, Notizbüchern, zwei Füllern, einem Tintenroller und Gläsern. Es waren bauchige Rotweingläser, und sie waren sogar sauber.
    »Was gibt’s denn?« sagte Zaches. Er beugte sich vor, schielte auf das Etikett und pfiff leise. »Vega Sicilia, bei allen Göttern!«
    Matzbach grinste. »Burgunder haben mir die Ärzte verboten.«
    »Sie haben dir Alkohol in jeder Form verboten.«
    »Vega Sicilia ist kein Alkohol, sondern Medizin. Also halt die Klappe und gieß dir ein.«
    Zaches griff zur Flasche. Ich betrachtete seine großen, überaus kräftigen Hände, mit denen er – wenn die Erzählung stimmte – Hegel gründlich liebkost hatte. »Ihr auch?« sagte er.
    »Gibt’s Wasser? Ich hab länger nix gegessen, aber dafür Kölsch getrunken«, sagte ich.
    »Ich bitte auch Wasser. Ihr wißt, der Prophet …« Masud sah sich um. »Oder gibt’s keins?«
    Matzbach langte unter den Couchtisch und förderte einen der klassischen Plastikcontainer von Vittel zutage.
    Zaches schnüffelte an seinem Glas, trank einen Schluck, kaute darauf, schmatzte und sagte: »Nu, und? Was hast du rausgekriegt?«
    Baltasar seufzte. Als er das rechte Bein ausstreckte und auf den Tisch legte, sah ich, daß die helle Hose einiges an Wein und Zigarrenasche konsumiert hatte. Und daß er keine Socken trug. Dafür waren die Füße – der eine jedenfalls, der nun auf dem Tisch prangte – behaart und sauber, und die Zehen waren anmutig wie die eines wohlgenährten Babys.
    »Ihr zuerst«, sagte er. »Meine Erkundigungen waren so teuer, daß ich zuerst noch ein Weilchen still vor mich hinjammern und überlegen muß, ob es dies alles wert ist.«
    »Hat dein Hacker denn was rausgekriegt?« sagte Zaches.
    »Hat er. Es gefällt mir nicht besonders. Weder das Ergebnis noch der Preis. Sprecht, ihr Söhne ruhmloser Eltern.«
    Zaches hob die Schultern. »Masud? Magst du anfangen?«
    Der Usbeke spülte sich den Mund mit Wasser. Dann sagte er: »Ich habe nicht viel zu berichten. Im Prinzip Bestätigungen, aber die sind ja vielleicht ganz nützlich.«
    »Wer das Nutzlose lange genug bestätigt, bekräftigt des Pudels Kern, statt ihn zu knacken«, sagte Matzbach. Er kratzte die graue Steppe seiner Brustbehaarung, die aus dem offenen, grünen Hemd quoll.
    »Versteh ich nicht«, sagte ich.
    »Ich auch nicht.« Baltasar grinste mich an. »Macht sich aber gut, oder? Weiter, bitte, Fürst der Steppe.«
    Masud zwirbelte das Weinglas; das Wasser begann zu kreiseln, ohne herauszuschwappen. »Hegel und Nawazish waren heute mittag in Bergheim bei diesem Italiener. Willst du wissen, was sie gegessen haben? Nein? Na gut. Sie haben jedenfalls gegessen, und dabei haben sie sich ein bißchen gestritten, sah aber nicht wirklich ernst aus. Danach waren sie in Abromeits Büro, ungefähr eine Stunde. Dann sind sie nach Kerpen gefahren und in ein Haus gegangen, vor dem ein Mercedes stand, ein SUV« – er sagte
Suff
– »mit belgischem Kennzeichen. Halbe Stunde, länger waren sie nicht drin. Nächste Station war das Sportzentrum am Rand von Ehrenfeld, wo die Jungs ihre Muskeln pflegen. Ah, die ganze Zeit nur in einem Auto, Hegels CC. Nawazish und er haben die Muskelbude gemeinsam verlassen, Nawazish ist zu Fuß von da weg, er wohnt ja in der Nähe, und Hegel ist zur
Furt
gefahren, um mit

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