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Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition)

Titel: Finaler Rettungskuss: Baltasar Matzbachs neunter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Höhe.
    »Nun wohl, Herr Zwerg«, sagte ich. »Wie ist das Befinden?«
    Er betrachtete mich. »Der Dicke«, sagte er leise, »hat Fleisch gegessen und Rotwein getrunken.«
    »Wohl bekomm’s.«
    »Die Ärzte haben’s ihm verboten.«
    Die anderen Terrassengäste saßen weit genug weg oder plauderten; außerdem quoll
Malagueña
wieder aus dem Lokal und wallte über die Lande. Eigentlich hätten wir nicht so leise reden müssen. Aber man weiß ja nie.
    Ich beugte mich ein wenig vor, so daß mein Mund näher an seinem Ohr war. »Was hast du denn mit Hegel zu tun? Gehabt?«
    Zaches schnalzte. »Lange Geschichte. Paar Jahre her. Er hat ein verkrüppeltes Gemüt. Mann, dagegen sind meine Beine …«
    Ich wartete, aber der wüste Vergleich, auf den ich wartete, kam nicht. Zaches murmelte lediglich: »Später.«
    »Trinkt Ihr noch etwas, Herr Zwerg?« sagte ich in gewöhnlicher Lautstärke.
    An einem der nächsten Tische stand ein Mann auf, den ich nicht einmal vom Sehen kannte. Er kam zu uns und baute sich vor mir auf.
    »Hören Sie«, sagte er. »So können Sie nicht mit Menschen reden.«
    »Nein? Wie denn?«
    »Das ist ganz unmöglich so. Diskriminierend. Ich möchte fast sagen menschenverachtend.«
    »Tja«, sagte ich. »Dann haben wir ein Problem.«
    »Das finde ich auch. Sie sollten …«
    Zaches unterbrach ihn. »Nett, wie Sie sich um etwas kümmern, wovon Sie nichts verstehen«, sagte er. »Die meisten Bekannten nennen mich ganz anders. Einer hat mich neulich gefragt, ob ich fussele.«
    »Bitte?« Der Mann blickte verwirrt.
    »O Kaninchen«, sagte ich.
    »Wenn ich nicht fussele, hat er gesagt, würde er mich demnächst als Arschwisch nehmen.«
    Der Mann machte den Mund auf, schloß ihn wieder, wandte sich ab und ging zu seinem Platz zurück.
    »Man hat mich auch schon als Köder beim Forellenangeln verwendet«, sagte Zaches laut.
    »Haben sie gebissen?«
    Zaches grinste mich an. »Ehe wir gesteinigt werden, sollten wir gehen. Wir werden erwartet.«
    »Wo?«
    »In Bonn.«
    »Wie kommen wir dahin? Ich hab zuviel getrunken. Ich könnte zwar noch fahren, aber ich fürchte, wenn uns einer anhält, bin ich meinen Lappen los.«
    »Ah, laß dich überraschen.«
    Verfolgt von ätzenden Blicken des Gutmenschen und seiner Begleiterin gingen wir ins Lokal. Adelheid saß immer noch vor der Musikbox und füllte eben mit unsteten Händen – sie benutzte beide, vorsichtshalber – ihr Schnapsglas auf.
    Helga lehnte am Tresen und blickte finster zu ihr hinüber. »Das muß jetzt aber aufhören«, sagte sie. »Drück was anderes.« Dann wandte sie sich an uns. »Was war denn da gerade los?«
    Zaches deutete auf mich. »Der da hat mich Zwerg genannt.«
    Mick stellte ein halbfertiges Pils ab und beugte sich vor. »Muß man sich einen netten Abend versauen, indem man die Wahrheit sagt?«
    »Der Herr am dritten Tisch rechts fand das diskriminierend«, sagte ich.
    »Der muß das.« Helga streichelte Zaches über den Kopf. »Der ist Beamter.«
    »Ach so. Da kann man nichts machen. Außer zahlen.«
    Wir zahlten und verabschiedeten uns. Ich winkte Adelheid zu, aber ich glaube nicht, daß sie es bemerkt hat.

12. Kapitel
    Und jetzt?« sagte ich, als wir vor der
Furt
standen.
    Zaches antwortete nicht; er ging zum Ende des Parkplatzes, wo unter einer Linde ein kleiner, rostiger Peugeot schmachtete.
    »Willst du etwa fahren?« sagte ich. »Du kommst doch nicht an die Pedalen.«
    »Wir haben einen Chauffeur.«
    Eigentlich war es noch hell genug, aber die Scheiben waren ziemlich schmierig; und im Schatten des Baums hatte ich außer dem Rost und dem Dreck nichts gesehen. Als wir näher kamen, erkannte ich die Umrisse eines Kopfs. Die Fahrertür öffnete sich.
    »Einsteigen, Gentlemen!« sagte der Mann, der hinterm Steuer saß.
    Zaches stupste mich an. »Los, steig vorn ein. Ich sitz hinten besser.«
    »Willst du uns nicht miteinander bekannt machen?«
    »Im Auto. Los, mach endlich.«
    Ich setzte mich auf den Beifahrersitz und wurde von einem breiten Lächeln und blitzenden Zähnen in einem dunklen Gesicht begrüßt.
    »Das ist Masud«, sagte Zaches, als ich die Hand des Fahrers drückte. »Gewissermaßen ein alter Freund von Nawazish.«
    »Ich hoffe, Sie suchen sich Ihre Freunde sonst etwas vorsichtiger aus.«
    Masud startete den Wagen. »Müssen wir uns siezen?« Er sprach ohne erkennbaren Akzent.
    »Nee. Sind … bist du schon lange hier?«
    »Hier draußen? Ich hab Hegel noch gesehen, wenn du das meinst.«
    »Kennst du ihn?«
    Wir rumpelten

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