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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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nicht rauchen, keinen Alkohol trinken, nicht Radio hören, Zeitung lesen – kurz, gar nichts. Man sei völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Ein Seelentrip der Extraklasse!
    Nichts für mich, dachte ich, und außerdem: Du wirst dich wundern, mein lieber Buchhalter , was deine Frau und die ersehnten Kinder zu solch bizarrer Urlaubsgestaltung sagen werden!
    Plötzlich starrte er auf meinen nackten Rücken und brubbelte: »Mhm, lecker. Ich überlege noch, mit welcher Soße ich dich esse!« *grusel sehr* Hallo??? Schwester? Wo bist du??? Ich kicherte hysterisch.
    Nach einer Stunde Fußmarsch machten wir Rast in der Villa Kellermann, einem Restaurant direkt am See. Ein Glück, wir waren wieder unter Menschen! Ich hatte gleich zweimal meine selbst aufgestellten Regeln missachtet: Ich wollte mich immer an belebten Plätzen treffen, und der wichtigste Grundsatz: Wenn man irgendetwas oder irgendjemanden seltsam findet, Finger weg! Aber Buchhalter war offensichtlich harmlos, er hatte nur einen eigenartigen Humor.
    Wir saßen an einem weiß gedeckten Tisch, beobachteten, wie sich die Sonne glutrot im See spiegelte und dann versank. Galant bot er mir seine Jacke an.
    »Dein nackter Rücken ist zwar schön, aber ich kann sehen, dass dir kalt wird«, sagte mein Kavalier mit ganz und gar nicht gentlemanlikem Blick auf meine abstehenden Brustwarzen. Ich strahlte ihn verschämt, aber mit einem sexy Augenaufschlag an. *seufz* *lächel lieb*
    Er bestellte wieder für uns beide, wieder was mit Spaghetti, während ich von ekstatischen Umklammerungen und von auf dem Fußboden verstreuten Klamotten träumte. Als ich mir gerade vorstellte, wie uns die Lust übermannt, noch bevor wir das Bett erreichen, gratulierte mir Buchhalter zum bestandenen »Test«:
    »Weißt du eigentlich, warum ich dich ein zweites Mal getroffen habe?«
    Ich schüttelte den Kopf und sah ihn nur gespannt an.
    »Weil du meinen ›Tote-Hund-Test‹ bestanden hast. Es müssen dabei drei Fragen mit Ja beantwortet werden. Erstens: Ist die Frau unterhaltsamer als ein toter Hund? Zweitens: Ist die Frau netter als ein toter Hund? Und drittens: Ist die Frau besser zu bewegen als ein toter Hund?«
    Sehr bizarr. Sofort hatte ich meine Hormone wieder im Griff. Beim Thema Hunde und Sex musste ich daran denken, dass kürzlich die Hündin meiner Comedy-Kollegin heiß war und sofort mehrere gierige Köter vor der Haustür lagen, die mit dem Schwanz wedelten. Als ich mir diese Szenerie mit Menschen als Hauptakteuren ausmalte, prustete ich lachend in die Serviette.
    Buchhalter schaute mich irritiert an. Wahrscheinlich hatte er einen so starken Lachanfall als Reaktion auf seinen Tote-Hund-Gag nicht erwartet. Und ich fragte mich erneut, wohin uns dieser Abend führen würde. Eigentlich hatten wir uns ja mit eindeutiger Absicht verabredet. Doch bislang vermisste ich eindeutige Signale.
    Nach dem Essen fragte er: »Was machen wir jetzt?«
    Ich war überrumpelt. Während ich versonnen meine letzten Spaghetti um die Gabel wickelte, spukten mir schon wieder wilde Szenen von verschlungenen schweißnassen Körpern durch den Kopf. Ich fühlte mich ertappt und konnte in dem Moment nur verunsichert mit den Schultern zucken.
    »Du könntest vorschlagen, mir deine Bibliothek zu zeigen!«
    »Meine was?«
    »Na gut, dann bitte mich doch, dich zu massieren!«
    »Überredet«, entfuhr es mir. Eindeutig viel zu schnell. Oje, wie peinlich! Hatte ich Angst, er würde es sich anders überlegen?
    »Am besten, du fährst mir einfach hinterher«, schlug ich etwas gefasster vor. Was war mit mir los? Auf einem Plakat hatte ich kürzlich gelesen: »Im Würgegriff der Libido!« So fühlte ich mich gerade. Dass sich in solchen Situationen auch meine ursprünglich katholische Erziehung gern zu Wort meldete, machte es nicht leichter. Ich hörte die Stimme meiner Mutter schimpfen: »Er will nur das eine. Er will dich benutzen wie ein Tempo-Taschentuch!« Mutters Warnungen – »Hüte dich vor Sex mit fremden Männern!« und »Gib dich niemals für Sex ohne Heiratsversprechen her!« – flackerten wie bösartige Mantras durch meinen Kopf.
    Schon seit frühester Jugend habe ich es gehasst, wenn man mit strengsten moralischen Grundsätzen all diesen angeblichen Verwerflichkeiten begegnete, habe die Vorhaltungen als albern und lästig empfunden und wollte sie ignorieren. Und doch musste ich mich immer wieder selbst dazu ermahnen, mich nicht schlecht und schmutzig zu fühlen. Dazu bestand kein Anlass. Keine Frau musste

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