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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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diesem Fall hieß die Aufgabe: Ich musste ein Profil für mich erstellen. Das ist so etwas wie eine virtuelle Heiratsannonce und damit Marketing in eigener Person. So positiv wie möglich und so ehrlich wie nötig – was damit begann, dass ich beim Alter ein wenig manipulierte, nach unten natürlich, gewissermaßen gab ich mein gefühltes Alter an.
    Unter Motto schrieb ich:
    Will gefunden werden: von fantasievollem, verrücktem, intelligentem und leidenschaftlichem Mann, gern jünger, high-heel-kompatibel und schlank!
    Als nächstes beantwortete ich die vorgegebenen Fragen so, dass sich für potenzielle Interessenten ein möglichst genaues Bild von mir und meinen Wünschen abzeichnete.
    Glauben Sie an Liebe auf den ersten Blick?
    immer wieder … …
    Hatten Sie bereits richtig Glück in der Liebe?
    auch immer wieder ………
    Wie gehen Sie mit einer Trennung um?
    Ich brüte schlimmste Rachegedanken aus und stelle mir glühend ihre Ausführung vor. Ich telefoniere stundenlang mit meiner Schwester. Und pflege mit meinen Exmännern, nachdem das alles überstanden ist, eine gute Freundschaft.
    Sind Sie eitel?
    Ich brauche im Bad mit Ganzkörperpflege, Salbung und Schminken nur zwanzig Minuten. Ist das eitel?
    Wie würden Sie Ihre charakterlichen Vorzüge beschreiben?
    Offenheit, ehrliches Interesse, Leidenschaft und Zuverlässig-
keit.
    Können Sie singen?
    Ja, immer wenn ich gute Laune habe oder man mir Geld dafür gibt.
    Welche Traditionen pflegen Sie?
    Eine alte Familientradition: lange ausschlafen. Und die so oft wie möglich! 6
    Wie würde die Erde aussehen, wenn Sie sie erschaffen hätten?
    Dass Adam erst den Apfel aß und dann die nackt vor ihm stehende Eva verführte, hätte ich andersrum geschrieben!

    Dann stellte ich eine individuelle Suchmaske ein. Ich sagte per Mausklick zu meinem PC : »Bitte zeige mir alle Männer, die nicht älter als vierzig, mindestens 1,80 Meter groß, intelligent, humorvoll und in der Lage sind, sich selbst zu ernähren« … und zack, schon spuckte der Computer eine Liste toller Männer aus, die sich unbedingt verlieben wollten. In mich! *lach*
    Es dauerte nicht lange, bis ich die ultimative Sprache bei virtueller Unterhaltung durchschaut hatte. Glaubte ich anfangs noch, viele Internetbenutzer hätten ein gestörtes Verhältnis zu Rechtschreibung und Grammatik – *guck erstaunt* –, so wurde mir sehr bald klar, dass man beim Chatten – der schriftlichen Unterhaltung im Internet – nur klein schreibt. Und weil man sein Gegenüber nicht sieht und damit die Körpersprache nicht deuten kann, setzt man seine Emotionen in kleine Sternchen und lässt bei den Verben die Endung einfach weg: *schmunzel* *wein* *gähn*. So kann man treffend und knapp wiedergeben, was man sonst ohne Worte ausdrückt.
    Ich musste nicht lange warten. Schon nach fünf Minuten chattete mich der Erste an: »Hallo?!«
    Bevor ich antwortete, schaute ich mir sein Profil an. Ein Student aus Berlin. Sein Foto ganz nett, ich ganz begeistert. Das klappt, wusste ich es doch!
    »Hallo, du! Was machst du gerade?«
    Welch blöde Frage, dachte ich eine Sekunde, nachdem ich sie losgeschickt hatte. Hoffentlich würde er jetzt nicht schreiben: »Ich chatte mit dir.«
    Aber das tat er nicht. Wir unterhielten uns – ein Satz von ihm, einer von mir, immer fein hin und her geschrieben, tauschten nichts als Belanglosigkeiten aus, und plötzlich lud er mich zum Kaffeetrinken ein.
    Das ging schnell! Aber warum nicht? Der bislang gemächliche Sonntagnachmittag versprach also doch noch interessant zu werden. Vielleicht brachte er ja die entscheidende Wende für mein Singledasein. Vielleicht waren das sogar schon die ersten Schritte mitten hinein in ein neues Liebesglück?
    Ich schlug das »Café Haider« in Potsdam vor. Er kam aus Berlin, und ich erwartete beinahe ängstlich eine Absage wegen der weiten Fahrt. Aber er war sofort einverstanden.
    Eine Stunde später saß ich mit der für mich typischen Strubbelfrisur und dezent geschminkt im Café. Ich bin immer überpünktlich und mag es umgekehrt nicht, wenn andere Leute mich warten lassen. Ich hatte mich so hingesetzt, dass ich die Eingangstür im Blick hatte. Ich war nervös und wollte es mir natürlich nicht anmerken lassen. Um bei den anderen
Gästen des Cafés nicht den Eindruck einer Wartenden zu erweckten oder – schlimmer noch – gar einer von einem Mann Versetzten, hatte ich schnell am Kiosk eine Zeitung gekauft. Sie lag vor mir auf dem Tisch und ich tat, als würde ich

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