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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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gedichteten Versen und Liedern überraschten. Ich lachte Tränen und war zu Tränen gerührt. Freunde, Bekannte und Ex-Lover waren gekommen, um mit mir zu feiern und mir die Hand zu halten, als ich an diesem Abend die Tür zum fünften Jahrzehnt aufstieß. O Gott!
    Mein bester Freund Ronny, der durch seinen Kaiser-Wilhelm Bart immer so aussieht, als ob er grinst, meinte: »Tati, du bist jetzt eine Frau im gewissen Alter. Diese Spezies erkennt man im Allgemeinen daran, dass sie heute deutlich blonder ist, als sie es vor der Pubertät war.«
    »www.nicht-witzig.de, mein Zarter. Außerdem hast du gar keine Haare mehr!«
    »Keine Sorge«, versuchte er mich zu beruhigen, »es gibt auch ein Leben nach der Vierzig. Ich weiß, wovon ich rede.«
    »Darauf trinken wir. Prost, Ronny!«
    Nach der ausufernden Party, die für mich mit Migräne endete, genoss ich dieses »gewisse Alter« in vollen Zügen. Wie schon in den Monaten davor amüsierte ich mich ohne nörgelnden Lebensabschnittsgefährten im Rücken, ging mit Freundinnen auf Partys und in Diskotheken, ins Fitnesscenter und ins Spielcasino. In meinem Job als Fernsehmoderatorin lief ich bei Galaveranstaltungen selbstbewusst lächelnd über rote Teppiche und vergnügte mich bei Kino- und Musicalpremieren. Keine Spur von innerlichen und äußerlichen Alterserscheinungen! Ich fühlte mich als Herrin meines eigenen Lebens und war einfach glücklich.
    * *
    Diese entspannte Fröhlichkeit fehlt mir im Moment. Ich starre in den Schneeflockenwirbel vor meinem Autofenster. Jetzt ist mir schrecklich warm. Statt die Heizung zu drosseln, drücke ich auf den Fensterheberknopf und öffne das Seitenfenster einen kleinen Spalt.
    Es ist schon 18.40 Uhr und die Straßen rund ums ICC und den Funkturm sind voll. Alle Ampeln haben sich gegen mich verschworen und zeigen Rot. Ich muss dauernd anhalten und warten und merke, wie ich dabei langsam nervös werde. Zum wievielten Date fahre ich eigentlich? Wie viele paarungs- und partnerschaftswillige Männer habe ich in nun schon getroffen, wie viele Lebensgeschichten gehört? Fünfzehn, zwanzig? Rechnet man die dazu, mit denen ich nur E-Mails tauschte, komme ich mit dem Zählen nicht mehr nach. Einige habe ich vergessen, erinnere mich nicht mal mehr an die Namen. In meinem Handy sind ein paar Nicks – also selbst gewählte Internet-Namen wie Grabenkasper , Saffarie , Smart 37 und Collonel – gespeichert, denen ich kein Gesicht mehr zuordnen kann. Nicht einer von den vielen, ebenfalls fieberhaft nach irgendetwas Suchenden, war der Richtige. Dabei fing alles so vielversprechend an.

    * *
    Die Geschichte begann vor knapp zwei Jahren an einem schönen Frühlingsnachmittag, etliche Wochen nach meinem Geburtstag. Alexandra und ich saßen gemütlich in meiner Wohnküche auf dem weinroten Sofa. Die Sonne schien durch die Balkontür auf den Glastisch, auf dem ein großer Aschenbecher und zwei Kaffeetassen standen. Nach einigem belanglosen Kaffeeklatschgeplauder beschloss ich, meine Schwester in meine neuesten Pläne einzuweihen. Als ich sie unvermittelt darüber in Kenntnis setzte, dass es nun an der Zeit wäre, nach dem nächsten Lebensabschnittsgefährten zu suchen, verschluckte sie sich fast am Rauch ihrer Zigarette.
    »Warum?«, fragte sie und schaute mich zweifelnd mit ihren dunkelbraunen Augen an. »Ich denke, du findest das Single-leben so supertoll?«
    »Jetzt nicht mehr. Diese absolute Männerabstinenz war eine Weile ganz schön. Viel unternehmen, viel Fernsehen, viel Weibertratsch. Aber es macht schon längst nicht mehr so viel Spaß wie am Anfang …«
    »Ja«, Alexandra schaute nachdenklich einer durch die Küche summenden, fetten Fliege hinterher, »ich glaube, da ist was dran. Und die ständigen Nachfragen sämtlicher Freunde und Bekannter gehen mir sowieso auf die Nerven: Warum ist eine Frau wie du immer noch ohne Mann? Das gibt’s doch nicht! Blablabla!«
    Wir waren uns einig.
    Dass wir uns so gut verstehen, ist durchaus erstaunlich. Es war längst nicht immer so.
    Als Alexandra auf die Welt kam, lebte ich bereits zwei Jahre bei meinen Großeltern auf dem Dorf. Unsere Eltern studierten noch. Da sind Bilder in meinem Kopf von dem Besuchszimmer im ehemaligen Stall, in dem meine Eltern wohnten, wenn sie meine Großeltern und mich besuchten, und von einem süßen Baby, welches meine kleine Schwester sein sollte. Bestimmt war ich stolz, anfänglich sicher nicht mal eifersüchtig, denn das Baby war ja nur zu Besuch, und Oma und Opa gehörten mir

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