finde-mich-sofort.de (German Edition)
zu sehen bekam, sie saßen mir dann nicht gegenüber. Und was suchst du?
Dann werde ich ihn mal anfüttern!
Ich : Eigentlich wollte ich mir einen Mann suchen, der verheiratet ist, dann muss ich es nicht später herausfinden. Und was suchst du hier? Einen Flirt, ein Abenteuer, eine Beziehung?
XY : Auf jeden Fall keine Ersatzmutter, keine feste Beziehung im klassischen Sinn. Aber auch nicht das, was man ein Abenteuer oder einen Flirt nennen würde, eigentlich kann ich es nicht definieren.
Das dachte ich mir schon!
Ich : Seit wann wissen Männer nicht, was sie wollen?
XY : Ich mag starke Frauen, bin nicht von der Gattung, mit vierzig eine Freundin haben zu müssen, die altersmäßig meine Tochter sein könnte, ich mag Frauen im Abendkleid, Weiblichkeit im ganz positiven Sinne, gegenseitige Inspiration.
Da staune ich aber, ich hatte da von einer großen Liebe zu einer Einundzwanzigjährigen gehört. *grins* Hast du mir selber erzählt. Sitzt der Schmerz noch so tief! *guck traurig* und *grins*
Ich : Für welches Zeitfenster?
XY : Darüber habe ich mir nun noch gar keine Gedanken gemacht.
Natürlich. Keine Gedanken! So ging das noch über mehrere Seiten hin und her, bis ich so müde wurde, dass ich seine »ketzerische« Aufforderung, wie er es nannte, mich bei einem spontanen Treffen von seiner Großherzigkeit zu überzeugen, ablehnen musste. Aber das machte mich ja nur interessanter. Zappeln lassen war meine Devise! Beim nächsten Chat erfuhr ich dann von seinen anwaltlichen Qualitäten, seinen Namen und verabschiedete mich wieder ins Bett, nicht ohne ihm vorher zu sagen, dass ich Alexandra heiße. Mein Interesse war nicht nur erwacht, es war entfacht. Aus der sicheren Distanz hatte ich riesigen Spaß daran, so böse und zynisch sein zu dürfen. Ich war ja eine andere.
Tatjana, also ich, fand das auch sehr lustig. Ich verband mit den Gedanken an XY keine Wut mehr. Eine grandiose Idee nahm in meinem Kopf Gestalt an. Ich fand es schon ziemlich gerissen von mir, unerkannt mit ihm im Chat zu kommunizieren, aber jetzt sollte er es auch erfahren. Ja, XY musste wissen, dass ich ihn veralbert hatte. Ich nahm mir vor, mich mit ihm als »findemichsofort« zu verabreden. Bei dem Gedanken daran schlug mein Herz ziemlich hoch. Mein erwachsenes Ich sagte mir, dass man so etwas nicht machen darf. Ein bisschen Angst hatte ich auch. Wie würde er reagieren? Wütend? Belustigt? Meine Schwester frohlockte mit mir. Vor Wochen noch hatten wir überlegt, wie wir ihn in seiner Kanzlei zur Rede stellen und die Herausgabe der Hoffmann- CD fordern würden. Hatten alle Ideen als »unter Niveau« verworfen und letztendlich einen Haken an das Kapitel XY gemacht. Aber das hier war jetzt doch etwas ganz anderes.
Und genau jetzt ist es soweit. Ich will ohne Altlasten in die Beziehung mit Carsten starten. An diesem sonnigen Winternachmittag fühle mich ausgesprochen ausgeruht und beschwingt, habe Zeit und Muße. Die Aktion » XY -gelöst« kann beginnen. »Findemichsofort« loggt sich ein. XY reagiert sofort:
Ich wollte schon meinen suizidalen Gedanken nachgehen, weil du nicht mehr online warst! schreibt er. *grins* Hoffentlich macht dein Herz mit, wenn du heute auf mich triffst, denke ich siegesbewusst und teile ihm mit, dass ich heute Zeit habe. Er verabredet sich mit mir, wirklich und sofort: um 21 Uhr, obwohl er ja vor Arbeit kaum den Blick aus den Akten heben könne. Ja! Ich frohlocke!
Er schlägt eine kleine Bar vor, von der ich nicht genau weiß, wo sie sich befindet. Er lenkt ein, und wir verabreden uns auf der Straße, an einer Ecke im Stadtzentrum Potsdams. Bevor ich meine große Vergeltungsaktion starte, telefoniere ich mit meiner Schwester.
»Das ist ja erstaunlich, dass er sich mit dir verabredet, ohne jemals ein Bild gesehen zu haben«, sagt die wirkliche Alexandra.
»Zum Glück, welches hätte ich auch schicken sollen?« antworte ich, berichte ihr noch schnell, wie ich ihn unter Nutzung seines Agentenvokabulars begrüßen werde und beende hastig das Gespräch.
Es ist kurz vor neun, ich habe mir meine schwarze Lederjacke und hohe Schuhe angezogen, ein bisschen Rouge aufgelegt. Ich will in dieser Situation gut aussehen. Mein Auto parke ich zirka zehn Meter vor der verabredeten Straßenkreuzung und gehe auf der gegenüberliegenden Seite langsam los. Es ist schon dunkel. An einer Ecke stehen ein paar Leute vor einem Restaurant, das hell beleuchtet ist. Ich halte inne und sehe mich um. Schräg gegenüber, auf der anderen
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