Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
200 Pfund pro Mann, der Gewinner bekommt alles; dazu einen Weltmeistergürtel; weitere 1000 Pfund zahlt Sir Edward Astley demjenigen, der Dick Butterys Weltrekord von 48   1⁄4 Sekunden wiederholt. Im King’s Head in Barnsley ist die schriftliche Vereinbarung getroffen worden, dass die Einnahmen zu gleichen Teilen an die Läufer gehen.
    Das war der größte Bluff von allen gewesen: 3000 Meilen, und Buck war ihm mit Pauken und Trompeten auf den Leim gegangen. Moriarty hatte nie vorgehabt, Buck in Stamford Bridge siegen zu lassen. Ganz im Gegenteil. Was für ein Glücksfall, dass Bunn Hettie Carr eingesetzt hatte, um Buck abzulenken, denn ohne es zu wissen, hatte sie Moriartys Plan todsicher aufgehen lassen: Buck sollte auf der kurzen Strecke verlieren, um die Quoten für den langen Sprint gegen Headley in die Höhe zu treiben. Grimthorps Training am windgepeitschten Strand von Cromer hatte zwar Bucks Tempo gedrosselt, ihm dafür aber Ausdauer gegeben und ihn für die weiteren Vorbereitungen auf den Wettkampf gegen den weltbesten Läufer Josiah Headley gerüstet, der bisher sämtliche Zweikämpfe über alle Distanzen von 200 bis 600 Metern gewonnen hatte.
    Bucks argloses Vertrauen in Grimthorp, gepaart mit seiner Scham über die zügellose Schiffsreise, hatten ihn für die Natur des Trainings blind gemacht. Dass Grimthorp ihn in Cromer bis zur Erschöpfung auf achtundvierzig Sekunden getriezt hatte, war Teil der Vorbereitungen auf den Lauf gegen Headley gewesen. Jetzt hatte Buck alles durchschaut, und seine Enttäuschung über Stamford Bridge war schnell vergessen.
    Seit dem berühmten Captain Barclay hatte kein Mann so viel Geld mit seiner Schnelligkeit verdient wie Josiah Headley. Er war unter Bergleuten groß geworden, in einer Welt, in der auf alles gewettet wurde, von Kakerlakenrennen bis zu Hundekämpfen. Nachdem er als achtzehnjähriger Neuling beim großen Handicap-Sprint von Sheffield überraschend gesiegt hatte, hatte sich William Bunn seiner angenommen. An jenem Tag hatte Bunn 10   000 Pfund gewonnen. Headleys Anteil hatte sich auf 200 Pfund belaufen, die er eine Woche später auf einen Windhund namens Lucky Lou setzte und verlor.
    Headley litt an Spielsucht, und die 20   000 Pfund, die er seit Sheffield 1866 verdient hatte, waren längst in die Taschen der Buchmacher gewandert. Seitdem hatte er gegen alles gewonnen, was England und das Königreich zu bieten hatten, und niemand war bereit, ohne Vorgabe gegen ihn anzutreten. 1870 war der taube Australier Burke nach England gekommen, um sich beim 300-Meter-Sprint von der Bahn fegen zu lassen, und kurz darauf erging es dem Franzosen Prost über 200 Meter ähnlich. 1873 war das Halbblut White Rock aus Kanada angereist und hatte sich über die 600-Meter-Distanz abservieren lassen. Ein Jahr später hatte Headley den besten schottischen Läufer, Mauchline, im tiefsten Winter und auf dickem Schnee über 400 Meter in Grund und Boden gelaufen und die 50 Sekunden geknackt.
    Diesmal nahm sich Headley vor, sein Geld zu behalten, denn er hatte keine Lust, den Rest seines Lebens gebückt wie ein Klappmesser als Kohleträger zu schuften. Jetzt,mit 28, waren seine Jahre als Spitzenläufer gezählt. Wenn es hochkam, reichte es noch für vier hochdotierte Zweikämpfe, und die musste er nutzen. Mit einer neuen Frau und vier Kindern – das fünfte war auf dem Weg – ging es für Josiah Headley um alles oder nichts, und kein Yankee-Cowboy würde ihm seinen Titel nehmen.
    Für den Buchmacher William Bunn war die Sache sehr viel weniger existenziell. Mit einer 40   000-Pfund-Villa in der besten Gegend von Barnsley und noch einmal doppelt so viel Geld im Banktresor hatte er ganz andere Sorgen. Doch wie den meisten Selfmademännern war ihm ein Shilling noch immer so heilig wie ein Wochenlohn. Bereits in Stamford Bridge hatte er dem Yankee einen Denkzettel verpasst, und obwohl Miss Hettie Carr bedauerlicherweise nicht mehr eingesetzt werden konnte, um Miller noch ein wenig Pudding in die Beine zu jagen, würde Moriarty mit nicht viel mehr als einem Hemdknopf in der Tasche in die Vereinigten Staaten zurückkehren. Moriarty hatte 10   000 Pfund bei vier zu eins dagegen auf Buck Miller gesetzt, und bei Quoten von drei zu eins für Headley hatten die Leute keine große Lust, ihren sauer verdienten Shilling für mickerige vier Pence zu verwetten. Tatsächlich setzten so viele kleine Leute auf den Yankee, dass Bunn sich gezwungen sah, die Quoten auf zwei zu eins und schließlich

Weitere Kostenlose Bücher