Finish - Roman
wurden, kam es zu Unstimmigkeiten darüber, welche der beiden Gruppen besser zu Pferde sei. Es war bekannt, dass Billy Joe ein hervorragender Reiter war und sich Moriarty in seiner Jugend als Kunstreiter verdingt hatte. Buck Miller war ein unbeschriebenes Blatt, aber dennoch fielen die Quoten gegen Moriartys Team auf drei zu eins, war es am Ende doch womöglich das Geschick zu Pferde, das über den Wettlauf entschied.
Dann kam heraus, dass Tulloch als junger Mann für den Duke of Buccleuch als Jockey gearbeitet hatte. Die Quoten gegen Moriarty und das Brennan-Team stiegen auf vier zu eins.
Die glühenden Verehrer des Laufsports standen vor einem Problem. Zwar hatte es auch in der Vergangenheit Rennen mit Menschen und Pferden gegeben, doch niemals zwischen Spitzensportlern. Es war klar, dass die Sprinter in den ersten beiden Runden so lange wie möglich im Sattel sitzen würden, um ihre Beine zu schonen. Man fragte sich nur, wie die Sprinter und 400-Meter-Läufer mit der steilen Strecke auf den El Diablo fertigwerden würden, und in welchem Zustand sie den Fuß des Bergs auf der anderen Seite erreichten, von dem aus es nur eine knappe Meile bis zu ihrem Zielsprint war.
Von derlei Mutmaßungen hielten Moriarty und seine Männer sich fern und suchten sich täglich neue Trainingsorte, um neugierige Stopper abzuhängen.
Statt auf Spekulationen setzte Moriarty auf Strategie. Der Big Wet war, von der Mitte abgesehen, meist kaum tiefer als einen halben Meter und ließ sich leicht mit dem Pferd durchqueren. Der schwierigste Teil jeder Runde waren die gut anderthalb Kilometer den El Diablo hinauf. Der Berg war kaum per Pferd zu erklimmen – er war zu steil und zu felsig –, und so mussten die Tiere hinaufgeführt werden. Der Weg hinab war kein Problem, zumal für Reiterasse wie Billy Joe und Moriarty, und hier ließe sich einiges an Vorsprung gewinnen. Danach ging es über die Brücke und dann eine Meile die ebene, schnelle Straße entlang zum Ziel, die an den Startpunkten der obligatorischen Schlusssprints mit Flaggen versehen war.
Moriarty sorgte dafür, dass an der Strecke Wasserbeutel deponiert wurden, einer am Big Wet, einer am Fuß des El Diablo und ein dritter zwei Meilen später auf der anderen Seite des Bergs, eine Meile vor Yuta City. Er hatte die Strecke wie folgt unterteilt: von Yuta City bis zum Big Wet anderthalb Meilen Feldweg, dann 800 Meter Gestrüpp bis zum Fuß des El Diablo, danach 1600 Meter den Berg hinauf, und das gleich noch einmal hinunter. Schließlich eine weitere Meile befestigte Straße nach Yuta City.
Im Zentrum ihres Trainings stand die Bergstrecke. Die täglichen Läufe die Puente-Hügel hinauf waren für Buck und vor allem für Billy Joe eine Tortur, konnte Buck sich doch immerhin auf seine Erfahrungen in den Norfolker Dünen stützen, die ihn gelehrt hatten, wie sich diese Qual ertragen und überwinden ließ. Für Billy Joe jedoch bedeuteten die Puentes nichts als grenzenlose Pein. Am ersten Tag war er bereits nach 200 Metern auf den felsigen, steil gewundenen Pfaden durch die dünne Luft völlig außer Atem, und obwohl er und Buck sich bald an die Herausforderungen der Hügel gewöhnten, war Billy Joes Anpassung rein oberflächlich. Der Texaner war eingefleischter Sprinter, und kein Ausdauertraining würde daran viel ändern können. Moriarty wusste, dass Billy Joes Moment der Wahrheit auf der Strecke den El Diablo hinauf käme. Sollte der Indianer dort zu viel Vorsprung kriegen, würde Billy Joe den Berg hinab all seine Reitkünste aufwenden müssen, um die Lücke vor den finalen 200 Metern nach Yuta City zu schließen.
Die Damen waren – zwar nicht unter Androhung der Todesstrafe, aber etwas, das dieser ziemlich nahekam – angehalten worden, in New York zu bleiben. Eleanor sorgte sich, wie Moriarty mit dem Training fertigwerden würde und ob die Sache insgesamt nicht ein viel zu großes Risiko wäre. Doch die meiste Sorge machte ihr die Arbeit eines übereifrigen Reporters namens Martin Sykes. Sykes hatte die Archive der Police Gazette der 1850er Jahre nach Einzelheiten zu Moriartys frühen Laufduellen durchwühlt und die Meldungen über den Zweikampf im Schnee gegen Latour sowie den Abschlussbericht ausgegraben, in dem es hieß, Moriarty sei auf ärztliche Anordnung von weiteren Wettkämpfen ausgeschlossen worden. Der inzwischen fünfundsiebzigjährige Dr. Sutherland wurde in seinem Ruhesitz in Hartford, Connecticut, aufgespürt, und er bestätigte, Moriarty sei nahegelegt
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