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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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worden, keine Wettkämpfe mehrzu laufen. Er bestätigte auch, dass man mit einer Diagnose auf Sportlerherz und in Moriartys Alter die Spikes schon lange gegen weiche Pantoffeln hätte tauschen sollen und dass sich eine 15 Meilen lange Strecke wie die in Yuta City tatsächlich als fatal erweisen könnte.
    Solcherlei Spekulationen waren das Letzte, was die im siebten Monat schwangere Eleanor brauchte, und wie immer hielt sie ihre Gefühle in ihrem Tagebuch fest.
    26. Juli 1878
    Dank Dr. Sutherland hat es der Wettkampf von Big Wet nun als »Der Todeslauf« auch in die Boulevardpresse geschafft. Es sind neue Quoten aufgestellt worden, wenn auch nicht offiziell. Und die beziehen sich auf Moriartys Ableben und liegen gerade bei vier zu eins dagegen, waren jedoch bereits bei acht zu eins – ein klarer Beweis dafür, dass gewisse »Sportsfreunde« nicht davor zurückschrecken, ihr Geld auf einen derart tragischen Ausgang zu setzen.
    29. Juli 1878
    Seit Hettie und Mandy im März von meiner Schwangerschaft erfahren haben, kümmern sie sich rührend um mich. Buck und Billy Joe können sich glücklich schätzen, solch großartige Frauen gefunden zu haben. Beide sind der Ansicht, dass Moriarty vor meiner Ankunft in Yuta City (die Schwangerschaft wird dann nicht mehr zu übersehen sein) nichts von meinem Zustand erfahren sollte, da es ihn nur ablenken würde. Edwin denkt genauso, allerdings ist mir aufgefallen, dass er in letzter Zeit ziemlich launisch und bedrückt ist. Das überrascht mich, denn die Kritiken des Hamlet waren allesamt großartig.
    Ich glaube, Moriarty sollte wissen, dass er demnächst Vater wird, denn dann ist er über alles im Bilde und kanndanach entscheiden, ob er das Risiko des Wettlaufs eingeht oder nicht. Deshalb habe ich beschlossen, ihm nach San Rafael zu schreiben; so hat er zwei ganze Monate, um einen Ersatz zu finden und einzuarbeiten, sollte er beschließen, sich aus dem Wettkampf zurückzuziehen.
    1. August 1878
    Mit dem Brief in der Tasche bin ich zum Postamt gegangen, doch nur wenige Meter vor dem Schalter habe ich ihn einfach zerrissen. Warum habe ich das getan?
    Vielleicht, weil unser ganzes bisheriges Leben ein einziges Glücksspiel war. Edwin hat gepokert, als er damals 1862 mit Moriarty nach England reiste, um sein Glück zu versuchen, und hätte er es nicht getan, hätte ich Moriarty nie getroffen. Als wir beschlossen, in den Westen zu ziehen, haben wir beide auf Risiko gesetzt, und seitdem ist jeder Tag in diesem eisigen, glühenden, seuchengeplagten Land ein Balanceakt auf Messers Schneide.
    Man kann sagen, was man will, unser Leben hat stets einen Hang zur Ungewissheit, zum Drama gehabt, von unserer schauspielerischen Arbeit ganz abgesehen. Der Wettkampf um den Big Wet ist das größte Risiko, was wir bisher eingegangen sind. Sollten wir verlieren, wird es uns kaum schlechter gehen als vorher, denn immerhin haben wir einander und dazu die beglückende Aussicht auf das Kind.
    Und sollte es tatsächlich so etwas wie ein »Sportlerherz« geben (was erst noch bewiesen werden müsste), dann hat Moriarty in den letzten 20 Jahren gut damit gelebt. In meinen Augen war er nie besser in Form als jetzt, und es wäre Verrat, in diesem heiklen Moment Druck auf ihn auszuüben. Es ist besser, die Dinge ihren Lauf nehmen zu lassen.
    Yuta City, 18. Oktober 1878
    Zwei Tage vor dem Wettlauf trafen Eleanor und die Mädchen mit Edwin Booth und Barnum in Yuta City ein. Aus England waren prominente Persönlichkeiten wie Lord Astley, Sir Philip Boothroyd, Lord Hardcasle und der Herausgeber von Bell’s Life , Ashley Blythe, angereist, aus Frankreich kamen Count Philippe de la Salle und Baron Prost; aus Kanada der frühere Generalgouverneur Sir Augustus Mackay und aus Mexiko die Generäle de Montoya und Christobal. Aus der Theaterwelt waren, abgesehen von Booth und den Damen, Gregor McGregor und Eammon Grogarty, Edwin Forrest und Mrs. Charlotte Cushman sowie einige weniger bekannte Schauspieler zugegen. Leland Stanford war den weiten Weg aus San Francisco gekommen und kampierte wie ein indischer Maharadscha in einem geradezu olympisch anmutenden Zeltlager drei Meilen nördlich der Stadt. Mayor Halsey und Richter Payne waren aus Canyon City angereist, und auch Billy Joe Speeds alter Trail-Boss Cal Frenn war aus Oregon gekommen. Viele, die einst für Moriarty und sein Team wichtig gewesen waren, und alle, die auch in Zukunft wichtig sein würden, waren in Yuta City versammelt.
    Die Bürger hatten das Gefühl, die

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