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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ganze Welt strömte in ihre Stadt, und in aller Eile wurden drei neue Hotels errichtet, um 200 Gäste für 100 Dollar pro Nacht zu beherbergen. Die Baukosten waren binnen einer Woche wieder eingespielt, und die Gäste schliefen in den Badezimmern, auf Billardtischen, in den Ställen und sogar auf dem Fußoden und dem Bartresen.
    Doch selbst mit drei neuen Hotels konnte man der Besucher, die zu Tausenden in die kleine Stadt einzufallen drohten, nicht Herr werden, und so entstanden schon bald zwei neue Siedlungen am Stadtrand. Die Siedlung im Norden gehörte den Boyle-Anhängern und wurde »Boyle City« getauft; die im Süden unterstützte das Brennan-Team undnannte sich »Brennanville«. Beide Siedlungen waren ein chaotisches Durcheinander von Zelten und Bretterbuden und glichen dennoch einer Miniaturausgabe von Yuta City, denn es gab Bars, Gästezimmer, Bordelle und sogar Klos.
    Die Boyle-Gruppe residierte im »Yuta Hotel«. Moriarty und sein Team, das den anderen tunlichst aus dem Weg zu gehen versuchte, wohnten im »Excelsior«. Sie beschränkten sich auf ihre Streckenbegehungen, hielten sich ansonsten in ihren dunklen Hotelzimmern auf und schlugen die Zeit mit Poker, Domino und Black Jack tot.
    Doch schon bald gingen Moriarty die Ideen aus, um seine Leute bei Laune zu halten. Die Trainingszeit war vorüber; der Wettlauf war jetzt in ihren Köpfen, denn dort allein wurde über Sieg oder Niederlage entschieden. Der sonst so redegewandte Moriarty schien nur noch einen Satz zu kennen: »Wer nicht aufgibt, wird nicht besiegt.« Er wiederholte ihn immer und immer wieder, er wurde zur Litanei, zu einer Art Hymne.
    Moriarty, Buck und Billy Joe hatten sich auf ein paar simple, flexible Taktiken geeinigt. In der ersten Runde sollte Billy Joe fast die gesamten fünf Meilen gegen den Indianer reiten, vom Big Wet über den El Diablo und zur Sprint-Markierung 200 Meter vor dem Ziel. Dort würde er absteigen und seinen Zielsprint absolvieren.
    Moriarty und Tulloch würden zu Fuß hinter Billy Joe und dem Indianer hertraben und erst bei der Sprint-Markierung für eine kleine Verschnaufpause in den Sattel steigen.
    Kaum würde Moriarty möglichst mit ein paar Metern Vorsprung in die Stadt einreiten, würde Buck in den Sattel springen und abermals bis zu seiner Markierung 400 Meter vor dem Ziel gegen Headley reiten. Dort würde er absteigen und bis zum Ziel laufen.
    Mit ein bisschen Glück lägen sie an diesem Punkt bereits zwei zu null vorn und Moriarty und Tulloch müssten nicht mehr gegeneinander antreten. Sollten sie aber gleichauf sein,würden Moriarty und Tulloch in der letzten Runde vier Meilen bis zur Meilen-Markierung reiten und dann absteigen und das Streckenfinale zu Fuß ausfechten.
    Das allerdings war die optimistische Variante. Denn sollte es für Moriarty schlecht laufen, würden Buck und Billy Joe – vorausgesetzt, sie hätten zu Pferde einen leichten Vorsprung – früher absteigen müssen, um Moriarty mehr Zeit im Sattel zu gewähren. Deshalb würden sie Ferngläser bei sich haben, um die Entwicklung des Rennens im Auge zu behalten und gegebenenfalls entsprechend zu reagieren.
    Yuta City, 19. Oktober 1878
    Richter Haynes räusperte sich und blickte Pete Boyle und Bill Brennan an, die ihm gegenübersaßen.
    »Habt ihr die Pferde gesehen?«
    Die Männer nickten.
    »Wir haben einen Schwarzen und einen Grauen, beide mit kräftigen Hinterläufen. Die werden das Rennen durchhalten, keine Frage.«
    Er griff in seine Uhrtasche und zog einen Würfel hervor. »Der Vertrag sieht vor, dass um die Pferde gewürfelt wird. Sind die Herren bereit?«
    Die Männer nickten wieder.
    Bill Brennan würfelte eine Fünf und grinste. Pete Boyle würfelte eine Sechs.
    »Ich nehme den Grauen«, sagte er.
    »Auch egal«, brummte Brennan. »Es kommt schließlich auf die Männer an.«
    »Dann hätten wir das geklärt«, sagte Haynes und legte die Hände flach auf den Tisch. »Nun kommen wir zu einer sogenannten Streitfrage, und dass sie nicht im Vertrag berücksichtigt wurde, ist – das gebe ich offen zu – ganz allein mein Fehler.«
    Er zupfte sich an der Nase. »Nehmen wir einmal an –nur einmal angenommen, meine Herren, es liefe auf drei tote Rennen hinaus oder auf einen Sieg pro Team und ein totes Rennen. Nur einmal angenommen, so unwahrscheinlich es auch ist.«
    Keiner der beiden sagte etwas. Haynes ließ seinen Blick zwischen ihnen hin und her wandern, zog ein blütenweißes Taschentuch hervor und fing an, seine Brille zu

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