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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Entschlackungs- und Schwitzkuren in dem von Brennan eigens aus San Francisco herbeigeschafften Schwitzkasten.
    Diesmal würde ihnen die kurze, heftige Tortur der Englischen Methode erspart bleiben. Bis Ende September würden sie sich ganz allmählich und schrittweise in Form bringen und dann in die letzten drei Wochen vor dem Rennen starten.
    Bald sollten sie erfahren, wer ihre Kontrahenten waren.
    Moriarty hatte seit Monaten gewusst, dass William M. Bunn in den Vereinigten Staaten weilte. Der Engländer war Mitte März mit zwei Spitzensportlern angereist, mit Josiah Headley und dem schottischen Meilenläufer Alec Tulloch, und nur drei Wochen später, am 7. April, hatte Headley den amerikanischen Laufsport mit der unglaublichen Zeit von 1.55 Minuten auf 800 Meter erschüttert – die schnellste Zeit, die jemals gelaufen worden war. Zwei Tage später eroberte Tulloch die Schlagzeilen: Als erster Mann auf amerikanischem Boden hatte er auf der Rennbahn von Hoboken den Meilenrekord von 4.20 Minuten um eine Sekunde gebrochen. Auf der Rennbahn von Saratoga eine Woche später verfehlte er den Drei-Meilen-Rekord von 14.30 Minuten um läppische zwei Sekunden.
    Und so war es mehr als vorhersebar, dass Pete Boyle Anfang Mai nach Osten gereist war, um Tulloch und Headley unter Vertrag zu nehmen. Im Falle eines Sieges erhielt jederder beiden 30   000 Dollar, und 25   000 gingen an ihren Manager Bunn. Nur eine Woche später wurde das Team durch den Indianer ergänzt, der vier Tage zuvor in St. Paul’s, Missouri, als erster Amerikaner überhaupt 100 Meter unter zehn Sekunden gelaufen war.
    Für zwei von Boyles Männern hatte der Wettlauf in Yuta County eine ganz besondere Bedeutung. Der Indianer hatte seine Niederlage gegen Billy Joe in Virginia City niemals vergessen, auch wenn die Richter ihm den Sieg zugesprochen hatten. Damals war er geschlagen worden, doch inzwischen war er objektiv mindestens zwei Zehntelsekunden schneller, und, so erzählte er einem übereifrigen Reporter, ohne Känguru-Start würde sich Billy Joe die Seele aus dem Leib rennen müssen, um ihn einzuholen. Er hegte keinen Groll gegen den Texaner; aber diese Sache wollte er schon noch einmal richtigstellen.
    Josiah Headley hatte ganz andere Gründe. Seine Schlappe gegen Buck Miller hatte ihn gezwungen, dem Vorschlag seines Sponsors William Bunn nachzugeben und durch Amerika zu tingeln, wo es leichtes Geld zu gewinnen gab. Zuerst hatte er sich gesträubt. Headley hasste reisen; doch zu seiner Überraschung musste er bald feststellen, dass ihm die Vereinigten Staaten ausnehmend gut gefielen. Die Amerikaner liebten Sieger, sogar Engländer, die ihre eigenen Jungs schlugen, und in den ersten Wettläufen an der Ostküste hatte Headley die besten Leute von der Bahn gefegt, die die Yankees zu bieten hatten, und dazu seinen Weltrekord über 800 Meter wiederholt. Nach nur zwei Monaten war er der Star des amerikanischen Laufsports.
    Seinem Kollegen Tulloch ging es genauso. Seit er 1873 beim 300-Meter-Lauf in Sheffield mit großem Handicap angetreten war und seinem Sponsor mit einem knappen Sieg, bei dem nur ein Meter die sechs Läufer getrennt hatte, 5000 Pfund eingebracht hatte, war er von Bunn ziemlich unter dem Scheffel gehalten worden. Nur einmal hatte er ihn 1874 im 800-Meter-Lauf in Newcastle gegen den AustralierClowrey antreten lassen. Im Jahr darauf hatte der Schotte beim Versuch, eine Meile in unter 4.30 Minuten zu schaffen, den alten Rekord zwar äußerlich erschöpft, aber exakt getimet um eine halbe Sekunde unterboten. Die geplanten Läufe gegen Jackson aus Kent im Frühling des darauffolgenden Jahres mussten wegen Jacksons Erkrankung abgeblasen werden. Und so konnte Bunn bei Tullochs Drei-Meilen-Debüt im Dezember 1876 gegen den ungeschlagenen Powe aus Hereford hohe Quoten erzielen. Der Wettlauf wurde vor 30   000 Zuschauern auf der steinhart gefrorenen Bahn des Victoria-Stadions in Wigan ausgetragen. Tulloch hatte Powe ordentlich abserviert und war die ersten zwei Meilen in neuneinhalb Minuten gelaufen, ein Rekord für diese Distanz. Eine halbe Meile später hatte sich der Mann aus Hereford aus dem Rennen zurückgezogen. In Tulloch traf Moriarty auf einen Läufer, der auf dem Gipfel seines Könnens stand und dazu noch selten gelaufen war. Doch am schwersten wog, dass Tulloch noch nie den Rücken eines Gegners gesehen hatte.
    San Rafael, New Mexico, 28. Juni 1878
    Das Training des Brennan-Trios lief gut. Sie hatten ihre Eingeweide gründlich entschlackt,

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