Finish - Roman

Deckhengste, 50 Zuchtstuten und ebenso viele Fohlen sowie einen 60 Morgen großen Mohrrübenacker allein für die Pferde.
    Kein Wunder also, dass Whitby und Salamander schon bald nach ihrem Eintreffen in San Francisco am 11. Februar 1876 von Amerikas größtem Showman auf die Farm in Palo Alto gebracht wurden, um sie Leland Stanford vorzuführen. So kam es zu einem Wiedersehen zwischen Barnum und Moriarty, denn Leland Stanford hatte den Schauspieler für die Darbietung seines Shakespeare-Querschnitts auf einer Privatparty Anfang März engagiert, und Moriarty war mit Eleanor, Mandy, Billy Joe und Buck zu einer Vorbesprechung nach Palo Alto gefahren.
    Stanford war kein Mann der vielen Worte. Sprechen war dem massigen Mann mit der schleppenden Stimme ungefähr so angenehm wie Zähne ziehen. Doch als er in der blassen Wintersonne auf seiner Pferdekoppel stand und Whitbys Vorführung von Salamander zusah, wurde der dicke Stanford gesprächig. Noch nie habe er so einen Prachtgaul, so einen Ausbund an reitsportlichem Können gesehen. Würde Whitby mit 20   000 Dollar zufrieden sein? Doch so verlockend Stanfords Angebot auch war, der Rittmeister durfte darüber nicht entscheiden, stand er doch bis Ende 1877 bei Barnum unter Vertrag und überdies bei ihm mit 10   000 Dollar in der Kreide, denn er hatte in St. Louis gegen den Inside Straight eines Liliputaners erhöht.
    Billy Joe, Moriarty und Buck – allesamt große Pferdekenner, wiewohl nur Moriarty aus seiner früheren Zeit mit Barnum Springerfahrung aufweisen konnte – hatten Salamanders Künsten neugierig zugesehen.
    Stanford hatte nach Erfrischungen verlangt, und Minuten später war eine Schar schwarzer Diener in bunten Livrees mit einem Pferdewagen vom Haupthaus gekommen und hatten Tische, Eiskühler und Weinkisten angeschleppt. Als Whitby mit seinen Vorführungen fertig war, hatten die Diener bereits ein kleines Festzelt neben der Koppel errichtet und ein Buffet aufgebaut. Freundlich geleitete Stanford Eleanor und Mandy hinüber. Die Dienerschaft hatte eine herrliche Mittagstafel aus Wildbret und kaltem Fleisch angerichtet, zu denen Stanfords eiskalter, selbst produzierter Wein gereicht wurde, dessen Reben seine Winzer eigens aus Frankreich importiert hatten.
    Eleanor nippte daran und unterdrückte ein Schaudern. »Köstlich«, sagte sie und strahlte Stanford an. Der Wein hatte einen strengen, metallischen Nachgeschmack.
    »Die besten Reben der zivilisierten Welt, Ma’am, direkt aus Europa«, brummte er schleppend.
    Mandy, der Eleanors Reaktion nicht entgangen war, unterdrückteein Husten und folgte dem Beispiel ihrer Freundin, die sich mit starrem Lächeln nachschenken ließ. Buck und Billy Joe, beide ahnungslos und durstig, hatten Stanfords edlen Tropfen hinuntergestürzt wie Bier. Kurz darauf gesellten sich Barnum, Moriarty und Whitby zu ihnen, der noch immer seine Reiterkluft trug.
    »Ladys und Gentlemen, auf den besten Hochspringer der Welt«, sagte Barnum mit vor Stolz gerötetem Knautschgesicht und hob sein Glas in Whitbys Richtung. Lächelnd hob Whitby sein Glas.
    »Wie lautet denn eigentlich der Weltrekord im Hochspringen, Phineas?«, fragte Moriarty hellhörig.
    »Nun, Sir, es gibt keinen offiziellen Rekord«, näselte Whitby knapp und griff sich ein neues Glas Wein.
    »Wenn ich Sie richtig verstehe, Captain, weiß also keiner genau, wie hoch ein Pferd eigentlich springen kann?«, bohrte Moriarty nach.
    »Nein, Sir, nicht genau. Allerdings ist bekannt, dass englische Jäger während der Jagd an 1,80 Meter herangekommen sind.«
    »Von ebener Erde?«
    Whitby schüttelte den Kopf. »Nun, das ist niemals genau gemessen worden, Sir.«
    »Und Ihre Salamander, Captain, schafft 1,80 Meter?« Das war Stanfords leicht nuschelnde Stimme. Whitby sah Stanford direkt in die Augen und bemühte sich um einen unarroganten Blick. »Ohne Frage, Sir.«
    »Und wie hoch, glauben Sie, waren die Hindernisse auf der Koppel?«
    Das war Billy Joe, der mit Abstand am angeheitertsten war. Er hatte bereits vier große Gläser Wein intus, die sich nun langsam bemerkbar machten.
    »Das kann ich Ihnen ganz genau sagen, Mr. Speed«, sagte Leland Stanford und angelte sich eine Hähnchenkeule von einem Tablett. »1,60 Meter.«
    »Nun ja, Cap’n Whitby«, sagte Billy Joe mit wässrigenAugen. »Viel mehr als sieben Zentimeter Spiel hab ich bei Ihrem Salamander aber nicht gesehen.«
    Moriarty konnte förmlich sehen, wie sich Whitbys Nackenhaare vor Wut sträubten, doch der Engländer wahrte