Finish - Roman
Long Tom zu bedienen, und die beiden übrigen Männer konnten sich ausruhen oder gingen in den Hügeln jagen. Jede Minute des Tages war mit Arbeit ausgefüllt, und der Berg über ihnen ließ sie nicht im Stich, obgleich der Wasserstrom 14 Tage nach dem Unwetter allmählich dünner wurde.
Schon Anfang August hatten sie gewusst, dass Indianer in der Gegend waren, denn es lag Rauch in der Luft. Und obwohl sich nie ein Indianer blicken ließ, wurde jede Nacht ein Wachtposten bei den Pferden abgestellt.
Der Angriff erfolgte just einen Tag vor ihrer geplanten Rückkehr nach San Francisco, denn ihre Vorräte waren aufgebraucht. Ein Sirren ging durch die Luft, gefolgt von einem gedämpften Aufschlag. Mit einem seltsam verdatterten Gesichtsausdruck stürzte Fergus Blain vornüber in den Fluss. Ein Pfeil steckte zwischen seinen Schulterblättern. Douglas Bell ließ sein Sieb fallen und rannte nach seinem Gewehr, da traf ihn ein Pfeil in die linke Schulter. Heulend vor Schmerz fiel er in das eisige Flusswasser, und sein Blut vermischte sich mit dem des tödlich getroffenen Blain.
McGregor griff als Erster nach seinem Hinterlader und feuerte wild auf den Hügel, während Alistair Blain seinen sterbenden Bruder aus dem Fluss zerrte und zu den Pferden schleifte. Law und Keir hatten ihre Pistolen fast schon in der Hand, als sie von Gewehrschüssen getroffen wurden, Law in die Hüfte und Keir tödlich in die Brust.
Blain ließ seinen toten Bruder liegen, rannte mit McGregor zu den gesattelten Pferden, und Law und Bell schleppten sich hinterher. Nur wenige Meter vor ihren Pferden wurden die beiden von einer vernichtenden Gewehrsalve niedergestreckt. McGregor schoss auf den Hügel, sprang mit Alistair Blain auf die Pferde, und unter anhaltendem Gewehrfeuer sprengten sie am Fluss entlang durch das Tal davon.
Ihr erster Fehler war, das keine 100 Meilen entfernte Deadwood links liegen zu lassen. Das Städtchen, das sich binneneines Jahres von einer kleinen Schürfstätte in ein schlammbraunes, grubendurchfurchtes Goldsuchernest verwandelt hatte, wimmelte vor Bergleuten. Doch mit 2000 Dollar in der Tasche, 40 000 weiteren im Camp und Gott weiß wie viel mehr im Berg, waren McGregor und Blain nicht scharf darauf, den goldgeilen Bürgern von Deadwood oder den Tausenden anderen, die jetzt von überall her in die Black Hills strömten, etwas abzugeben.
Ihr Kapitalfehler aber war, nicht auf ihren Körper zu hören. Fast ein Jahr lang hatten die beiden Männer höchst einseitig von fettem Speck und Sauerteig gelebt und dabei eine Arbeit geleistet, die selbst einen gut ernährten Landarbeiter in die Knie gezwungen hätte. Das Goldfieber hatte sie durch den Sommer und Herbst 1875 getragen, doch jetzt, mit dem Tod ihrer Freunde, der schwer auf ihnen lastete, kämpften sich die beiden den Dezember über mühselig durch die windigen, eisigen Weiten Wyomings Richtung Südwesten.
Dank der zufälligen Begegnung mit einer Gruppe friedlicher Sioux auf dem Weg nach Norden konnten die beiden geschwächten Schotten ihre Nahrungsvorräte auffüllen, was sie allerdings ihre Revolver kostete (ihre Sharps durften sie immerhin behalten). Die Indianer wiesen ihnen den Weg zu einem Handelsposten 100 Meilen südöstlich, der nur 200 Meilen von der Linie der Union Pacific entfernt lag.
Obwohl Blain sich kaum noch im Sattel halten konnte, ritten die beiden Schotten nach Evans Station, das aus drei Blockhütten bestand. Sie gehörten Dai Evans, einem raffgierigen kleinen Waliser, dessen Familie seit dem ersten großen Goldrausch 1848 ein kleines Vermögen mit Bedarfsartikeln für Schürfer gemacht hatte. Für Goldsuchende, die von Westen aus mit der Union Pacific nach Dakota kamen, lag Evans Station direkt auf dem Weg und hatte an denen, die zwischen Frühling und Herbst 1875 hindurchgekommen waren, bereits ordentlich verdient.
Der listige, frettchengesichtige Evans hatte von Anfang an ein Auge auf McGregor geworfen und bemerkt, dass er und sein junger Begleiter ihre Sachen niemals unbeobachtet ließen und auffällig dicke Geldbeutel am Gürtel trugen. Er bestand auf Bargeld und knöpfte ihnen 100 Dollar die Woche für einen rattenverseuchten Stall ab. Verpflegung kostete extra. Schon beim ersten Anblick wusste McGregor, dass er Evans abgrundtief hasste.
Bis in den Februar hinein pflegte der ebenfalls geschwächte McGregor Blain mit den spärlichen Heilmitteln, die es bei Evans zu holen gab und die vor allem aus Hostetters Magenbitter, Laudanum und kalten
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