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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Kompressen bestanden. Mitte Februar waren seine Geldreserven verpufft, und er war gezwungen, den Waliser mit Goldstaub zu bezahlen – obgleich er ihm nie einen Blick in seinen Geldbeutel zu werfen erlaubte.
    McGregor war ein lebendes Paradox. Der 1,90 Meter große Mann wog nur noch 55 Kilo und besaß dabei eine innere, animalische Kraft, der weder Rauchen, Saufen oder Fressen etwas anhaben konnten. Doch jetzt kam selbst er an seine Grenzen.
    Ende Februar brach McGregor mit sengendem Fieber zusammen. Nun musste der kaum genesene Blain seinen älteren Kumpel in dem eisigen Schuppen von Evans Station pflegen, während draußen der kalte Wind mit 100 Stundenkilometern über die Prärie fegte. In seinem Fieberwahn faselte sich der Schauspieler durch Shakespeare, Dickens und Marlowe und deklamierte lange Abschnitte fehlerlos und ohne Pause. Wäre Blain dafür empfänglich gewesen, hätte sich McGregors Pflege für ihn als selten aufschlussreich erweisen können.
    In der zweiten Märzwoche war McGregor endlich wieder reisetauglich. Um 2200 Dollar ärmer, machten sich die beiden Schotten langsam wieder auf den Weg südwärts Richtung Union Pacific, wo sie am 17. März 1876, dem Tag des großen San Franciscoer Hochsprungwettkampfes, eintrafenund eine Woche später den Zug in das 75 Meilen weiter östlich gelegene Callender bestiegen.
    A.P. Wagstaffe war für seine Verschwiegenheit berühmt. Am Abend von McGregors und Blains Ankunft war das auf 18   277 Dollar geschätzte Gold der beiden Schotten in den Tresor der Wagstaffe Bank geschlossen worden, ohne dass irgendjemand in San Francisco davon erfahren hätte. Am Ende der Woche hatte Moriarty seine 5000 Dollar Darlehen wieder, und das übrige Geld wurde – abzüglich 4000 Dollar für die Hinterbliebenen der vier Toten – zu gleichen Teilen zwischen ihm, Blain und McGregor aufgeteilt.
    Weder Blain noch McGregor hatten Lust, in die Black Hills zurückzukehren. Zwar wollte der junge Mann aus Fife wieder nach Dakota, doch statt selbst nach Gold zu schürfen, wollte er in Deadwood einen Handel für Grubenausrüstungen aufziehen. Mit dem Vertrieb der nötigen Gerätschaften ließ sich viel bequemer Geld verdienen, als im gottverdammten Indianerland selbst nach Gold zu buddeln, argumentierte er.
    McGregors Widerwille hatte andere Gründe. Es war eine Schande. Der Schauspieler hatte stets eine romantisch verklärte Vorstellung vom Kampf genährt, inspiriert von Theaterhelden wie dem königlichen Rebell Rob Roy. Er hatte geglaubt, bei einem feindlichen Angriff würde er kämpfen und seinen Mann stehen und mit Gebrüll seinen Feinden trotzen. Doch als Blains Blut das Flusswasser rot gefärbt hatte und die Kugeln flogen, war alles ganz anders gekommen. Es war alles erbärmlich und verzweifelt gewesen, eine feige Flucht ohne einen einzigen Blick zurück. Wer weiß, vielleicht war von den vier Männern sogar noch einer am Leben gewesen.
    Eleanors und Moriartys Beteuerungen, er habe den kranken Blair wieder in die Zivilisation zurückgebracht und sich dabei als echter Highlander erwiesen, tröstete ihn wenig.Nach seinem Dafürhalten hatte er kläglich versagt, weshalb er seine Heldentaten fortan auf die Bühne beschränken wollte. Mochte Moriarty mit den Goldfunden und allem, was sonst noch in Camp Scotia geblieben war, machen, was er wollte, hier sei eine detaillierte Karte.
    Buck und Billy Joe, die noch immer im Siegesrausch des großen Hochsprungwettkampfes schwelgten, verschlangen McGregors Geschichten, die er ihnen nicht oft genug erzählen konnte. Billy Joe studierte die Karte: Dorthin zu gelangen sei doch ein Kinderspiel, Camp Scotia läge weniger als 100 Meilen nordwestlich von Deadwood. Das Camp sei bestimmt so gut wie unversehrt, denn die Sioux hätten es gewiss nur auf die Pferde und Waffen abgesehen. Der Goldstaub, die ganzen 40   000 Dollar oder mehr, lägen sicher noch versteckt unter den Schlafmatten. Wie wäre es also, drängten sie Moriarty, wenn sie mit kleinem Gepäck gemütlich zum Camp Scotia hinauftrudelten und sich das Gold holten? Moriarty könnte derweil eine zweite Gruppe voll ausgerüsteter Schürfer losschicken, die die Arbeit fortsetzten, und wenn er und Buck in der Zwischenzeit bis zu deren Eintreffen noch ein paar hübsche kleine Goldklumpen fänden, umso besser.
    Zuerst waren alle dagegen, insbesondere Mandy. Vier Männer hatten bereits ihr Leben gelassen, die Black Hills wimmelten nur so vor Indianern, und General Crooke hatte Befehl, dem Strom der

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