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Finish - Roman

Finish - Roman

Titel: Finish - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ankamen, war der erste Schürfertrupp unter James Gorden, der über die »Straße der Diebe« (wie die Sioux sie nannten) in das Territorium eingedrungen war, soeben von der Armee entdeckt und vertrieben worden. McGregor war all den anderen Goldhungrigen, die von überall aus den Vereinigten Staaten herbeiströmten und die Patrouillen der Armee zu umgehen versuchten, nur um wenige Wochen voraus. Eher einem glücklichen Zufall als seiner Vorausschau war es zu verdanken, dass es McGregor im Gegensatz zu anderen »Schleunigen« gelang, sowohl der Armee als auch den Sioux aus dem Weg zu gehen, und im Juni hatten er und seine Männer sich in einembewaldeten Flusstal 50 Meilen westlich von North Plate niedergelassen und waren gleich beim ersten Versuch fündig geworden.
    McGregors Trupp bestand ausschließlich aus Schotten. Zwei von ihnen, der neunzehnjährige Alistair Blain und sein einundzwanzigjähriger Bruder Fergus, hatten schon als Kinder im Kohlebergbau in Fife geschuftet. Die anderen drei, Jim Keir, Calum Law und Douglas Bell, allesamt Mitte 20, waren ebenfalls Bergleute, allerdings von der anderen Seite Schottlands. In Leadhills, Lanarkshire, hatten sie für lumpige 15 Shilling sechs Tage die Woche in engen, kaum einen halben Meter hohen Flözen malocht. Leadhills hatte immerhin den Vorteil, dass seine Hügel eine Spur Gold enthielten, dessen Abbau sich zwar nicht lohnte, Keir und seine Freunde jedoch zu hervorragenden Goldsuchern und -wäschern gemacht hatte.
    Anders als die zahlreichen anderen, die ihr folgen sollten, war McGregors Gruppe gut ausgerüstet. Zum Transport benutzten sie Ochsen statt Maultiere, dazu hatten sie einen großen gusseisernen Dutch-Oven, Zinkeimer, Bratpfannen und die fürs Kampieren unerlässlichen Proviantdosen sowie sämtliche Spaten, Äxte, Siebe und Schalen, die für die Operation nötig waren. Sie selbst reisten nur mit dem Nötigsten, hatten statt schwerer Zelte einfache Schlafmatten bei sich und waren mit einem Colt, einem Zündnadelgewehr und einem Hinterlader bewaffnet.
    Es dauerte zwei Wochen, die 2,50 Meter lange hölzerne Goldwaschschleuse namens »Long Tom« zu bauen. Sie stand auf Kufen, war unten offen und hatte oben ein grobmaschiges Gitter. Der Boden war bauchig und auf ganzer Länge mit schmalen Querleisten versehen.
    Es brauchte fünf Männer, um den Long Tom zu bedienen. Einer schaufelte steiniges Erdreich von der Sandbank des Flusses, der zweite trug es zum Long Tom und kippte es auf das Gitter, der dritte und vierte wippten die Schleuse hin und her, während McGregor Wasser darübergoss.
    Das Sieb hielt die größeren Steine zurück, das Wasser spülte Erde, Schlamm und Schotter fort, und der schwere, schwarze Sand mit dem eventuellen Gold darin blieb auf den obersten Querleisten hängen. Sand und Gold wurden dann durch Bohrlöcher in eine Schale abgelassen und in der Sonne getrocknet. Den Sand blies man fort, und übrig blieb das Gold.
    McGregors erster Versuch fiel recht bescheiden aus. Eine Spur Gold war vorhanden, das ließ sich nicht leugnen, doch die täglichen zehn Stunden Plackerei waren die zehn Dollar Goldstaub nicht wert. Nach zwei Monaten beschloss er, das Camp abzubrechen und weiter in die Black Hills vorzudringen.
    Zwei Wochen später und 20 Meilen weiter westlich errichteten sie ihr Camp Scotia in einem waldigen Tal, in dem derselbe Fluss mit einem schmalen, von einem braunen Felsenhügel herabfließenden Nebenarm zusammentraf. Es war bereits Ende Juni, und jeden Tag brannte die Sonne erbarmungslos auf die sechs unermüdlich schürfenden Männer herab. Wieder stießen sie auf Spuren von Gold, doch die Ausbeute war mager und belief sich auf mickerige zwölf Dollar am Tag.
    Ende August ging ein heftiges Unwetter nieder, das Camp versank im Morast, und der Felsbach verwandelte sich in einen reißenden Strom. Instinktiv stellte McGregor den Long Tom parallel zum Gebirgsbach auf und fing an, Proben daraus zu entnehmen.
    Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten, und bereits am ersten Tag blieben große goldene Krümel und Flitter im Wert von 320 Dollar in der Schleuse hängen. Nach einer Woche hatten McGregor und seine Männer 2000 Dollar gemacht, und als Mitte Oktober der Winter einbrach, hatte die Gruppe über 60   000 Dollar zusammengeschürft.
    Seit jenem 29. August arbeiteten sie wie die Verrückten, immer im Wechsel, so dass für die schwere Grabearbeit stets ein frischer Mann zur Verfügung stand. Eigentlichbrauchte es nur vier Männer, um den

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