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Finkenmoor

Finkenmoor

Titel: Finkenmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myriane Angelowski
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weniger bringe ich derzeit auf die Waage! Ich bin unheimlich motiviert, was das angeht. Ehrlich gesagt ist es aber auch leicht, hier drinnen die Pfunde zu verlieren. Der Fraß schmeckt einfach nicht!
    Für heute muss ich mal wieder schließen. Ich möchte dir noch einmal danken, dass du dich auf den Weg zu mir gemacht hast. Beim nächsten Mal klappt es! Bestimmt. Dann sehen wir uns. Ich kann es kaum erwarten.
    Es grüßt sehnsuchtsvoll, dein Ronny

Cuxhaven-Wernerwald
    Phyllis begann im September damit, ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Dabei galt ihr Interesse lediglich dem Untergeschoss des Hauses, das sie erworben hatte. Hier strich sie die Innenwände mit einer Universalfarbe auf Acrylbasis, wetterbeständig mit hohem Lackanteil, die eigentlich für Fassaden benutzt wurde. Zwei Tage brauchte sie für die Malerarbeit, den scharfen Geruch ignorierte sie. Für ihre Zwecke war die Farbe ideal.
    Als sie die Wände versiegelt hatte, trieb sie mit einer Spitzhacke eine knapp zwei Quadratmeter große Grube in den Lehmboden des Kellers. Diese Arbeit brachte sie beinahe an den Rand ihrer körperlichen Belastbarkeit. Sie hielt sich fit, joggte, ging schwimmen, aber das Abtragen der festen Erde war eine Kategorie für sich. Phyllis biss die Zähne zusammen, füllte Lehmbrocken in große Müllbeutel und gönnte sich erst nach erfolgreichem Abschluss dieser Phase ihres Projektes eine Pause.
    Als sie die Arbeit wieder aufnahm, baute sie um die Grube eine stabile Holzkante. Das ging schnell und kostete kaum Mühe. Sie rührte in einer mitgebrachten Schubkarre Estrich an und verteilte das zähflüssige Zementgemisch auf dem unebenen Kellerboden. Den Belag verstrich Phyllis mit einem Schrubber. Wirklich glatt bekam sie die Fläche nicht, aber das spielte keine Rolle. Sie wollte ja keine Preise gewinnen. Den Vorgang wiederholte sie so oft, bis der Lehmboden vollständig unter dem grauen Estrich verwand, und ließ die Oberfläche mehrere Tage aushärten. Einzig die Öffnung, die sie gegraben und mit der Holzkante versehen hatte, sparte sie aus.
    Die Zeit der Trocknungsphase nutzte Phyllis und fuhr zum Baumarkt im Gewerbegebiet Abschnede. Sie ließ Fichtenholzbretter in einer Stärke von zwei Zentimetern zuschneiden. Normalerweise kaufte sie hier nie ein. Sie zahlte bar und vermied jeden Blickkontakt. Vielleicht waren diese Vorsichtsmaßnahmen übertrieben, aber Phyllis wollte kein Risiko eingehen.
    An einem regnerischen Freitagabend lenkte sie ihren Wagen zu ihrer Baustelle, schaffte Werkzeug, einen stabilen Tapeziertisch, Schmirgelpapier, Schraubzwingen, Bohrmaschine, Nägel, einen Holzhammer und die Bretter in den Keller. Wie erwartet, lag der Wernerwald verlassen und schweigend da.
    In dieser Nacht konzentrierte sich Phyllis auf ihr eigentliches Vorhaben.
    Als Erstes stellte sie den Tisch auf den Estrich, befestigte an den Kanten Schraubzwingen, legte das Werkzeug zurecht und rollte Verlängerungskabel aus.
    Mit Präzision spannte sie die langen Seitenbretter hintereinander ein und zeichnete in regelmäßigen Abständen mit einem Bleistift gut sichtbare Punkte auf das Holz. Anschließend bohrte sie auf den Markierungen Löcher vor. Genauso verfuhr sie mit den kurzen Stirnbrettern, wobei sie die Löcher mit der Bohrmaschine nur anbohrte. Mit dem Glattschleifen der Bohrstellen war sie einige Zeit beschäftigt. Anschließend klopfte sie die Seiten vorsichtig auf die Stirnbretter. Durch Nut und Feder hielten sie vorerst zusammen. Es kostete Mühe, das Bodenbrett einzulegen. Schließlich trat sie einen Schritt zurück und lächelte.
    Ihr Werk nahm Form an. Die Kiste war einen Meter siebzig lang, einen Meter zwanzig tief und gut neunzig Zentimeter breit. Damit glich sie mehr und mehr einem etwas zu kurz geratenen Sarg.
    Zufrieden gab Phyllis Leim auf die Kanten, bevor sie diese mit dem Holzhammer aufeinanderschlug. Langsam wurde die Kiste stabiler, und Phyllis ertappte sich dabei, dass sie summte.
    Als ihre Augen im matten Licht der Glühbirne müde wurden, verhüllte sie ihr Werk sorgfältig mit einer Plane, verschloss den Keller und fuhr zu ihrer Schwester.
    Iska empfing sie mürrisch. »Du kommst spät. Ich habe nicht mehr mit dir gerechnet.« Erst jetzt sah Phyllis auf die Uhr. Drei Uhr morgens. Kein Wunder, dass Iska gereizt war.

Cuxhaven
    Kilian legte die blauen Gummihandschuhe ab und rieb seine kalten Hände aneinander, während er die Standpauke seines Chefs über sich ergehen ließ. Obwohl er erst eine knappe Stunde

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