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Finkenmoor

Finkenmoor

Titel: Finkenmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myriane Angelowski
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schockgefrorenen Kabeljau etikettiert hatte, war er völlig durchgefroren. Hier im Büro brüllte ihn zwar sein Chef an, aber dafür wärmte Heizungsluft seine Glieder.
    Sein Blick blieb am Wandkalender neben dem Aktenschrank hängen. Ein roter Ferrari war das Motiv für diesen Monat. Das Auto stand unter Palmen, im Hintergrund leuchtete das Meer azurblau. Schlagartig spürte Kilian Sonne auf seiner Haut, Sand unter den Füßen. Der Wind wehte eine leichte Brise zum Strand. Ein dunkelhäutiger Mann schlenderte heran. Er trug Shorts und einen löchrigen Strohhut. In einer Hand hielt er eine ramponierte Kühltasche und hob den Deckel. Ananashälften kamen zum Vorschein. Kilian lief das Wasser im Mund zusammen.
    »Verdammt noch mal!« Der Chef schlug mit der flachen Hand auf einen Stapel Papiere. »Was glauben Sie eigentlich, wen Sie vor sich haben! Ständig gibt es Ärger wegen Ihnen, die Kollegen beschweren sich regelmäßig, und auch heute sind Sie wieder unpünktlich zur Spätschicht erschienen! Sie können Ihre Sachen packen. Ende. Aus!«
    »Okay«, sagte Kilian nur und schob die Hände in die Taschen seines weißen Kittels.
    »Okay! Das ist alles, was Ihnen einfällt? Haben Sie überhaupt verstanden, was ich gesagt habe? Sie haben gerade Ihren Job verloren.«
    »Ich werde es überleben.«
    Kilian stieg betont langsam aus seinem Hygieneoverall, streifte die Haube vom Kopf und legte beides auf den Schreibtisch. Vom Gebrüll seines Arbeitgebers begleitet, verließ er das Büro, drehte sich nicht um, holte Jacke und Rucksack aus seinem Spind und schlenderte in aller Ruhe um das riesige blaue Kühlhaus zu seinem Auto.
    Auf eine seltsame Weise fühlte er sich befreit.
    Für seine Verhältnisse hatte er den Job lange behalten. Drei Monate. Rekord. Angefangen hatte er als Gabelstapelfahrer in einer der Lagerhallen. Dafür hatte er sogar extra den Führerschein gemacht, aber die trockene Kälte hatte ihm extrem zugesetzt. Dreiundzwanzig Grad minus, das schaffte er nicht. Die Spöttelei der Kollegen musste er ertragen, als er in die Etikettierung versetzt wurde. Hier waren die Temperaturen deutlich angenehmer, und aus seiner Sicht hatte er die Arbeit gut gemacht.
    Das Genick hatte ihm seine Unpünktlichkeit gebrochen. Verwarnungen und Abmahnungen ignorierte er. Gründe für sein Zuspätkommen offenbarte er nicht. Maxi ging über alles. Wenn sie ihn brauchte, war er da. Arbeitszeiten spielten dann kaum eine Rolle.
    Den Job im Kühlhaus hatte ihm Coach Dieckmanns besorgt, nachdem der Chef des Getränkeladens ihn gefeuert hatte. Nach einigen Anläufen hatte er damals seinen ganzen Mut zusammengenommen und Maxis ehemalige Trainerin angerufen. Sie hatten sich auf Anhieb verstanden. Seitdem meldete sie sich manchmal bei ihm und half ihm schon mal aus der Klemme, auch finanziell.
    Die erneute fristlose Kündigung würde sie nicht freuen. Seufzend schob Kilian den Gedanken beiseite und fuhr ins Zentrum Richtung Post.
    Die Ampel an der Südersteinstraße sprang auf Rot. Kilian bremste abrupt und beobachtete eine alte Frau, die mit aller Ruhe von links auf den Zebrastreifen trat und dabei ihre Gehhilfe immer ein kleines Stück weitersetzte. Schritt für Schritt. Kilian trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad. Die Oma kam kaum vorwärts. Als die Ampel auf Grün sprang, konnte er nicht losfahren, weil die alte Frau erst in der Mitte der Straße angekommen war und der Gegenverkehr ziemlich dicht rollte. Gezwungenermaßen blieb er also stehen. Sein Blick flog zur Uhr neben der Tankanzeige. Soweit er wusste, schloss die Post gleich. »Los Omi, leg mal einen Zahn zu«, murmelte er und schaltete schon einmal in den ersten Gang. Er musste dringend einige Überweisungen tätigen und eigentlich auch mal über einen Dispokredit verhandeln, aber das konnte er sich für heute abschminken.
    Als Kilian endlich den Wagen geparkt hatte, bog er um die Ecke zum Haupteingang der Post und sah Diane. Sie stand vor der Glastür der hell erleuchteten Filiale und schlug mit der rechten Hand gegen die Scheibe. Kilians Herz machte einen Sprung, und er bedankte sich bei der Oma auf dem Zebrastreifen. Wenn sie nicht gewesen wäre, hätte er Diane vielleicht verpasst. Kilian tippte seiner Traumfrau leicht an die Schulter.
    Diane fuhr herum.
    »Was machst du denn hier?«, fragte Kilian. »Genießt du deinen Urlaub, solange Maxi mit der Jugendgruppe auf Texel ist?«
    »Ich vermisse die Süße jetzt schon.«
    »Eine Woche Erholung wird dir guttun«, antwortete

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