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Finkenmoor

Finkenmoor

Titel: Finkenmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myriane Angelowski
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Vorschein. »Und was ist das? Du hast gut reden, du musstest dich ja nicht in so eine Gefahr begeben!«
    Diane hatte recht. Er war so ein Arsch. Sie hatte eine Menge riskiert und Mut bewiesen. Doch Dianes Ausstiegswunsch akzeptierte er nicht. »Phyllis kommt gleich. Wir ziehen unseren Plan durch! Okay?«
    Sie rappelte sich hoch, stürmte in die Küche. »Du schnallst gar nichts! Du denkst, das hier ist ein Spiel! Schleichst dich rein, spielst Cowboy und Indianer! Lächerlich, schon wie du aussiehst mit dieser albernen Maske …«
    »Sturmhaube!«
    »Ist doch scheißegal! Ich kann das nicht, verstehst du! Ich habe einfach nicht die Kraft, egal was für eine Drecksau er ist. Es bringt auch nichts …«
    »Das weißt du doch noch gar nicht!«
    »Aber worum geht es? Um Rache? Will ich mich so rächen? Ist es wirklich mein Ding, oder habe ich mich vor einen fremden Karren spannen lassen?«
    »Vor welchen Karren?«
    »Vor Phyllis’? Vor deinen? Vor den Karren meiner eigenen Schuldgefühle wegen meiner toten Tochter?« Diane putzte sich die Nase. »Ja, es bricht mir das Herz, Maxis Sprachlosigkeit zu ertragen, und es ist schlimm zu sehen, wie du leidest, dein Vater säuft. Aber …«
    »Aber was?«
    Diane nahm ihre Handtasche. »Es ist nicht mein Weg. Und trotzdem bin ich weiter gegangen, als ich wollte.«
    »Das fällt dir aber früh ein …«
    Dallinger stöhnte. Kilian verstummte. Er und Diane standen wie erstarrt.
    »Der kommt zu sich«, flüsterte Kilian.
    »Das kann nicht sein.«
    Phyllis fuhr vor, parkte direkt vor der Tür. Kilian lief hinaus.
    »Was ist los?« Sie klang nervös.
    »Es gibt Probleme. Dallinger ist auf Diane losgegangen, und nun will sie aussteigen.«
    »Hat er ihr was getan?«
    »Sie ist okay, aber …«
    Phyllis stapfte an ihm vorbei ins Haus. Kilian folgte.
    »Was ist los, Kindchen?« Sie breitete die Arme aus, Diane ließ sich hineinfallen und schluchzte herzzerreißend. Phyllis hielt sie fest, drückte sie an sich.
    Kilian ging in die Küche, nahm die Müllsäcke aus dem Schrank unter der Spüle und begann, Dallinger darin einzuwickeln. Phyllis und Diane kamen dazu und halfen ihm.
    »Der hat ganz schön abgenommen«, bemerkte Phyllis. »Das erleichtert die ganze Sache um ein Vielfaches.«
    Gemeinsam schleiften sie den Gefangenen nach draußen. Locker gelang es dem Trio, den Körper auf die Ladefläche des Berlingos zu hieven.
    Phyllis verriegelte den Wagen.
    Wortlos gingen sie anschließend in die kleine Wohnung zurück, sammelten Dallingers persönliche Sachen ein und reinigten sämtliche Flächen von Fingerabdrücken.
    Als sie damit fertig waren, verabschiedete sich Diane, stieg in ihren Wagen und fuhr davon, ehe Kilian etwas sagen konnte.
    Kopfschüttelnd sah er Diane nach. »Was soll denn das?«
    »Das war die Abmachung, den Rest schaffen wir allein.«
    »Allein? Aber …«
    »Kein Wort«, sagte Phyllis barsch.
    Kilian fügte sich, aber die Situation gefiel ihm nicht. Nichts klappte. Seiner Meinung nach lief der Plan völlig aus dem Ruder. Aber er schwieg.
    Als Phyllis losfuhr, war der Morgen nicht mehr fern und, oberflächlich betrachtet, deutete nichts auf die Geschehnisse hin, die sich in dieser Nacht im Anbau neben dem Haus der Bernsens ereignet hatten.
     
    Schon am Ortsschild von Sahlenburg sahen sie den ersten Einsatzwagen der Polizei. Entlang der schnurgeraden Nordheimstraße standen Beamte in kleinen Gruppen. Ein ungewöhnliches Bild. Es passte weder zu dieser Stunde noch zu dem verschlafenen Örtchen.
    Kilian rutschte tiefer in den Sitz, als Phyllis den Blinker setzte, um in den Berenscher Weg abzubiegen, dort aber von einem uniformierten Beamten gestoppt wurde.
    Sie ließ die Scheibe hinunter.
    »Moin, hier können Sie nicht weiter«, sagte der Polizist. »Wir haben das Gebiet um das Finkenmoor weiträumig abgeriegelt und beginnen gleich damit, Häuser im Umkreis von einem Kilometer zu evakuieren.«
    Phyllis machte den Motor aus. »Du meine Güte, warum?«
    »Waldarbeiter haben gestern eine alte Fliegerbombe entdeckt. Die muss entschärft werden.«
    Kilian fuhr sich durch die Locken.
    »Wo müssen Sie denn hin?«, fragte der Polizist und leuchtete kurz ins Fahrzeug, der Lichtstrahl streifte den verpackten Dallinger. »Wenn Sie hier wohnen, können Sie noch schnell ein paar Sachen aus Ihrem Haus holen. Allerdings müssten wir Sie zur Sicherheit begleiten.«
    Phyllis startete den Wagen. »Nicht nötig. Wir kommen später wieder. Wie lange wird die Aktion dauern?«
    »Schwer

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