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Finkenmoor

Finkenmoor

Titel: Finkenmoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myriane Angelowski
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auf jeden Fall heute noch über sie triumphieren würde.
    ***
    Kilian drückte sich gegen das Holz des verwitterten Schuppens und ließ den Anbau neben der Garage nicht aus den Augen. Er trug dunkle Kleidung und hatte das Gesicht mit einer schwarzen Sturmhaube verdeckt. Seine Augen starrten durch schmale Schlitze. Seit über einer Stunde wartete er auf das vereinbarte Zeichen, eine Kerze im Fenster. Warum hielt sich Diane nicht an die Zeitvorgaben?
    Mitternacht war längst vorbei.
    Kilian schob die Haube über die Lippen nach oben, sog an einer Zigarette, warf die Kippen allerdings nicht achtlos auf den Boden, auch wenn er hier zu Hause war, sondern sammelte sie in einer kleinen Schachtel. Solche Dinge hatte Phyllis ihm eingeschärft.
    Im Anbau brannten jetzt Kerzen. Das Küchenfenster stand einen Spalt offen. Komisch.
    Unzählige Male waren sie die Pläne durchgegangen. Dallinger anreisen lassen. Dann das Abendessen mit einer exakten Menge Fentanyl versetzen. Ende. Den Rest erledigten sie gemeinsam.
    Hoffentlich beachtete Diane die Dosis des Schlafmittels, schließlich sollte Dallinger nicht seelenruhig abkratzen. Den Gedanken, dass sich dieses Schwein gerade an Diane ranschmiss, ertrug Kilian kaum, tröstete sich aber mit der Gewissheit, dass alles nur ein Spiel war. Ein gut durchdachtes, riesengroßes Täuschungsmanöver, um es dieser minderwertigen Kreatur heimzuzahlen.
    Genial vorbereitet und generalstabsmäßig durchdacht von Phyllis, die Kilian schlichtweg für ein Genie hielt.
    Er freute sich auf Dallingers blödes Gesicht, wenn ihm der Verrat bewusst wurde. Seit Wochen stellte er sich vor, wie sie ihn kaltmachten. Kilian war dankbar und glücklich, dass Phyllis ihn eingeweiht hatte. Die Idee, Dallinger für seine Ankunft im Anbau neben dem Haus seines Vaters unterzubringen, hatte er zu dem Plan beigesteuert. Einfach und geistreich. Phyllis hatte ihn dafür gelobt. Die kleine Einliegerwohnung stand seit dem Tod seiner Großmutter leer, sie eignete sich perfekt. Zudem wirkte sich günstig aus, dass sich sein Vater noch immer in der Entzugsklinik aufhielt, und Maxi verbrachte ein paar Tage bei ihrem Patenonkel in Hamburg. Sie hatten alles bedacht, sämtliche Szenarien durchgespielt.
    Jetzt wehte Musik herüber. Kilian sah irritiert auf seine Armbanduhr. Verdammt. Rock ’n’ Roll stand nicht auf dem Plan. Aber er rührte sich nicht, dachte an die Worte, die Phyllis ihm hundertmal eingeschärft hatte. »Du bleibst auf deinen Posten, egal was passiert.«
    ***
    Ronny wippte mit dem Fuß. Im Radio lief »My girl« von den Stones.
    Ich-heiße-gar-nicht-Emily stand mit dem Rücken zu ihm vor der Spüle und wusch Besteck unter fließendem Wasser. Es kostete ihn Mühe, sie deswegen nicht zu rügen. Verschwendung von Ressourcen war nicht in seinem Sinn. Aber darum ging es jetzt natürlich nicht. Er versuchte sich abzulenken, starrte auf die Speckpolster an ihren Hüften.
    Sie wirkte angespannt, den ganzen Abend schon. Kein Wunder. Sie hatte ihn von der ersten Minute an belogen. Es würde Spaß machen herauszufinden, warum.
    Sie warf einen Blick über die Schulter, ihre Rehaugen liebkosten ihn kalt. »Hat es dir geschmeckt?«
    »Ausgezeichnet, meine Liebe, besser als erwartet.« Fertigessen. Dass Lügenmaul es überhaupt wagte, ihm so einen Fraß vorzusetzen. Braune Augen sind gefährlich, aber in der Liebe ehrlich. Blablabla!
    »Komm her«, sagte er betont lässig, als er sich die Nase dezent geputzt hatte. »Ich möchte mit dir anstoßen.«
    »Gleich.«
    Er wollte ihr Gesicht sehen, wenn er sie konfrontierte.
    Gregor hatte sich als die reinste Plaudertasche erwiesen. Allerdings konnte Ronny die Puzzlestücke nicht komplett zusammensetzen. Noch nicht.
    Emily-Diane-Lügenmaul trocknete ihre Hände, hängte das Geschirrtuch an einen Plastikhaken und setzte sich. Ihr Rock rutschte über die Knie. Orangenhaut auf den Oberschenkeln. So etwas störte Ronny nicht. Lächelnd machte er den ersten Schachzug. »Wann kommen die Leute, die hier wohnen, aus dem Urlaub zurück?«
    »Ich weiß es nicht genau.« Sie griff ihr Glas.
    »Auf meine Freiheit und unsere Liebe«, sagte er, diese Emily-Schlampe fest im Blick. Sprechen Sie aus, was Sie bewegt. Fressen Sie nichts in sich hinein. Ronny gönnte ihr noch einen Schluck, bevor er Prof. Peters Ratschlag befolgte. »Du bist eine widerwärtige Lügenfresse!« Er freute sich, dass er gelassen klang.
    Sie saß regungslos. Zuckte nicht einmal mit den Lidern. Ein Pokerface. Unglaublich.

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